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50 3 Wiener Judentum und Wiener Sport in der Zwischenkriegszeit
Fin de Siècle und ihr Eintritt in Besitz- und Bildungsbürgertum neben staat-
licher Liberalisierung, Nobilitierungen und aktivemKulturschaffen vorrangig
durchBildungbewirktwurde.16
1923bis 1926
Bei der Volkszählung 1923 wurden 201.513 Personen jüdischen Glaubens in
Wiengezählt. Sie bildeten91,5Prozentder jüdischenBevölkerungÖsterreichs
(insgesamt: 220.208)17 und 10,8 Prozent aller 1.865.780 WienerInnen. Damit
formtenPersonen jüdischenGlaubens inWiendiezweitstärksteReligionsgrup-
pe nach den KatholikInnen.18 Insgesamt stellte die jüdische Bevölkerung in
Österreich (Gesamtbevölkerung: 6.534.481)19 im Jahr 1923 einen Anteil von
3,37 Prozent. Bis 1926 nahm die Zahl der jüdischen EinwohnerInnen Wiens
weiter zu; zu keinem späteren Zeitpunkt lebtenmehr Juden und Jüdinnen in
derHauptstadt.
InnerhalbWiens verteilte sich die jüdische Bevölkerung im Jahr 1923wie
folgt (siehe Tabelle 1): In acht BezirkenWiens stellten jüdische BürgerInnen
mehralszehnProzentderBezirkseinwohnerInnen.DiegrößteGruppederWie-
ner Judenund Jüdinnen lebteweiterhin inder Leopoldstadt,20wo sie beinahe
zwei Fünftel der Bezirksbevölkerung stellten. In diesem Bezirk war auch die
jüdische Infrastruktur amdichtestenausgeprägt. ImAlsergrundundder Inne-
ren Stadt bildeten Judenund Jüdinnen einViertel, in der andie Leopoldstadt
grenzenden Brigittenau beinahe ein Fünftel und inMariahilf, Neubau, Josef-
16 PeterPulzer,Nachwort. In:HansTietze,Die JudenWiens.Geschichte–Wirtschaft–Kultur
(Wien2008)290–310,hier293–302.Vgl.dazuauch:StevenBeller,Wasnicht imBaedekersteht.
JudenundandereÖsterreicher imWienderZwischenkriegszeit. In:Stern,Eichinger (Hg.),Wien
unddie jüdischeErfahrung,1–16,hier3ff.,undStevenBeller,Antisemitism.AVeryShort Intro-
duction (Oxford 2007) 38, sowieBeller,Wien, 72ff.
17 LeoGoldhammer, Vonden JudenÖsterreichs. In:Taubes,Bloch (Hg.), Jahrbuch, 6–16,hier
8.
18 Goldhammer, JudenWiens, 11.KatholikInnenstellten 192381,4Prozentund193478,7Pro-
zentderWienerBevölkerung; diedrittstärksteGruppebildetenmit rund fünfProzent diePro-
testantInnen. Magistratsabteilung für Statistik (Hg.), Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien
1930–1935 (NF, 3. Band,Wien o.J.) 12; Bundesamt für Statistik,Volkszählung 1934, Textheft,
45f.
19 Bundesamt fürStatistik (Hg.), StatistischesHandbuch fürdieRepublikÖsterreich, 11. Jahr-
gang (Wien 1930) 2.
20 Die Leopoldstadt lag laut Volkszählung 1923mit 155.152 BewohnerInnen an zweiter Stelle
nachdembevölkerungsreichstenBezirkOttakring;auch in ihrer flächenmäßigenAusdehnung
lag die Leopoldstadt (nachHietzing) an zweiter Stelle.Magistratsabteilung für Statistik, Jahr-
buch 1930–1935, 4, 7.
Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Titel
- Sportfunktionäre und jüdische Differenz
- Untertitel
- Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
- Autoren
- Bernhard Hachleitner
- Matthias Marschik
- Georg Spitaler
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-055331-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 376
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918