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Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Band LIX
Seite - 134 -
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walter jürgen Hofmann134 mythischen Prototyp von Lothar Franz, mit den goldenen Äpfeln der Hesperiden beschenkt.26 Die Goldfrüchte sind die mythologische Einklei- dung der kaiserlichen Dotation, während Con- cordia die Eintracht personifiziert, die Lothar Franz im kurfürstlichen Wahlgremium, doch ebenso in seiner Beziehung zum kommenden Kaiser zuwege gebracht hatte. Da aber eigentlich die Grazien die Übergabe der hesperidischen Be- lohnung zu vollziehen haben,27 geht die Synopse von Grazien- und Concordiabild einher mit der Einsicht, daß auch die drei Grazien „zuoberst“ die Pommersfeldener Leittugend der Eintracht sowohl vergegenwärtigen als symbolisieren. Das Dotationsdekret wartet auf mit einer drei gliedrig-substantivischen Parataxe, die jene Leittugend nicht nur umschreibt, sondern ihren tiefsten Sinn apostrophiert, und nennt in einer Reihe Zutragende Ergebenheit, Liebe undt freünd- schafft. Wie eine Botschaft richtet der neugewähl- te Kaiser diese hochtönenden Worte an Lothar Franz. Was darin zur Sprache kommt, habe sein Reichserzkanzler auf eine besondere arth mehr- mahlen erwiesen und an den tag gelegt. Ergeben- heit, Liebe und Freundschaft bezeugen die „stete und unaufflößliche Eintracht“28, die den Bund zwischen Kaiser und Kurfürst begründet hat, ihn aber auch erhalten wird. Auf dem gleichen Bild, auf dem Herkules als heroische Verkörperung von Lothar Franz die Belohnung der Goldäpfel von Concordia dargereicht bekommt, ergreift er mit der emblematischen Geste, die ebenfalls Concordia bedeutet,29 simultan die rechte Hand einer Allegorie, die in der Personifikation Miner- vas die beiden Tugenden „Fortitudo et Constan- tia“ vereint und so „muta et secundaria tantum significatione“ (Heraeus) die Devise versinnbild- licht, die Karl VI. sich zum „Symbolum“ seines Kaisertums erkor.30 Während oben die Grazien im Tanz der Eintracht, von Dankbarkeit und Wohltat zusammenfinden, steht unten eine Sze- ne vor Augen, die sich – gleich einem musikali- schen Thema mehrfach durchgeführt – in allen Belangen um die Programmatik von Concordia dreht. Unter der Gestalthülle von Herkules ist Lothar Franz in ein zwiefältiges Geschehen hi- neingezogen. Wo auf der einen Seite Concordia den Dank des Kaisers für die hergestellte Ein- tracht bei seiner Wahl abstattet, wird gegenüber die daraus entstandene Eintracht zwischen Kaiser und Kurfürst wie mit einem Handschlag besie- gelt. Somit steht fest, daß die wesentlichen Sinn- bezüge der Ikonologie Pommersfeldens mit ihren maßgeblichen Konzeptionen aus einer allegori- schen Lektüre des Dotationsdekrets hergeleitet sind. Es war die Quelle, woraus die Allegorie schöpfte. Das Grazienfresko darf indes weder als Bildkommentar noch als eine ikonographisch aufbereitete Redaktion mißverstanden werden. Im Stichwerk Kleiners, das manchen Hinweis zur Sinndeutung des Schlosses enthält, ist es nicht abgebildet oder vermerkt,31 und in den Ge- mäldekatalogen aus dem 18. Jahrhundert wird es 26 Ausführlich dargelegt ebenda, S. 130–132. 27 Mertens, Die drei Grazien (zit. Anm. 14), S. 168–170. 28 Das Zitat zu den drei Grazien, das in seiner vollständigen Wiedergabe mit Blick auf Pommersfelden besonders inte- ressant ist, lautet in der durch Lorenz Strauss während der sechziger Jahre des 17. Jahrhunderts herausgegebenen deutschen Übersetzung von Cesare Ripas „Iconologia“: Und auff diese Weise erhält die Freundschaffts=„Verknüpfung“ die Menschen in steter unaufflößlicher Eintracht beysammen (Cesare Ripa, Iconologia oder Bilder=Sprach, Band 1, Frankfurt am Main 1669, S. 43–44). 29 Andreas Alciatus, Emblematum Libellus, Paris 1542, S. 70, Emblem XXVII. 30 Hofmann, In campis pomeranicis (zit. Anm. 4), S. 131–132 und S. 242, Abb. 3. 31 Salomon Kleiner, Wahrhaffte Vorstellung beyder Hoch=Gräffl. Schlösser Weissenstein ob Pommersfeld und Gei- bach […], Augsburg 1728. Ein versteckter Hinweis findet sich schon in der Abfolge der zwanzig Blätter, die Pom- mersfelden gewidmet sind. Sehr sinnig bildet der auf der Tafel 10 verselbständigt herausgezeichnete Grundriß des
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Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte Band LIX
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte
Band
LIX
Herausgeber
Bundesdenkmalamt Wien
Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch, englisch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78674-0
Abmessungen
19.0 x 26.2 cm
Seiten
280
Schlagwörter
research, baroque art, methodology, modern art, medieval art, historiography, Baraock, Methodolgiem, Kunst, Wien
Kategorie
Kunst und Kultur
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