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30 Angemessen
HUME kann man sagen, daß alle unsere „Eindrücke" (Empfindungen,
angeboren, d. h. ursprünglich, alle unsere Vorstellungen aber nicht angeboren
sind, sondern aus Eindrücken herstammen III,
KANT verwirft die Annahme angeborener Begriffe. Das „A priori" (s. d.)
hat mit dem Angeborensein nichts zu tun, sondern bedeutet, daß gewisse ur-
sprüngliche, in der Gesetzlichkeit des Anschauens und Denkens gegründete,
notwendige und allgemeingültige Erfahrungs- und Erkenntnisbedingungen be-
stehen. Die Raumanschauung (s. d.) z. B. ist apriorisch, aber nicht angeboren;
a. ist nur der „erste formale Grund" Subjekt, der die Raumanschauung
und so möglich macht (Über eine Entdeckung . . ., Kleine Schriften2, S. f.).
Die Kritik erlaubt schlechterdings keine anerschaffenen oder angeborenen
Vorstellungen, alle sind erworben; es gibt aber auch eine „ursprüngliche Er-
werbung", nämlich die Form der Anschauung und des Denkens, welche der
Intellekt „aus sich selbst a zustande bringt (ibid.).
H. SPENCER erblickt im Angeborenen das Produkt der „Erfahrung aller
Vorfahren"; dazu gehören die Anschauungsformen (s.d.) und Kategorien (s. d.).
Ähnlich lehren L. STEIN, nach dem der Kulturmensch die Dispositionen zu be-
stimmten Vorstellungsverbindungen auf die mitbringt (An d. Wende d.
Jahrhunderts 1900, S. 30), J. SCHULTZ U. a. Vgl. WUNDT, Grdz. d.
1903, IIP, 327 ff. — Vgl. A priori, Anlage, Nativismus, Moralsinn,
Rationalismus.
Angemessen s. Adäquat, Definition.
Angenehm ist, was dem fühlend-begehrenden Wesen in der Empfindung
willkommen ist, das sinnlich Gefallende, was lustbetonte Empfindungen hervor-
ruft. Wenn auch das Angenehme vom Schönen zu unterscheiden ist, so ist
doch das Angenehme von Sinneseindrücken (z. B. von Farben, Tönen) an dem Zu-
standekommen (s. d.) Gefühle beteiligt. — Nach KANT ist a., „was
den Sinnen in der Empfindung gefällt4* (Krit. der Urteilskraft, § 3). Das
ist individuell-subjektiv, es das Begehren und ist daher vom
(s. d.) scharf zu sondern. Vgl. JAHN, Psychologie6. 1907, S. 252 ff. Vgl.
Das Gesetz der A. lautet nach TH. LIPPS: „Alle
psychischen Vorgänge haben die Tendenz der Angleichung, d. h. der Minde-
rung ihrer Unterschiede" (Leitfaden d. Psychol., 1903, S. 84 f.).
Animalisch: tierisch, sinnlich. A. Funktionen sind die Körper-
bewegung und Empfindung, im Unterschiede von den „vegetativen" Funktionen.
Seele) ist: 1. der bei primitiven stark
verbreitete Glaube an die Wirksamkeit von Seelen, Geistern in der Natur (vgl.
TYLOR — von dem der Ausdruck stammt Anfänge d. Kultur, 1873; WUNDT,
1900 ff., II, 46 ff.); 2. die Auffassung der Seele, des Seelischen
als Lebensprinzip (s. Leben), bei ARISTOTELES, PARACELSUS, LEIBNIZ U. a., be-
sonders bei G. E. STAHL, nach welchem die Seele die Bildnerin des Organis-
mus und die Lehkerin des organischen Lebens ist et struit sibi corpus
et regit de et organ. diversitate, S. 44;
1707). In der vertritt eine Art „Animismus" WUNDT, der
die Seele (s. d.) als Prinzip des Lebens auffaßt und nach welchem Leben und
Beseelung Wechselbegriffe sind (Grundz. d. phys. Psychol. 1909, III6, S. 725 ff.).
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Handwörterbuch der Philosophie
- Titel
- Handwörterbuch der Philosophie
- Autor
- Rudolf Eisler
- Verlag
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Ort
- Berlin
- Datum
- 1913
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 12.7 x 21.4 cm
- Seiten
- 807
- Schlagwörter
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Kategorie
- Geisteswissenschaften