Seite - 159 - in Guido Adlers Erbe - Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
Bild der Seite - 159 -
Text der Seite - 159 -
© 2017, V&R unipress GmbH, Göttingen
ISBN Print: 9783847107217 – ISBN E-Lib: 9783737007214
derBelastungs-DokumenteausderWeltzuschaffen.Nun,daswürdeganzgutzudem
Windpassen,der jetzthierwiederweht–genauwie früher!284
Mit demVerschwindenlassen der Briefe war anscheinend ein entscheidender
SchlaggegendieUntersuchunggelungen.Auchhatte sichbereitsEdwardDent
(1876–1957),zudiesemZeitpunktPräsidentderInternationalenGesellschaftfür
Musikwissenschaft, zweifelnd über die Erfolgschancen des Vorgehens gegen
Erich Schenk geäußert.285Ebenso konnte sichKnud Jeppesen die diesbezügli-
chen Schwierigkeiten „kaumerklären“, sah aber ein Erklärungsmodell für die
Schwierigkeitendarin, dass „sowohl dieWiener-Universität wie dieAkademie
bei der Sache kompromitiert sind, und deshalb den Sch.[enk] beschützen
müssen“.286AuchFicker führtezuderThematik ineinemSchreibenanWellesz
aus:
WasSiemirüberdenStandderSch.-Angelegenheitschreiben,wundertmichinkeiner
Weise. Es beweist nur, dass,Meister und Skr. [Skrbensky, Anm.]weiterhin das Feld
beherrschen und es sich die verschiedenen Educational Officers mit diesen nicht
verderbenwollenundsieungehindertgewährenlassen,dieAngelegenheitalsgemeine
Denunziation darzustellen. Dass man auf sein Ersuchen, die Briefe Melys anmich
zurück zu geben überhauptmit keinemWorte reagiert hat, erklärt ja in aller Deut-
lichkeit, dass die Beschlagnahme der Briefe nur zu dem Zweck erfolgt ist, um der
Gegenseite einenDienst zu erweisen.Wenndaher andie Sachenochgerührtwerden
soll, dann wäre vor allem eine Erklärung herbeizuführen, was mit den Briefen ge-
schehen ist, ob sie noch vorhanden sind oder obman sie verschwinden liess. […]
AnJeppesenwerdeichindennächstenTagenschreiben.Esistjabedauerlich,dassDent
nicht dafür war, dass der Fall Adler von der IGMWaufgegriffen und geklärt wurde.
SchliesslichwarA. dochBegründer undEhrenpräsident. Soll nunvielleicht gar Sch.
künftig alsVertreterÖsterreichs inder IGMWfungieren?287
Dazupasste,dassSkrbenskyseinerArgumentationauchspäternochtreublieb.
So auch imJahr 1950, als anlässlichSchenksWahl zumDekanderphilosophi-
schenFakultätderUniversitätWienAnschuldigungeneinesVerbandsJüdischer
Intellektueller anden zuständigenMinister gerichtet wurden.288Ergänzend zu
denbereitsbekanntenArgumenten führteSkrbenskyaus:
284 ÖNB,Musiksammlung, F13Wellesz 1240, SchreibenRudolf vonFicker anEgonWellesz,
5.6.1947.
285 ÖNB, Musiksammlung, F13 Wellesz 1198, Schreiben Edward Dent an Egon Wellesz,
22.7.1946und1.8.1946.
286 ÖNB, Musiksammlung, F13 Wellesz 1319, Schreiben Knud Jeppesen an EgonWellesz,
12.11.1946.
287 ÖNB,Musiksammlung, F13Wellesz 1240, SchreibenRudolf vonFicker anEgonWellesz,
28.6.1947.
288 ÖStA, AdR, BMU, PA Schenk, Fol. 195 und Fol.196, SchreibenVerband jüdischer Intel-
lektueller andenUnterrichtsminister, 20.5.1950und20.6.1950.
RaubundRückgabederBibliothekunddesNachlassesGuidoAdlers 159
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
Guido Adlers Erbe
Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
- Titel
- Guido Adlers Erbe
- Untertitel
- Restitution und Erinnerung an der Universität Wien
- Herausgeber
- Stefan Alker-Windbichler
- Murray Hall
- Markus Stumpf
- Verlag
- V&R unipress GmbH
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-0721-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 316
- Schlagwörter
- Political Science, National Socialism, Nazi-looted, musical life, provenance research, Nationalsozialismus, NS-Raub, Musikleben
- Kategorie
- Kunst und Kultur