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Alfred der 571
So belle Augen und fo gelbe Locken —
Tl'il! du hast bleiche Wangen, bist du kraut?
Alfred.
Nicht krank, mein Kind, doch matt zum Sterben,
Jesus,
Emma.
Tu armer Mann! Wie heißt du dcuu?
Alfred.
Ich? — Edgar,
Lmma,
Ein schöner Name! Edgar! — Edgar, setze dich,
Laß dir's hier wohl fein, Edgar! Ich heiß'
Emma —
O, das ist fchöu, o, das ist schön!
Alfred.
Ei, was denn?
Emma.
Merk doch nur, Edgar, Emma! Ei, bei beiden
Ist E der erste Buchstab', Nas ist hübsch,
Älnrd.
Tic holde Einfalt!
Lmma,
Ja, der Vater f.igt das auch,
Alfred.
Was dcun, mein Kind?
Emma,
Taß ich einfältig bin,
Tllch das, spricht Mutlcr, gidt sich mit der Zeit,
Wen» fie nnr gut ist, Edgar, und ich biu gut,
Ich will niemanden Böses ^ glaub' mir's, Edgar,
fchlng.
Allein iä) plaudre hi^ -r und du bist müde,
Alfred. Emma.
Warum nicht? Heute, morgen, übermorgen
Und Freitags und viel langer, Uicl, viel länger.
Wir wollen uus recht Hut behelfen, Edgar,
Vorn in der Kaminer schlafen meine Eltern,
Im kleinen Hinterstübchcn schlafe ich,
Ta will ich dir vum nllcrschönstcu Stroh
Ein weiches Vett bereiten, lieber Edgar,
Alfred.
Wie, sollte diese Himmelsmaske trügen?
Emma.
Ta wollen wir zusammen plaudern, Nichi?
O, das ist herrlich!
Alfred.
Aber wird die Mutter —
Emma.
W,'iü, ich des Morgens aus deni Bette steig!',
Eo drück die Augen zu, verstehst du mich?
In ciuein Nn hab' ich mein Nöckchen über,
Alfred.
Entarteter, du wagst deu reinen Spiegel
Mit deines Argwohns eklem Hauch zu trüben?
Tu uubcfchrciblich licbenswürd'ges Kind,
Emma,
Nnn, Edgar, komm, ich führe dich zum Vater,-
Zum Abendbrot hol' ich ans meinem Gärtchcn
Kirschen,
Tie sollst du haben und die reife oniltt-,
Vmi lentcr Kirchwrih'; den schwatz' ich ihr ab,
Und alles das für dich. Komm, Edgar, tonnn.
Zweiter Auszug.
Pfarrer.
Ei, laßt das junge Volk fich frencn, Alter,
^'s isl ja doch ihr cinz'ger ^i^uocntag,
Truni wer ein Stückän-n «nchcu fich erbettelt
? gereut und fic ihn wieder ranbl. Telio».
Stiefmütter ist sie nicht geworden, Herr,
Tie ihre Kinder züchtigt, wenn sie fehlen,
Trum sollen wir auch wie rcninüt'gc Söhne,
Uns bessern und nicht ihres Zornes lachen,
Pfarrer.
Ich merke, Ihr denkt stets vergangner Zeit.
Tcvo«.
Ich weine, Herr, daß sie vergangen ist.
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515