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Biografische Fallstudie „Roxane“ 149
zen mitgenommen habe, anscheinend auch für andere Leute außerhalb der
Familie. Anzunehmen ist, dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits sehr wohl
einige Zeit eine Schule besucht haben muss, an der sie ausreichend Deutsch-
kenntnisse für die Tätigkeit des Dolmetschens erworben hat, außerdem war
sie zu diesem Zeitpunkt noch schulpflichtig. Möglicherweise fehlte sie aber
aufgrund der Übersetzungstätigkeit teilweise im Unterricht. Roxane ver-
gleicht ihre damalige Rolle als Dolmetscherin mit den Aufgaben einer Sozi-
alarbeiterin.
„(...) Und andere waren immer in der Schule, und ich war immer dabei wo Traiskir-
chen (Erstaufnahmestelle für AsylwerberInnen, Anm. d. Verf.), dorthin, da, Leute
übersetzen. Und ich hab mir das schon von klein auf alles g'sehn und dann hab ich mir
gedacht, das ist dieser Beruf, was ich mag, weil das ist seit klein auf so“. (NI2: S.
23/Z11ff.)
Roxane lernt die mobile Jugendarbeit ihren Angaben zufolge 2002 kennen,
sie wird von StreetworkerInnen in einem Park angesprochen. Die Möglich-
keiten zum Fußballspielen und Boxen, welche die JugendarbeiterInnen ange-
boten haben, waren für sie offenbar interessante Angebote, obwohl (oder
gerade) weil es wahrscheinlich ist, dass sie in ihrer Kindheit in Afghanistan
diese Sportarten eher nicht ausüben konnte.
Die JugendarbeiterInnen scheinen von Anfang an einen vertrauenserwe-
ckenden Eindruck auf Roxane gemacht haben oder sie war sehr offen für
Neues, denn sie berichtet, schon am ersten Tag mit den StreetworkerInnen
„mitgegangen“ zu sein, möglicherweise in deren Anlaufstelle. Sie erzählt,
dass sie seit dieser Zeit in Kontakt mit Jugendarbeit steht. Nach dem Erstkon-
takt zur ersten Einrichtung erweiterte sie ihre Bezugsorte um weitere Ange-
bote der Jugendarbeit in Wien. Sie schuf sich auf diese Weise ein sukzessive
größer werdendes Netz an Ansprechpersonen und nutzbaren Ressourcen. Alle
Einrichtungen, die sie nennt, gehören zu einem Trägerverein, sind aber unter-
schiedlich spezialisiert. Manche arbeiten schwerpunktmäßig mobil und offen,
andere setzen zuvorderst ein arbeitsmarktpolitisches Angebot. Es kann ver-
mutet werden, dass die JugendarbeiterInnen Roxane von einer Einrichtung
zur nächsten weitervermittelt haben, entsprechend den wechselnden Bedürf-
nissen ihrer Klientin.
Roxane selber erklärt ihren ersten Wechsel von einer Einrichtung in die
nächste mit dem Umstand, dass einer der Jugendarbeiter, ihre damalige
hauptsächliche Bezugsperson, seinen Arbeitsplatz änderte. Sie folgte ihm in
einen anderen Bezirk in die dortige Einrichtung nach.
„Also abhängig, genau auch das bissl, wegen (Name des Jugendarbeiters, Anm. d.
Verf.) eigentlich, weil (…) hab ich sehr lange gekannt und mh- der weiß alles über
mich und ich kann mit ihm über alles reden, weil der ist für mich wie mein Onkel, ich
nenn ihn auch manchmal Onkel. Und ä h, deswegen auch im zehnten (Bezirk, Anm. d.
Verf.), weil er war dann auf einmal im zehnten auch, er war dann, und dann bin ich da
auch im zehnten geblieben (…).“ (NI2: S. 21/Z11ff.)
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Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Titel
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Untertitel
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Autor
- Hemma Mayrhofer
- Verlag
- Verlag Barbara Budrich
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 378
- Schlagwörter
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Kategorie
- Geisteswissenschaften