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Das Wiener Handwerksordnungsbuch - (1364–1555)
Seite - 156 -
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156 IV. Inhaltliche Aspekte zogen worden sind, ist jener der geschworenen Werkleute. Ein von einer Hand des späten 15. Jahrhunderts eingetragener Eid findet sich auf den vorgebundenen Pergamentblät- tern1095. Dieser ältere Text ist um einiges ausführlicher als der Eid der Werkleute, der wohl in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts niedergeschrieben worden ist1096. Werden im älteren Eid noch die Beschau der Gebäude und der Rauchfänge ebenso wie die Schätz- und Urteilsgewalt in Gebäude- und Grundstücksfragen als Kernkompetenzen der Werkleute explizit genannt, wird im jüngeren Text eine offenere Formulierung ver- wendet und von der Beschau, von Schätzungen und von anderen Dingen, die ihnen von Bürgermeister und Rat aufgetragen werden, gesprochen1097. Der ältere, ausführlichere Eid der Werkleute galt offenbar im 16. Jahrhundert auch für die geschworenen Vierer in den Vorstädten, wie ein Nachtrag aus dieser Zeit vermuten lässt1098. Sowohl für die Werkleute als auch für die Vierer vor den Toren sind Eide im Wortlaut der ersten Person erhalten, die den Ablauf der Eidesleistung vor dem Rat hervorragend illustrieren: Zuerst wurde der Eid (Ir werdet swern ...) vorgelesen, darauf folgte die knappe Antwort der Eidleistenden, wie beispielsweise hier im Falle der Werkleute: Daz ich die beschaw und schatzung, auch warzu mich burgermaister und rat verordnt, handln, halten und tuen wil, alles trewlich und ungeverlich, alz mir Got helf und all heiling1099. Aus nicht ersichtlichen Gründen wurden beide Teile – also das Vorgelesene und der Eid im Wort- laut der ersten Person – getrennt in die Handschrift eingetragen; dass sie zusammenge- hören, ist jedoch evident. Eine zeitnahe Änderung erfuhr der in die ersten Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts zu setzende Fleischbeschauereid1100. Hier wurde der erste Teil des Eides sprachlich vereinfacht: Der Abschnitt über die Beschau der Schlachtung ist im Nach- trag um einiges knapper, dafür tritt deutlicher hervor, dass die Beschauer bereits vor der Schlachtung die Qualität des Tieres prüfen sollen. In Summe kann auf jeden Fall festgehalten werden, dass die Amtseide die Aufgaben- gebiete der jeweiligen Ämter ziemlich genau umreißen, teilweise wurde sogar der Wort- laut reduziert, wenn ein Eid zu umfangreich bzw. für den Eidesleister zu belastend (zu swer) war. Der Blick auf die Tätigkeitsfelder anderer Ämter und der Vergleich mit den entsprechenden Eiden bestätigen jedenfalls diesen Eindruck1101. Ebenso zahlreich vertreten sind Eide, die beim Erhalt des Bürgerrechts geschworen werden mussten, die gleichzeitig aber auch einen Treueschwur gegenüber dem Stadtherrn darstellten. Bereits auf dem ehemaligen Einbandspiegel finden sich ein Treueid und ein Bürgerrechtseid, die beide auf den damaligen Herzog Friedrich V. bzw. auf König Fried- rich IV. – den späteren Kaiser Friedrich III. – als Vormund von Ladislaus Postumus ge- 1095 Siehe Nr. 52. 1096 Siehe Nr. 354. 1097 Siehe Nr. 52: wann ir zu schatzung, kauff, tailung, beschaw der gepew und vèngk der hewser oder ann- ders, so ew ze thun geburt, nichts ausgenomen, von burgermaister und rat oder den herrn, darzu geordent, ervordert werdet. – Nr. 354: die beschaw und schatzung(en), auch alles annders, so euch von denen herren burgermaister und ainen ersamen rate bevolhen wirdet. 1098 Siehe Nr. 52 Anm. a. Eine Hand der ersten Hälfte des 16. Jhs. ergänzt hier bei der Überschrift: unnd geschwornen in vorsteten. 1099 Siehe Nr. 46. Eid der Vierer vor den Toren: Nr. 54. 1100 Siehe Nr. 356; zu den Fleischbeschauern siehe auch unten S. 164f. 1101 Zu anderen Ämtern, ihren Aufgabengebieten und ihren Eiden siehe in den entsprechenden Ab- schnitten des vorliegenden Buches. Für den Metzenleiher siehe unten S. 163, den Hansgrafen unten S. 159f., den Leitgeb unten S. 168, die Überreiter unten S. 166, den Weinrufer unten S. 168, den Feuerrufer unten S. 169f. und den Mautner unten S. 161.
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Das Wiener Handwerksordnungsbuch (1364–1555)
Titel
Das Wiener Handwerksordnungsbuch
Untertitel
(1364–1555)
Autor
Markus Gneiß
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20418-3
Abmessungen
17.3 x 24.5 cm
Seiten
674
Schlagwörter
Late Medieval Vienna, Craft ordinances, Craftsmen, Late Medieval Urban Administration, Commented Edition, Wien im Spätmittelalter, Handwerksordnungen, Handwerker, Spätmittelalterliche Stadtverwaltung, Kommentierte Edition
Kategorien
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