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Sportfunktionäre und jüdische Differenz - Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
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44 2 Arierparagrafen und andere Ausschlussmechanismen lich: „[W]ie es jüdisch-nationaleVereingibt, somußesauchdeutschnationale gebenkönnen“.85 Doch taugte die Existenz jüdisch-nationaler Vereine tatsächlich als Legiti- mationbzw.BegründungderArierparagrafenbeianderenVereinen?Einerseits war es eineUmkehrungvonUrsacheundWirkung,warendochdieGründun- gen jüdischer Vereine eine Reaktion auf den Ausschluss von Juden aus deutschnationalen Vereinen. Jüdischer Sport war auch eine Antwort auf die massiven rassistischen Stereotype des körperlich schwachen Juden. Der Ver- such, diese Stereotype auf rationaleWeise – durch den Beweis der körperli- chen Ebenbürtigkeit – widerlegen zu wollen, ist nicht unproblematisch: Im Wechselspiel vonNormundAbweichung reproduziert derVersuchderWider- legungeinerseitsdasVorurteil,andererseitswirddadurchdieKonstruktionder JudenalsdasgrundsätzlicheAndereakzeptiert–wennauchversuchtwird, es positiv zubesetzen.86 Was sagt derAusschluss von Jüdinnenund Juden imSport der Zwischen- kriegszeit über jüdischeDifferenz?Die Befürworter vonArierparagrafen kons- truiertendie JudenalsantagonistischzumDeutschen. InmanchenFällenwur- de zusätzlich der Zweck verfolgt, Angehörige slawischer Volksgruppen (etwa Tschechen inWien)auszuschließen. ImMittelpunkt standaberderAusschluss von Juden, beimWiener Sport-Club wurde sogar explizit formuliert, dass es ebennicht darumgehe, ein rein „deutscher“Verein zu sein,man sei etwa für Tschechenoffen. Der Ausschluss bestimmter Bevölkerungsgruppen hatte eine zentrale FunktionbeimVersuch,eineGruppenidentität zukonstruieren–gerade,wenn diesealsunklarbzw.herausgefordert erschien.BeimAlpinismusundSkisport, die beide zumgrößten Teil außerhalbWiens ausgeübtwurden, in denAlpen, die auch ideologisch stark als Gegensatz zur Stadt an der Donau aufgeladen waren, sollten die Arierparagrafenmöglicherweise nicht „nur“ die jüdischen Mitgliederausschließen,sondernWienerInneninsgesamt.Dazupasstauchder Ausschlussder sozialdemokratischenNaturfreundeausdenHüttendesAlpen- vereins.87 Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Tendenz hin zum Aus- schluss von Judenund Jüdinnen vonÖsterreich ausging, die Diskussion aber schondeshalbauchaufdasDeutscheReichübergriff,weilbei vielenSportver- bänden die Vereine im deutschsprachigen Teil der Habsburgermonarchie ei- nemgesamtdeutschenVerbandangehörten. 85 Illustriertes Sportblatt (24. 11.​ 1923) 4. 86 DanielWildmann, Der veränderbare Körper. Jüdische Turner, Männlichkeit und dasWie- dergewinnenvonGeschichte inDeutschlandum1900 (Tübingen 2009) 12. 87 SiehedazuKapitel 8.
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Sportfunktionäre und jüdische Differenz Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
Titel
Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Untertitel
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
Autoren
Bernhard Hachleitner
Matthias Marschik
Georg Spitaler
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-055331-4
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
376
Kategorien
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