Seite - 138 - in Guido Adlers Erbe - Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
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ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214
[sic] Entscheidung getroffen seinwird. Lediglich dieDurchführung derKatalogisie-
runghabe ich ihmfreigestellt.
IchschliesseeinenBerichtüberdieam30.April1942stattgefundeneBesichtigungder
Bibliothekan [imAktnicht einliegend,Anm.].Die imvorletztenAbsatze erwähnten
Gegenstände sind lauter Porzellan und Glas für den Haushalt, haben also mit der
BibliothekkeinenZusammenhang.
IchnehmezurKenntnis,dassSiekommendenDienstag indenRäumendesSeminars
derUniversitätWieneineBesprechungder interessiertenStellenvornehmenwerden.
Beginn9Uhr. Falls esmirmöglich ist,werde ichdabei teilnehmen.205
Erich Schenkwandte sich ebenfalls am selben Tag an das Generalreferat und
schrieb,ohnedabeidieRolleWialas anzuführen:
InBeantwortungIhresSchreibenvom4.Mai1942erlaubeichmirmitzuteilen,dassder
gesamtewissenschaftlicheNachlassdesUniversitätsprofessorsHofratDr.GuidoIsrael
Adler im Sinne derVerfügung der Geheimen Staatspolizei vom23.Februar 1942 (B
Nr.5226/41 II BJ 3A) sowie denbei der zweitenBegehung am30.April 1942 getrof-
fenen Vereinbarung zunächst vonmir in Verwahrung desMusikwissenschaftlichen
SeminarsderUniversitätWiengenommenwurde.
Demnacherübrigt sichwohldie vonIhnen fürden12.MaianberaumteBesichtigung
imHauseWien19.Lannerstr. 9.206
Über diese Anlieferung der Adler-Bestände berichtete Rudolf von Ficker in
seinemMemorandumvon1945:
Als längereZeitkeineMitteilung[vonMelanieAdler,Anm.]mehreinlangte, erbat ich
imMärz1942brieflicheineNachrichtüberdenStandderAngelegenheit,erhieltjedoch
keineRückantwort. AnfangMai fuhr ich nachWien, um selbst Erkundigungen ein-
zuziehen.BeieinemBesuchimmusikwissenschaftlichenSeminaram8.Mai[1942]war
ichzufälligZeuge,wiedort geradedieBibliothekAdlers samtallenpersönlichenDo-
kumenten und Zubehör abgeladen und aufgestapelt wurde. Prof. Schenk, den ich
vorhernichtkannte,teiltemirzurAufklärungmit,Frl.Dr.Adlerhabesich„saudumm“
benommen, siehabe sichgegendasGesetzvergangen,weil sie gegendievon ihmbei
der Gestapo bewirkte Beschlagnahme der Bibliothek protestiert hätte. Sie sei ge-
flüchtet, wäre jedoch von der Gestapo schon gefundenworden und dann heiße es:
„Marsch,nachPolen!“207
IneinemweiterenSchreiben imFebruar1946 führtFickerweiters aus:
Über die Schluss-Szene des Falles bin ich durch Prof. Schenk, also aus verlässlicher
Quelle informiert. Inmeiner bereits imMemorandumerwähnten eigenenUnterhal-
205 ÖStA,AdR,BMU,SektionKunstwesen,Karton130,GZ3.786/42, SchreibenRechtsanwalt
HansWialaandenReichsstatthalter inWien, 8.5.1942.
206 ÖStA,AdR,BMU,SektionKunstwesen,Karton130,GZ3.786/42,SchreibenErichSchenkan
dasGeneralreferat fürKunstförderung,Staatstheater,MuseenundVolksbildung,8.5.1942.
207 Universitätsarchiv Innsbruck, Unterricht 179/45, Rudolf von Ficker, Memorandum,
29.10.1945, zit. n.:Oberkofler:Orchideenfächer imFaschismus(Anm.2), S. 48.
MarkusStumpf138
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Guido Adlers Erbe
Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
- Titel
- Guido Adlers Erbe
- Untertitel
- Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
- Herausgeber
- Stefan Alker-Windbichler
- Murray Hall
- Markus Stumpf
- Verlag
- V&R unipress GmbH
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-0721-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 316
- Schlagwörter
- Political Science, National Socialism, Nazi-looted, musical life, provenance research, Nationalsozialismus, NS-Raub, Musikleben
- Kategorie
- Kunst und Kultur