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I.2. Forschungsstand zum Wiener Handwerksordnungsbuch 13
der wirtschaftlichen, bruderschaftlich-religiösen und sozialen Aspekte der Lehrlings- und
Gesellenordnungen im spätmittelalterlichen Österreich, vor allem aufbauend auf die da-
mals vorherrschenden Erkenntnisse von Georg Schanz zur Entstehung von Gesellenver-
einigungen9.
Als weiterer österreichischer Historiker, der sich umfassend mit der Geschichte des
Wiener Handwerks beschäftigte, ist Heinz Zatschek (1901–1965) zu nennen. Sein 1949
erschienenes Buch „Handwerk und Gewerbe in Wien“10 gilt bis heute als Standardwerk
zur Wiener Handwerksgeschichte vom 12. Jahrhundert bis zum Jahre 1849. Zatschek
wertete vor allem das HWOB und die im Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA)
befindlichen Innungsurkunden sehr genau aus. Das gänzliche Fehlen von Anmerkungen
bzw. Quellennachweisen wird durch Zatscheks oft treffende Beobachtungen weitgehend
ausgeglichen. Zatschek verarbeitete seine umfassende Quellenkenntnis darüber hinaus zu
mehreren Aufsätzen, in denen beispielsweise seine schon in „Handwerk und Gewerbe“
angesprochene Unterscheidung zwischen Einung und Zeche abgehandelt11 oder der Ver-
such unternommen wurde, die undatierten Ordnungen des HWOB in eine chronologi-
sche Reihenfolge zu bringen12.
Zatscheks Tod im Jahre 196513 hinterließ in der Beschäftigung mit dem spätmittelal-
terlichen Wiener Handwerk eine unverkennbare Lücke, kaum ein Historiker hat sich seit-
her mit dem HWOB eingehender beschäftigt. Erst in den 1990er Jahren setzte sich vor
allem Ferdinand Opll wieder ausführlicher mit dieser Handschrift auseinander. Neben
der Abfassung eines Aufsatzes zum Zeitverständnis in den Ordnungen des HWOB14 legte
er auch ein umfassendes Register zu der Handschrift an, das heute im WStLA allgemein
zugänglich ist15.
Weiters wurden in der Vergangenheit in einigen Studien zu einzelnen Handwerken
Ordnungen aus dem HWOB herangezogen und auch teilweise gedruckt. Hervorgehoben
seien an dieser Stelle beispielsweise die Arbeiten von Emil Hütter (1835–1886) zu den Wie-
ner Lederern16 oder von Gustav Otruba (1925–1994) und J. A. Sagoschen zu den österrei-
chischen Gerberzünften17 und -gesellen18. In allen genannten Werken finden sich Drucke
von Texten aus dem HWOB. Otruba griff in weiteren Studien immer wieder Ordnungen
aus dem HWOB auf und edierte sie teilweise, wie unter anderem der von ihm herausgege-
bene und großteils bearbeitete Band zum 170. Jubiläum der ÖSAP (Österreichische Sani-
tär-Keramik und Porzellan-Industrie AG) zeigt19, in der die Geschichte der Wiener Hafner
auf Grundlage einiger Texte aus dem HWOB aufgearbeitet wird. Eine Gesamtedition, die
alle Ordnungen des HWOB in einem Band vereint, fehlt bisher.
9 Siehe unten S. 80f.
10 Zatschek, Handwerk.
11 Zatschek, Einung. Siehe dazu unten S. 21.
12 Zatschek, Handwerksordnungen.
13 Zu Zatscheks Leben vgl. allgemein Hruza, Heinz Zatschek.
14 Opll, Zeitverständnis.
15 WStLA, Sammlungen, Handschriften, A 97/3. An dieser Stelle möchte ich Ferdinand Opll für die
Zurverfügungstellung seiner Arbeitsmaterialien zum HWOB – im Speziellen der von ihm angefertigten aus-
führlichen Regesten zu den im HWOB enthaltenen Texten – danken.
16 Hütter, Lederer. Hütter war neben seinen historischen Forschungen vor allem als Zeichner, Radie-
rer und Litograph tätig, vgl. dazu ÖBL 3 (1965) 7.
17 Otruba–Sagoschen, Gerberzünfte.
18 Otruba–Sagoschen, Sage mit Gunst.
19 Otruba, Steingut.
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
(1364–1555)
- Titel
- Das Wiener Handwerksordnungsbuch
- Untertitel
- (1364–1555)
- Autor
- Markus Gneiß
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20418-3
- Abmessungen
- 17.3 x 24.5 cm
- Seiten
- 674
- Schlagwörter
- Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen