Seite - 93 - in Guido Adlers Erbe - Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
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ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214
Vorgeschichte zumRaub:Robert Lachunddie
Denkmälerbibliothek
MitdemgrassierendenAntisemitismusanderUniversitätWienundderdamit
einhergehenden Berufung Robert Lachs33wurde der Grundstein für den spä-
teren Bibliotheksraub gelegt. Guido Adler bewahrte sich zunächst über seine
Schüler Rudolf von Ficker (1886–1954)34 undWilhelm Fischer (1886–1962)35
einen gewissenEinfluss am Institut undgleichzeitig behielt er die Leitungder
PublikationderDenkmälerderTonkunst inÖsterreich(DTÖ).361928spitzesich
der Konflikt zwischen Lach undAdler bzw. Ficker zu, dennAdler dürfte an-
scheinend der Institutsschlüssel abgenommen worden sein. Dies führte am
23.Mai 1928 zu einemÜbereinkommenzwischendenbeiden Institusvorstän-
denLachundFicker. DieDTÖ-Bestände verblieben bis aufWiderruf ammu-
sikhistorischenSeminar undkonntenweiterhin genutztwerden,wobei jedoch
Ficker über „den Schlüssel der DTÖ-Kästen und die Verantwortung über die
33 Vgl. Staudinger: Musikwissenschaft an der Universität Wien 1945–1955 (Anm.3), hier
S. 160–161.
34 Rudolf v. Fickerwar einerder ältesten SchülerGuidoAdlers. 1920–1927war erExtraordi-
narius an der Universität Innsbruck; ab 1927 Mitvorstand des musikalischen Seminars
nebenRobert Lach anderUniversitätWien,was zu andauerndenKonflikten führte; 1931
wurde Ficker als o. Prof. an die UniversitätMünchen berufen. 1945wurde er seitens der
amerikanischenMilitärregierung inseinemAmtbestätigt; vgl.KamilaStudigl-Ciechowicz:
„Hier ist der reinste Hexenkessel!“ Rudolf von Ficker und das Wiener Musikwissen-
schaftliche Seminar. In: Mitteilungen aus dem Brenner-Archiv Nr. 34/2015, S. 101–123
(URL: https://www.uibk.ac.at/iup/buch_pdfs/brennerarchiv_34_2015.pdf, abgerufen am
28.9.2016). Da dasMünchener Seminar und die Bibliothek gegen Kriegsende zerstört
wurdenunddaherkeinLehrbetriebmöglichwar,wurdeerbeurlaubtundkonntevonTirol
auswissenschaftlich arbeiten. Ficker zur SituationamWiener Institut nachKriegsende:
„Infolgemeiner liberalenGesinnungundalsVertreterderRichtungmeinesLehrershatte
ichdortvonSeitederantisemitischenMajoritätgrosseSchwierigkeitenundfolgtedeshalb
1931 einer Berufung als o. Prof. an die Universität in München, behielt jedochmeine
österreichische Staatsbürgerschaft bei.Als 1933dasNaziregimeanbrach, hatte ich auch
dortUnannehmlichkeitenallerArt,daichstetsdenBeitrittzurNSDAPablehnte.“(ÖSTA,
AdR,BMU,PAErichSchenk,Fol. 81–82,SchreibenFickeranDr.ThomasBenner, Intern.
AffaireDivision,EducationBranche, Igls bei Innsbruck, 2.8.[19]46).
35 WilhelmFischer studierte bei GuidoAdlerMusikwissenschaft sowieGeographie undGe-
schichteundwar von1912bis1928seinAssistent. 1923wurdeFischerzumao.Univ.-Prof.
ernanntundübernahm1928übernahmalsNachfolgerRudolfvonFickersdenLehrstuhlfür
Musikwissenschaft anderUniversität Innsbruck. ImApril 1938wurdeer als Jude zwangs-
pensioniert. 1945wurdeFischer rehabilitiert undwar bis 1948Direktor derMusiklehran-
staltenderStadtWien.1948erhielterwiederseinenLehrstuhl inInnsbruck,woervon1951
bis 1961 als o.Univ. Prof. lehrte.Vgl. ElisabethTh.Hilscher: Fischer,Wilhelm. In:Rudolf
Flotzinger (Hg.):ÖsterreichischesMusiklexikonONLINE.Wien:ÖAW2002–2015 (URL:
www.musiklexikon.ac.at/, abgerufenam19.9.2016).
36 Vgl.ElisabethTheresaHilscher:Chronikdes Instituts fürMusikwissenschaft. In:100 Jahre
Musikwissenschaft inWien,ÖMZ53(1998),H. 10, S. 4–7,hierS. 5.
RaubundRückgabederBibliothekunddesNachlassesGuidoAdlers 93
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Guido Adlers Erbe
Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
- Titel
- Guido Adlers Erbe
- Untertitel
- Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
- Herausgeber
- Stefan Alker-Windbichler
- Murray Hall
- Markus Stumpf
- Verlag
- V&R unipress GmbH
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-0721-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 316
- Schlagwörter
- Political Science, National Socialism, Nazi-looted, musical life, provenance research, Nationalsozialismus, NS-Raub, Musikleben
- Kategorie
- Kunst und Kultur