Seite - 331 - in Handbuch der Ornamentik - Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
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330 Grundformen der Gefäfse.
fäfs mit einem Pfropf geschlossen wird). Das Ausgiefsen wird er-
leichtert, wenn das Gefäfs eine schnaubenartige oder rohrartige
Dille oder wenn es einen geschweiften Ausgufs erhält, wie das
bei Krug und Kanne der Fall zu sein pflegt. Die Verzierung des
runden Ausgufsrandes pflegt aus Perlschnüren und nach aufsen ab-
fallenden Blattreihen gebildet zu werden. Der geschweifte Ausgufs
wird, wo er nicht durch den Schwung seiner Linie allein schon wirkt,
und ebenso die Schnaube durch Masken, Muscheln etc. geschmückt;
die rohrartige Dille erhält häufig am Ausgufsende einen Tierkopf
mit offenem Rachen als Schmuck.
Der Gefäfsdeckel weist im allgemeinen eine hutförmige Ge-
stalt auf, legt sich in den Ausgufsrand hinein, um denselben herum
oder liegt glatt auf; er erhält eine Handhabe in Form eines Knopfes,
eines Bügels oder eines Ringes und wird, wenn er nicht lose auf-
sitzt, mittelst eines Scharniers befestigt oder an Schnüren und Ketten
verschiebbar gemacht (Rauchfafs). In der Antike sind die Deckel
hin und wieder als kleine Gefäfse, Schalen oder Krüge gebildet
Der Gefäfshenkel richtet sich, was seine Gestalt, Stellung und
Zahl anbelangt, nach dem Zweck und der Gröfse des Gefäfses. Beim
vertikalen oder Ohrhenkel liegen die Ansätze in einer senkrechten
Ebene übereinander; beim horizontalen Henkel in einer horizon-
alen Ebene nebeneinander; beim Bügelhenkel in einer senkrechten
Ebene einander gegenüber. Der meist angewandte ist der vertikale
Henkel. Der horizontale Henkel ist speziell für das Heben, der
vertikale für das Neigen (beim Ausgiefsen) des Gefäfses bestimmt;
vertikale Henkel eignen sich hauptsächlich für hohe, horizontale für
flache Gefäfse. Weitere Bildungen entstehen durch Kombination, z. B.
wenn in der Mitte eines horizontalen Henkels ein Ohrhenkel ansetzt.
Da man sich ursprünglich der Stricke statt der Henkel bediente,
• nehmen letztere vielfach die entsprechende Gestalt an (Strickhenkel),
vergl. Taf. 182. 4. Die Henkel sind im allgemeinen draht- oder
bandförmig, werden am unteren Ansatz mit Masken verziert oder
zeigen pflanzliche Ausläufer, endigen in Schwanen- und Delphinen-
köpfe, imitieren gewundene Schlangen u. s. w. Bei Gufsgefäfsen soll
der Henkel so angebracht sein, dafs das Ausgiefsen bei vollem und
beinahe leerem Gefäfse gleich bequem erfolgen kann.
Es ist vielfach versucht worden, die Gefäfse nach ihrer Bestim-
mung, nach ihrem Zwecke zu klassifizieren, obgleich auch hier
bestimmte Grenzen sich nicht festsetzen lassen, da die Gefäfse in
vielen Fällen mehreren Zwecken zugleich gerecht werden, woraus sich
Kombinationen und Zwischenglieder ergeben. Wir folgen ungefähr
der Einteilung Sempers, wenn wir die Gefäfse in folgende Gruppen
unterbringen:
Handbuch der Ornamentik
Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Titel
- Handbuch der Ornamentik
- Untertitel
- Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Herausgeber
- Franz Sales Meyer
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 1937
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.6 x 15.7 cm
- Seiten
- 628
- Kategorie
- Kunst und Kultur