Seite - 29 - in Guido Adlers Erbe - Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
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ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214
Institut hatte er 1927 an den im antisemitischen Netzwerk der Bärenhöhle59
bestens verankertenLach, 1933dannNSDAP-Mitglied,60 abtretenmüssen.Am
25.März 1938, dreizehn Tage nach dem „Anschluss“, bat Adler Kardinal
Theodor Innitzer (1875–1955), dendamaligenPräsidentenderDenkmäler der
Tonkunst inÖsterreich, umEnthebung von seiner Funktion als Leiter der Pu-
blikationen, da es „unter den obwaltenden Umständen wol [sic] geraten“
schien.611940gingdie InstitutsleitungandenderNSDAPnahestehendenErich
Schenk(1902–1974)über,derkeinHehldarausmachte,mitAdlersAuffassung
vonMusikwissenschaft (voralleminGestaltderStilforschung)nichtsanfangen
zukönnen.62
Nach dem Tod seiner Frau Betti (geb. Berger, 1859–1933) kümmerte sich
TochterMelanie (1888–1942), eine ausgebildeteHomöopathin,63um ihren zu-
nehmend gebrechlichen Vater. Während Sohn Hubert Joachim (Achim,
1894–1964), ebenfallsArzt, 1938mit FrauundKindern indieUSAemigrierte,
konnte sich Adler nichtmehr zu einem solchen Schritt entschließen, obwohl
amerikanische Freunde wie Carl Engel (1883–1944), ehemaliger Leiter der
Musikabteilung der Library of Congress, dringend dazu rieten undHilfe an-
boten.64VollkommenzurückgezogenverstarbAdler am15.Februar1941.
SeinTodwarder gleichgeschaltetenPresse keineErwähnungwert. Es blieb
59 Siehe Klaus Taschwer: Antisemitische Adressen in Wien. derStandard.at, 23.07.2012,
URL: http://derstandard.at/1342947379780/Antisemitische-Adressen-in-Wien, abgerufen
am04.02.2014.
60 Siehe PamelaM. Potter: Die deutscheste derKünste.Musikwissenschaft undGesellschaft
vonderWeimarerRepublik bis zumEndedesDrittenReichs. Stuttgart: Klett-Cotta 2000,
S. 153;sieheauchGerhardOberkofler:ÜberdasmusikwissenschaftlicheStudiumvonGeorg
Knepler an derWiener Universität. Eine archivalische Notiz zu seinem hundertsten Ge-
burtstag. In:MitteilungenderAlfredKlahrGesellschaft 13 (2006),Nr. 3.URL:http://www.
klahrgesellschaft.at/Mitteilungen/Oberkofler_3_06.html, abgerufenam05.02.2014.
61 Elisabeth Th. Hilscher: Denkmalpflege undMusikwissenschaft. Einhundert Jahre Gesell-
schaft zurHerausgabe der Tonkunst inÖsterreich (1893–1993). Tutzing: Schneider 1995
(=WienerVeröffentlichungenzurMusikwissenschaft 33), S. 149.SieheauchdasFaksimile
des Briefes auf derWebsite derDenkmäler der Tonkunst inÖsterreich.URL: http://www.
dtoe.at/Infos/Adlerbrief.php, abgerufenam06.02.2014.
62 Siehe etwaErich Schenk:Musikwissenschaft als kulturpolitischerAuftrag. Inaugurations-
rede,gehaltenam9.Dezember1957. In:DiefeierlicheInaugurationdesRektorsderWiener
Universität fürdas Studienjahr 1957/58.Wien: SelbstverlagderUniversität 1958, S. 79–82,
zitiert nach Erich Schenk: Aufsätze, RedenundVorträge. Graz,Wien, Köln: Böhlau 1967
(=WienerMusikwissenschaftlicheBeiträge7), S. 9–16.
63 TomAdler,Anika Scott: Lost to theWorld. [Philadelphia, Pa]:Xlibris 2003, S. 57. Zudem
tragischenSchicksaldernachAdlersTodsichumseineBibliotheksorgendenund1942nach
Minsk deportierten und inMaly Trostinec ermordeten Tochter siehe Yukiko Sakabe: Die
BibliothekvonGuidoAdler: In:MitteilungenderAlfredKlahrGesellschaft14(2007),Nr. 1,
S. 10–12. URL: http://www.klahrgesellschaft.at/Mitteilungen/Sakabe_1_07.pdf, abgerufen
am05.02.2014.
64 Adler/Scott: Lost to theWorld (Anm.63), S. 66–74.
ZurPersönlichkeitGuidoAdlers 29
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Guido Adlers Erbe
Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
- Titel
- Guido Adlers Erbe
- Untertitel
- Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
- Herausgeber
- Stefan Alker-Windbichler
- Murray Hall
- Markus Stumpf
- Verlag
- V&R unipress GmbH
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-0721-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 316
- Schlagwörter
- Political Science, National Socialism, Nazi-looted, musical life, provenance research, Nationalsozialismus, NS-Raub, Musikleben
- Kategorie
- Kunst und Kultur