Seite - 14 - in Österreich-Ungarns imperiale Herausforderungen - Nationalismen und Rivalitäten im Habsburgerreich um 1900
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ISBN Print: 9783847110606 – ISBN E-Lib: 9783737010603
siemüssenüberdieZentrale laufen, esdarf keinesfalls zueinerVerständigung
derUntertanenuntereinanderkommen.15
Aus all dementsteht eine imperialeHerrschaft, die uneinheitlichund erra-
tischist, ebenweileskeineEinheitgebenkann.Tatsächlich istesdenwenigsten
Reichen überhaupt gelungen, auch nur einzelne Territorien ökonomisch und
politischerfolgreichzubeherrschen–wobeiindenletztenJahrendieBewertung
Österreich-UngarnsindieserHinsichttendenziellpositiverwurde,16weileshier
wie anderswozwarkeinenmonolithischen Imperialismusgab, aber ebendoch
eine relativ erfolgreiche reaktivePolitik. Europaweit blieb allerdingsdie impe-
riale Vision, sich dieWelt – oder zumindest den Teil, denman sich untertan
machen konnte – nach eigenenVorstellungen und eigenemNutzen umzufor-
men, eine Illusion, denndieKompromisse, die ein Imperiumverlangte,waren
und sind stärker als nationale Utopien.17Und so zeigten sich die Großreiche
oftmals hilflos18 – und gleichzeitig voller Beharrungskraft undÜberlebens-
stärke. Gerade Österreich-Ungarn macht deutlich, warum Hilflosigkeit und
DurchsetzungsfähigkeitkeinWiderspruchseinmüssen.
Die neue Forschung hat hier einiges an Differenzierung geleistet und
durchausdieZukunftsfähigkeitderDoppelmonarchiebetont.19Wennsichglobal
garnichtsoseltenzeigt,dassImperienhilfloswaren,dannrührtdaszuvorderst
von deren zumindest theoretisch unbegrenztemAnspruch her. Die Historio-
graphie hat dasmeist unterdemParadigmavonScheiternoderÜberdehnung
untersucht,undgeradeletztererBegriffverkamdabeizueinerFloskel,derwenig
empirische Fakten gegenüberstanden. AufÖsterreich-Ungarnübertragen zei-
gendieasymmetrischenKonfliktezwischenZentrumundPeripherie,zwischen
Imperiumund–womöglichbesetztem–Kleinstaat, aber nicht immernur ein
überfordertes Wien.Österreich-Ungarn war zwar häufig ein reaktives, aber
oftmalsaucheinkreativesGroßreich,daszwischendenMythendesschwachen
unddesmodernenImperiumszuverortenistunddurchaushandlungsfähigwar.
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GüntherKronenbitterweist inseinemAufsatzdaraufhin,dasses inWienzwar
regelrechteExpansionsspezialisten innerhalbder imperialenElitengab,dieein
15 Osterhammel,DieVerwandlungderWelt (wieAnm.8), S. 610–614.
16 Judson,TheHabsburgEmpire (wieAnm.9), S. 9.
17 Jane Burbank/Frederick Cooper, Imperien derWeltgeschichte. Das Repertoire derMacht
vom alten Rom und China bis heute [Übersetzung der engl. Originalausgabe 2010],
Frankfurt amMain2012,S. 413.
18 MaurusReinkowski/Gregor Thum(Hg.),Helpless Imperialists. Imperial Failure, Fear and
Radicalization(SchriftenreihederFRIASSchoolofHistory, 6),Göttingen2013.
19 Vgl. etwa Judson,TheHabsburgEmpire (wieAnm.9).
BernhardBachinger /WolframDornik
/StephanLehnstaedt14
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Österreich-Ungarns imperiale Herausforderungen
Nationalismen und Rivalitäten im Habsburgerreich um 1900
- Titel
- Österreich-Ungarns imperiale Herausforderungen
- Untertitel
- Nationalismen und Rivalitäten im Habsburgerreich um 1900
- Autoren
- Wolfram Dornik
- Bernhard Bachinger
- Stephan Lehnstaedt
- Verlag
- V&R unipress GmbH
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-1060-3
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 362
- Schlagwörter
- KUK, K.U.K, Habsburg, Monarchie, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918