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34 2 Arierparagrafen und andere Ausschlussmechanismen
ReichsPrognosebewahrheitetesich, imSkisportwarschnellklar,dassder
InternationaleSkiverband(FIS)denArierparagrafendesÖSVnichtakzeptieren
würde und damit österreichische SkisportlerInnen von internationalenWett-
kämpfen ausgeschlossen waren. Um dem entgegenzuwirken, aber auch, um
Juden, die in einem Verband mit Arierparagraf nicht Mitglied sein konnten,
eineMöglichkeit zur Organisation zu geben, tratenmehrere Vereine aus dem
ÖSV aus und gründeten den Allgemeinen österreichischen Skiverband,46 der
imFebruar 1924 internationaleAnerkennung fand.47
Antisemitennur imÖSV, Judenund judenfreundlichGesinntedagegen im
Allgemeinen Skiverband zu orten, ist jedoch eine zu simple Differenzierung:
Bald führtenauchMitgliedervereinedesAllgemeinenSkiverbandesArierpara-
grafen ein. So beschloss im November 1927 der Österreichische Skiverein,
dessenPräsidentGustavKlein-Doppler auchPräsident desAllgemeinenöster-
reichischenSkiverbandeswar,mitZweidrittelmehrheit,künftignurmehr„Per-
sonenarischerAbstammungunddeutscherVolkszugehörigkeit“alsMitglieder
aufzunehmen.DieunveränderteBeibehaltungdesParagraf 2derVereinsstatu-
ten („ZweckdesVereins ist die Pflege des Skisports. DerVerein hat keinewie
immer geartete politische Tendenz“) beweise, dass „diesem Antrag keinerlei
politische, sondern sportliche Motive zugrunde liegen“.48 Ein Teil der zuvor
gewähltenAusschussmitgliedersahsichnachdiesemBeschluss„zurMandats-
niederlegungveranlaßt“.49
Klein-DopplerwiederumtratnachheftigenAngriffenalsPräsidentdesAll-
gemeinen österreichischen Skiverbands zurück. „Der Allgemeine österreichi-
scheSkiverbandsprichtHerrnDr.GustavKlein-DopplerwegenseinerHaltung
in der Frage des Arierparagraphen imOesterreichischen Skiverein seineMiß-
billigungaus“undnahmseineMandatsniederlegung zurKenntnis.50DerVer-
bandbetontebeidieserGelegenheit, „daßer inseinerdurchausunpolitischen,
ausschließlich sportlichen Interessen gewidmeten Haltung unverrückbar be-
harrtundunbedingtallenösterreichischenStaatsbürgernohneUnterschied ih-
rer Volkszugehörigkeit, Konfession undpolitischen Einstellung das Startrecht
bei allen in- und ausländischen Veranstaltungen im Skisport zu wahren be-
strebt ist.“51
Als etwa zur gleichen Zeit Martin Haudek, Präsident des Hauptverbands
fürKörpersportundösterreichischerVertreter imInternationalenOlympischen
46 Sport-Tagblatt (19. 10. 1923) 6.
47 Vgl. Tages-Post (8. 2. 1924) 8.
48 Sport-Tagblatt (19. 11. 1927) 9.
49 TirolerAnzeiger (22. 11. 1927) 9.
50 IllustrierteKronen-Zeitung (24. 11. 1927) 12.
51 IllustrierteKronen-Zeitung (24. 11. 1927) 12.
Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Titel
- Sportfunktionäre und jüdische Differenz
- Untertitel
- Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Autoren
- Bernhard Hachleitner
- Matthias Marschik
- Georg Spitaler
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-055331-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 376
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918