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ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214
zögern könnte. An frühen Arbeitenwurde jedenfalls kritisiert, dass sie „eine
allzu schmaleundungesicherteMaterialbasis“hatten.20
Abgesehenvon solchenÜberlegungen ist aber nicht zuübersehen, dass die
oftmalslangenach1945 fortgesetztenKarriereneinzelnerMusikwissenschaftler
und stärker noch der durch Kollegenschaft und Schüler-Lehrer-Beziehungen
gebildete soziale Zusammenhalt innerhalb der engerenuniversitärenGrenzen
derDisziplin eineAuseinandersetzungmitderVerstrickung indasNS-System
wenig opportun erscheinen hat lassen. Ein Blick auf die Verfasser der frühen
BeiträgemachtdieseHemmungendeutlich.
Der Historiker JosephWulf21 und der Musikjournalist Fred K. Prieberg22
warenundbliebenstetsAußenseiterderzünftigenakademischenKreise;ebenso
giltdiesauchfürAlbrechtDümling.23ObwohlihreArbeitengrundlegendwaren,
gelangeskeinemdieserDrei, einedauerhaftePositionimakademischenMilieu
zu erlangen.Die beidenviel rezipiertenArbeitenvonPamelaM.Potter (USA)
undWillem de Vries (NL) entstanden aus studentischen Abschlussarbeiten;
außerdemist nicht zuübersehen,dassbeidenicht ausdemdeutschsprachigen
Raumstammen. Für alleArbeiten gilt jedenfalls, dass sie nicht vondemKreis
derjenigen, die beruflich an Universitäten oder außeruniversitären wissen-
schaftlichen Einrichtungen verankert waren, geleistet wurden. Die erste be-
deutsame Auseinandersetzung mit dem Thema durch deutsche Universitäts-
angehörigebrachte2000dieTagungMusikwissenschaft imNationalsozialismus
und in faschistischen Regimen. Kulturpolitik –Methoden –Wirkungen,24 die
auch als Reaktion auf die Kontroversen, die die deutscheÜbersetzung von
WillemdeVries’Buchausgelösthat, zuverstehen ist.25
WieschwierigderUmgangmitdernationalsozialistischenVergangenheitder
Disziplinist,zeigenauchdieBeiträgezumStichwort„Musikwissenschaft“inder
20 Finscher:MusikwissenschaftundNationalsozialismus(Anm.18), S. 1.
21 Eine kurze Darstellung seines Lebens unter RolandKaufhold: Vor 100 Jahrenwurde der
Historiker JosephWulf (22.12.1912–10.10.1974)geboren…URL:http://www.hagalil.com/
archiv/2012/12/20/wulf/, abgerufenam26.12.2016.
22 Der bemerkenswerte Umfang seiner jahrzehntelangenArbeit ist dokumentiert in o.A.:
Das „Archiv Prieberg“. URL: http://www.uni-kiel.de/muwi/forschung/archiv-prieberg.
html, abgerufenam26.12.2016.
23 Eine biographische Selbstdarstellung findet man unter: Albrecht Dümling: Dr. Albrecht
Dümling, Berlin. URL: http://www.duemling.de/beispiel-seite/, abgerufen am26.10.2013.
24 Publiziert als Foerster/Mahling/Hust (Hg.): Musikforschung – Faschismus – Nationalso-
zialismus (Anm.4).
25 ThorstenHindrichs, ChristophHust: Bericht über die Internationale Tagung „Musikwis-
senschaft imNationalsozialismusundinfaschistischenRegimen.Kulturpolitik–Methoden
–Wirkungen“,ausgerichtetvomMusikwissenschaftlichenInstitutderJohannesGutenberg-
UniversitätMainzmitderGesellschaft fürMusikforschungundderLandesmusikakademie
Rheinland-Pfalz in Schloss Engers, 8. bis 11.März 2000. In: Frankfurter Zeitschrift für
Musikwissenschaft 3 (2000), S. 1.
Das Institut fürMusikwissenschaft anderUniversitätWiennachGuidoAdler 51
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Guido Adlers Erbe
Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
- Titel
- Guido Adlers Erbe
- Untertitel
- Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
- Herausgeber
- Stefan Alker-Windbichler
- Murray Hall
- Markus Stumpf
- Verlag
- V&R unipress GmbH
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-0721-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 316
- Schlagwörter
- Political Science, National Socialism, Nazi-looted, musical life, provenance research, Nationalsozialismus, NS-Raub, Musikleben
- Kategorie
- Kunst und Kultur