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Biografische Fallrekonstruktionen: Methodik 121
allerdings aufgrund der beschriebenen formalen Beschaffenheit der Gesprä-
che als wenig geeignet, sodass die Notwendigkeit entstand, ein an diese Be-
schaffenheit und das spezifische Erkenntnisinteresse angepasstes Analysever-
fahren zu entwickeln. Konkret musste sich das Vorgehen für biografische
Selbstpräsentationen mit häufigem Textsortenwechsel („Gemengelage“ von
Erzählung, Beschreibung und Argumentation/Evaluation) eignen und auch
für biografische Interviews gut anwendbar sein, in denen zu Beginn keine
Stegreiferzählung im eigentlichen Sinn realisiert werden konnte, sondern sich
die Bereitschaft und das Vermögen zu erzählen erst nach und nach entfalte-
ten.
Ein besonderer Erkenntnisfokus lag zugleich auf der retrospektiven Deu-
tung und Einordnung der eigenen Lebensgeschichte, insbesondere in Bezug
auf die Erfahrungen und Erlebnisse mit mobiler Jugendarbeit unter Berück-
sichtigung des lebensgeschichtlichen Gesamtkontextes einer Person. Im Un-
terschied zur Narrationsanalyse nach Schütze wurden die narrativen Teile des
Interviews nicht mehr (aber auch nicht weniger) ins Zentrum gestellt als
beschreibende und evaluierende/argumentierende Textstellen, es interessiert
vielmehr gerade auch die spezifische Verknüpfung der unterschiedlichen
Textsorten und der damit zum Ausdruck gebrachten Inhalte in der Reihenfol-
ge, in der sie im Interview vorgetragen wurden.
Phase A: sequenzielle Detailanalyse der Lebensdarstellung
Die Detailanalyse orientierte sich am Interviewverlauf. Das Interview wurde
somit nicht vorweg in verschiedene Textstellen entlang von Textsorten „zer-
legt“, die Analyse begann vielmehr bei der Erzählaufforderung und den ers-
ten Darstellungen der interviewten Person und ging danach Schritt für Schritt
durch das Interview, d.h. die Auswertung folgte der sequenziellen Struktur
der Lebensdarstellung. Hierfür wurde zuerst ein erstes Textsegment (zwi-
schen 1-2 Zeilen und ca. einer halben Seite) abgegrenzt und einer Detailana-
lyse entlang der unten vorgeschlagenen Analyseschritte unterzogen. An-
schließend wurde der Umfang und das Ende der zweiten, daran anschließen-
den Texteinheit festgelegt und diese ebenfalls analysiert usw. Die Texteinhei-
ten bzw. -sequenzen wurden entlang von inhaltlichen und/oder formalen
Gesichtspunkten (thematische Brüche, Erzählkoda, Textsortenwechsel, Pau-
sen etc.) unterteilt.
In der Detailanalyse wurde jede Textsequenz in einem Arbeitsschritt aus
drei verschiedenen, aufeinander aufbauenden Analysefokussen betrachtet:
1. Formale Gestalt und thematischer Schwerpunkt der Texteinheit (= de-
skriptive Erkundung der Textstelle): Welche Rahmung gibt die Er-
zählaufforderung bzw. Frage der interviewenden Person vor? Welche
formale Gestalt weist die Textstelle auf? Wie lassen sich die Inhalte pa-
raphrasieren und in welcher Ausführlichkeit werden sie behandelt? Wel-
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Buch Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit - Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse"
Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Titel
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Untertitel
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Autor
- Hemma Mayrhofer
- Verlag
- Verlag Barbara Budrich
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 378
- Schlagwörter
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Kategorie
- Geisteswissenschaften