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Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Band LIX
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Milena bartlová32 wurden. Trotzdem bleibt das quantitative Miß- verhältnis erklärungsbedürftig. Und in der Tat kann man sich vorstellen, daß die Bedingungen für das Überleben säkularer Werke noch schlech- ter waren als im Fall der religiösen; sie bildeten häufig Teile von profanen Gebäuden, bzw. von Wohnausstattungen, oder es handelte sich um praktische Gegenstände wie Zaumzeug, feierli- che Gewänder und Schmuck oder Tafelzubehör, alles Dinge aus Bereichen, wo starker Verschleiß oder rascher Wandel der Mode herrschte.14 Dage- gen ist das vergleichsweise wenigen Veränderun- gen unterworfene und von schonendem Umgang geprägte sakrale Milieu für eine Konservierung von Bildern weit besser geeignet. Doch hatten nicht alle für sakrale Aufgaben bestimmte Bilder den gleichen Status. In der kunstgeschichtlichen Reflexion hat sich lange die Unterscheidung mittelalterlicher Bilder in narrative, Kultbilder und Andachtsbilder gehal- ten, wie sie in den zwanziger Jahren des 20. Jahr- hunderts von Wilhelm Pinder, Georg Dehio und Erwin Panofsky eingeführt worden war.15 Das Andachtsbild wurde dabei als eine spezifische Bildkategorie verstanden, die weder eine didak- tische Hilfe noch eine authentische Repräsentati- on des Sakralen darstellt, anders als das moderne Bild aber auch nicht zur eine ästhetischen Rezep- tion bestimmt ist, sondern vor allem emotional Eindruck machen soll. Die folgenden Genera- tionen von Mediävisten haben im Rahmen einer in die Moderne integrierten Kunstgeschichte angenommen, es sei möglich, das Andachtsbild von seinem Thema her zu definieren. Aus heuti- ger Sicht – angesichts eines neuen Verständnisses von Emotionalität und vor dem Hintergrund der Entwicklungen auf dem Gebiet der Neuro- logie der Wahrnehmung – erscheint diese lan- ge Debatte inhaltsleer, und man darf sie wohl als mit negativem Ergebnis beendet betrach- ten. Ebensowenig funktioniert die Kategorie Andachtsbild aus der Perspektive des Studiums historischer Kommunikationsmedien. Um zu identifizieren, ob das jeweilige konkrete Werk für die Ausübung persönlicher Frömmigkeit bestimmt war, erscheint eine Unterscheidung nach Größe und nach Hinweisen darauf, ob das Bild eher für eine Wahrnehmung aus der Ferne und im öffentlichen Raum oder aus der Nähe und in einer intimen Situation vorgesehen war, als die pragmatischste.16 Wirklich angebracht ist der Begriff Andachtsbild wohl nur bei Zei- chenarrangements wie etwa den „Arma Chrsti“, deren Ursprung in der rhetorischen Tradition und vor allem in der mnemonischen Kultur zu suchen ist.17 Was die narrativen Bilder des Mit- telalters angeht, so werden sie gegenwärtig vor allem als Kommunikationsmittel an der Schwelle zur oralen Kultur sowie als Teil des hagiographi- schen Diskurses untersucht.18 Die Frage schließ- 14 Zur säkularen Kunst M. Camille, Die Kunst der Liebe im Mittelalter, Köln 2000. 15 Eine komplette Übersicht zum Thema mit relevanten Literaturangaben bietet K. Schade, Ad excitandum devo- tionis affectum. Kleine Triptychen in der altniederländischen Malerei, Weimar 2001. Das Konzept wurde kritisch besprochen von T. Noll, Zu Begriff, Gestalt und Funktion des Andachtsbildes im späten Mittelalter, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 67, 2004, S. 297–328. Vgl. auch J. Hamburger, ‘To make women weep’. Ugly Art as “Femi- nine” and the Origins of Modern Aesthetics, in: Res: Anthropology and Aesthetics XXXI, 1997, S. 9–34. 16 H. Van Os (Hrsg.), The Art of Devotion, in the Late Middle Ages in Europe 1300–1500, Amsterdam, 1994; F. M. Kammel (Hrsg.), Spiegel der Seligkeit. Privates Bild und Frömmigkeit im Spätmittelalter, Ausstellungskatalog, Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, 31.05.2000–08.10.2000, Nürnberg, 2000; G. Jaritz, Nähe und Distanz als Gebrauchsfunktion spätmittelalterlicher religiöser Bilder, in: K. Schreiner/M. Müntz (Hrsg.), Frömmigkeit im Mittelalter. Politisch-soziale Kontexte, visuelle Praxis, körperliche Ausdrucksformen, München 2002, S. 331–346. 17 R. Suckale, Arma Christi. Überlegungen zur Zeichenhaftigkeit mittelalterlicher Andachtsbilder, in: Städel-Jahr- buch 6, 1977, S. 177–208. 18 H. Belting/D. Blume (Hrsg.), Malerei und Stadtkultur in der Dantezeit. Die Argumentation der Bilder, München 1989; W. Kemp, Sermo corporeus. Die Erzählung der mittelalterlichen Glasfenster, München 1987; Ders., Christ-
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Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte Band LIX
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte
Band
LIX
Herausgeber
Bundesdenkmalamt Wien
Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch, englisch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78674-0
Abmessungen
19.0 x 26.2 cm
Seiten
280
Schlagwörter
research, baroque art, methodology, modern art, medieval art, historiography, Baraock, Methodolgiem, Kunst, Wien
Kategorie
Kunst und Kultur
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