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Sportfunktionäre und jüdische Differenz - Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
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„Bodenständigkeit“ als Metapher 135 „Bodenständigkeit“ alsMetapher Matthias Marschik und Bernhard Hachleitner Im Jahr 1923, als dieDiskussionenumdie (Nicht-)Zugehörigkeit von Juden im Sportkontext imZusammenhangmitderEinführungvonArierparagrafeneinen Höhepunkt erreichten, verfasste Fritz Baar – Journalist, Sportler und Bruder des prominentenHakoah-Funktionärs Arthur Baar – einenArtikel in der zio- nistischenWienerMorgenzeitung. In ZusammenhangmitderFragederAnzahl derausländischenSpieler (daruntervieleungarischeJuden) imWienerFußball kritisierte er dieVerwendungdesBegriffs „bodenständig“: „Der ‚Sport-Montag‘ spricht von einer ‚bodenständigenWiener Sportgemeinde‘ und von einem‚berechtigtenUnmut‘.DasWort ‚bodenständig‘wurde inderPolitikderart oftmiß- braucht,daßwiresalsgefährlichbezeichnenmüssen,diesesWort indieSportpublizistik zubringen.Wer ist eigentlichdie ‚bodenständigeWienerSportgemeinde‘undgegenwen kann sich ihr ‚berechtigter Unmut‘ richten? Die Unmuterwecker können dochwohl nur die ‚fremdländischen‘ Spieler sein, da es demerbeingesessenenWiener doch ‚wurst‘ ist, wer zusieht, oder welcher Herkunft ein Schiedsrichter ist. Wir möchten aber die Frage aufwerfen,ob [dieRapid-Spieler]Uridil,Wessely,MachekoderWondrak ‚bodenständiger‘ sind,wie Schaffer. Der Namedes Letzteren beweist zur Genüge, daß ermit demWiener Deutschtumviel verwandter ist,wiedieHütteldorfer Spieler. Schaffer ist einungarischer Schwabe, dessenAussehendie germanischeAbkunft bestätigt,währendUridil,Wessely, Machek oderWondrakunstreitbar Tschechenstämmlinge sind. [...] Er [der Sport-Montag] nennt sicherlich die Spieler bodenständig, die inWien aufgewachsen sind und inWien ihre sportliche Entwicklung genommen haben.Wir sind aber der Ansicht, daß es unter den gegebenen Verhältnissen keinen Menschen etwas angeht, woher die Vereine ihre Spieler beziehen.“97 Baar verweist hier einerseits auf die Signifikanz des Begriffs „bodenständig“ impolitischenKontext,wo er schon länger eineRolle spiele, andererseits auf die mit ihm verbundene Widersprüchlichkeit und Unschärfe. Ganz neu war seine Verwendung im Sportdiskurs allerdings nicht. So wurde, wie erwähnt, schon 1919 gegendie Errichtung eines Sportplatzes derHakoah in Floridsdorf ins Treffengeführt, derVerein sei andiesemOrt „nicht bodenständig“.Dieses Argumentwarunteranderemvom(jüdischen)FunktionärdesFloridsdorferAC SiegfriedSamuelDeutschvorgebrachtworden.98 „Belonging“, zugehörig zu sein – oder eben nicht dazuzugehören – defi- nierte Rahmenbedingungen wie Kontexte der Innensichten wie Außenwahr- 97WienerMorgenzeitung (13.6.​ 1923) 9. 98 ÖStA,AdR,Soziales,Arbeit, Gesundheit undSport, BM f. SozialeVerwaltung, 1. Republik, BestandVolksgesundheit, Karton 1638, 27668.
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Sportfunktionäre und jüdische Differenz Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
Titel
Sportfunktionäre und jüdische Differenz
Untertitel
Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938
Autoren
Bernhard Hachleitner
Matthias Marschik
Georg Spitaler
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-055331-4
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
376
Kategorien
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