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Synthese.
danken cooxe ovxcov, De anima III 4, 430 a 28) spricht
ARISTOTELES.
Die fundamentale Bedeutung der S. lehrt aber erst KANT. Der Verstand
kann nichts auflösen, wo er nicht zuvor verbunden hat, also ist die S.
das Primäre. Alle logische Analyse setzt schon ursprüngliche Synthesen vor-
aus, die in eigener, apriorischer Gesetzlichkeit sich vollziehen. Die
bringt zuerst eine Erkenntnis hervor, die zuerst noch „roh und verworren sein
kann und also der Analysis bedarf", aber die S. ist doch „dasjenige,
eigentlich die Elemente zu Erkenntnissen sammelt und zu einem gewissen In-
halte vereinigt". Die S. ist eine Funktion der
(s. d.), welche das Mannigfaltige der Anschauung zu einheitlichen
hängen des Bewußtseins verknüpft (vgl. Apprehension, Rekognition,
duktion). Aber die S. „auf Begriffe zu bringen", ist eine Verstandesfunktion.
Die Verbindung des Mannigfaltigen ist nie sinnlich gegeben, sondern ein
der Spontaneität (s. d.). Wir können uns „nichts als im Objekte verbunden
vorstellen . ., ohne es vorher selbst verbunden zu haben". Jede
ist Vorstellung der Einheit des Mannigfaltigen". Die Vor-
stellung dieser Einheit entsteht nicht erst aus der Verbindung, sondern
vielmehr dadurch, daß sie zur Vorstellung des Mannigfaltigen
den Begriff der Verbindung allererst möglich". Diese Einheit der Synthesis liegt
aller Erkenntnis zugrunde, welche zuletzt durch die „synthetische Einheit
Apperzeption" bedingt ist (s. Apperzeption). „Reine Synthesis" ist
Verknüpfung des Mannigfaltigen, diese reine S. ergibt, allgemein gedacht,
einen „reinen Verstandesbegriff", eine Kategorie (s. d.), die nichts anderes
sagt als die „reine synthetische Einheit eines Mannigfaltigen" und nichts ist
eine Art der synthetischen Einheit der Apperzeption selbst. Es gibt
apriorische S. des Gleichartigen (bei der Erzeugung extensiver und
Größen) und eine S. des Ungleichartigen (z. B. die Relation:
dens, Ursache — Wirkung). Aller Erkenntnis liegen allgemeingültige,
„synthetische Urteile a priori" zugrunde (s. Urteil), durch welche über
Subjekt hinausgegangen wird, und zwar unabhängig von der Erfahrung, rein
auf der (reinen) Anschauung und des (reinen) Denkens ge-
stützt, aber als Bedingungen objektiver Erfahrung zugleich Bedingungen
Erfahrungsobjekte (Krit. der reinen Vern., S. 39 ff., 94 ff., 158).
unterscheidet von der ersten, unmittelbaren S. der Vernunft die mittelbare S.
des Verstandes, welche erst auf die Analyse folgt (System d. Logik, 1811,.
S. 116). Im kritizistischen Sinne betonen die S. COHEN (Logik, 1902, S. 22
Vereinigung in der Sonderung, Besonderung des zugleich Verbundenen; vgl..
Ursprung), (S. als Erweiterung, beständiger Fortgang, als Identi-
fizierung des Unterschiedenen innerhalb des Zusammenhanges durch „Ur-
sprungseinheit", Korrelation von S. und Analyse im Fortschritte des
Die log. Grundlagen der exakten Wissenschaften 1910, S. 9 ff.), CASSIRER U. a.,
WINDELBAND (Sigwart-Festschrift, 1900), RIEHL (Der philos.
II 2, 68; II 1, 234; vgl. Identität), B. BAUCH (1. Kant, 1911) u. a. — Nach
HÖFFDING ist die S. die „erste Kategorie". Der Typus aller Erkenntnis und
daher auch alles Erkannten ist die „Verknüpfung einer Mannigfaltigkeit
Einheit" (Der menschL Gedanke, 1911, S. 168 f.). Nach E. v. HARTMANN ist
die S. eine unbewußte Intellektualfunktion (s. Kategorie, Empfindung). Nach
SIEGEL ist nicht die S., sondern das Trennen primär (s. Analyse).
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Handwörterbuch der Philosophie
- Titel
- Handwörterbuch der Philosophie
- Autor
- Rudolf Eisler
- Verlag
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Ort
- Berlin
- Datum
- 1913
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- Abmessungen
- 12.7 x 21.4 cm
- Seiten
- 807
- Schlagwörter
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Kategorie
- Geisteswissenschaften