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Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Band LIX
Seite - 151 -
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Schriftquelle, allegorische Lektüre und schloss Pommersfelden 151 bild von Herkules und Amor programmatisch vor Augen stellt, beschließt die gesamte Darbie- tung.90 Wahr wurde, was Karl VI. im Dotations- dekret Lothar Franz anvertraute: Zutragende Er- gebenheit, Liebe undt freündschafft. X So tiefgründig und erhellend diese Deutung auch ist, und so wegweisend die Pommersfel- dener Paraphrase des Emblems mit dem Paar von Liebe und Tugend für das Verständnis des Schlosses erscheint – ihren Sinn erfüllen die Worte des Kaisers erst in anderen Zusammen- hängen an anderen Schauplätzen. Laut Byß bringt das große Mittelfresko Rottmayrs im Hauptsaal zur Darstellung, „Wie die Weißheit und das gute gewissen über die Laster triumphi- ret“91. Ganz offen, wie es in Pommersfelden nicht oft vorkommt, nimmt das Tugendpaar Bezug auf das Kaiserpaar mit der „Weißheit“ Karls VI., die ihn bis zum Kaiserthron führte, und dem „guten gewissen“ Elisabeth Christinas, das sie sich durch ihren von Lothar Franz betriebenen und zeleb- rierten Glaubenswechsel erwarb, und der die Vo- raussetzung für ihren Aufstieg zur Gemahlin und Kaiserin an der Seite des neuen Kaisers war.92 Die Pointe des Deckenbilds offenbart sich jedoch erst bei der Betrachtung des Triumphwagens, auf dem sich die beiden Personifikationen nie- dergelassen haben. Er ist der von Schwänen über den Himmel gezogene, goldene Muschelwagen der Venus, in dem an ihrer Stelle das kaiserliche Tugendpaar thront. In Wahrheit triumphiert die Liebe, und dort, wo sonst die Göttin der Liebe residiert, ist nunmehr der „Weißheit“ und dem „guten gewissen“ dieser Prunksitz bereitet. Die Substitution von Venus durch das Tugendpaar belegt endgültig, daß ein solches Verfahren bei der allegorischen Bild- und Bedeutungsgestal- tung gebräuchlich war und die Ikonologie Pom- mersfeldens durchwirkt wie auch charakterisiert. Einer ähnlichen Programmatik von Liebe und Tugend folgt expressis verbis die „Seite der Kaiserin“ auf der östlichen Schmalwand des Hauptsaals. In spiegelbildlicher Adaption ist sie das auf Elisabeth Christina zugeschnittene Gegenstück zur „Seite des Kaisers“ gegenüber und war auf sie ausgerichtet. Nach Angabe des Aschaffenburger Katalogs der Pommersfeldener Gemäldesammlung aus dem Jahr 1746 hat Rott- mayrs Trabantenfresko über dem ursprünglichen Ovalporträt der Kaiserin die „Lieb“ zum The- ma,93 während auf dem Großformat dazwischen Sophonisbe zu sehen war, „wie sie aus Treu gegen ihren Gemahl den König / Gifft trincket“94. Die „Lieb“ wird von Minerva, die hier allegorisch die Weisheit bedeutet,95 in den Himmel erhoben und verehrt dabei eine goldene Statuette Jupiters, die sie vor sich in die Höhe hält; zurück bleibt Liberalitas mit ihrem Füllhorn, in dem zuhauf die erhabensten Insignien liegen, Krone, Kur- oder Fürstenhut, Zepter und weitere Kleinodien, Herrschaftszeichen obersten Rangs, die Elisabeth 90 Hofmann, In campis pomeranicis (zit. Anm. 4), S. 137–141. 91 Byss, Kat. (zit. Anm. 32), Marmorsaal Nr. 29. – Hofmann, In campis pomeranicis (zit. Anm. 4), S. 137–138. und S. 248, Abb. 17. 92 Dazu Hofmann, Pommersfelden (zit. Anm. 4), S. 29–31. 93 Beschreibung Des Fürtreflichen Gemähld= und Bilder=Schatzes …, Aschaffenburg 1746, B 3, Nr. 5. – Hofmann, In campis pomeranicis (zit. Anm. 4), S. 136–137 und S. 251, Abb. 23. 94 Byss, Kat. (zit. Anm. 32), Marmorsaal Nr. 8. Das Gemälde stammt von Antonio Balestra und hängt wieder, zum Hochoval verstümmelt, an seinem früheren Platz. 95 Hofmann, In campis pomeranicis (zit. Anm. 4), S. 137.
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Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte Band LIX
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte
Band
LIX
Herausgeber
Bundesdenkmalamt Wien
Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2011
Sprache
deutsch, englisch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78674-0
Abmessungen
19.0 x 26.2 cm
Seiten
280
Schlagwörter
research, baroque art, methodology, modern art, medieval art, historiography, Baraock, Methodolgiem, Kunst, Wien
Kategorie
Kunst und Kultur
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