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Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit - Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
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152 Florian Neuburg Dieses Vertrauensverhältnis zu den JugendarbeiterInnen bewährt sich in mehreren schwierigen persönlichen (Krisen-)Situationen, die Roxane im Rahmen ihrer Lebensgeschichte schildert. Roxane erwähnt mehrfach, in psychiatrischer Behandlung gewesen zu sein, anscheinend auch wegen suizi- daler Tendenzen. Immer wieder war sie von gewalttätigen Misshandlungen durch ihren Vater und ihren Onkel betroffen. Roxane verbringt deshalb auch eine gewisse Zeit in einem Krisenzentrum für Jugendliche. Zeitweise be- fürchtet Roxane, dass sie zwangsverheiratet werden soll. Wiederholt sieht sie sich gewaltsamen Übergriffen durch fremde Männer mit afghanischem Hin- tergrund ausgesetzt, welche in ihrer Wahrnehmung zum Teil lebensbedrohli- che Ausmaße erreichen. Die Übergriffe innerhalb und außerhalb der Familie werden von Roxane als Normierungsversuche verstanden, da sie sich konser- vativen Geschlechterrollen nicht fügen will und einen Gegenentwurf leben möchte. Eine längere Beziehung zu einem jungen Mann mündet in ein Ge- waltverhältnis. Roxane schildert, wie ihr Freund ein äußerst patriarchales und reaktionäres Frauenbild entwickelte, welches er aus ihrer gemeinsamen Reli- gion, dem Islam, ableitete. Sie berichtet im Interview, in der Beziehung mehrfach schwerer körperlicher Gewalt ausgesetzt gewesen zu sein. Diese Ereignisse durchziehen Roxanes gesamte Jugend und das frühe Er- wachsenenleben. In nahezu allen geschilderten Fällen kommt es früher oder später dazu, dass sie sich bei JugendarbeiterInnen Rat und Unterstützung holt. Zweimal erstattet sie mit Unterstützung der Jugendarbeit Anzeige bei der Polizei, einmal gegen ihren Onkel und einmal gegen ihren gewalttätigen Freund. Diese Vorgehensweise zeigt laut Roxane Wirkung. Sie berichtet, dass ihr Vater die Gewalttätigkeiten gegen sie vollständig eingestellt habe. Aus der Beziehung zu ihrem Freund findet sie heraus und kann sicherstellen, dass sie von ihm nicht mehr belästigt wird. Die JugendarbeiterInnen bauen auch Kontakt zu Roxanes Familie auf und unterstützen die Eltern bei der Suche nach einer neuen Wohnung. Dadurch scheint sich auch die Akzeptanz der Eltern für Roxanes Engagement in der Einrichtung verstärkt zu haben. Die Jugendarbeit erweist sich wiederholt als eine Art Sicherheitsnetz, von dem sich Roxane auffangen lässt. In diesem Zusammenhang kann wohl von vorbeugender Prävention gesprochen werden, denn Roxane weiß, an wen sie sich im Krisenfall wenden kann. Zwischen ihr und den JugendarbeiterInnen hat sich eine Vertrauensbasis entwickelt, die eine Fallbearbeitung zulässt. Die Jugendarbeit im Allgemeinen und im Besonderen die wichtigste Be- zugsperson spielen auch in Fragen der Berufsorientierung eine Rolle. Der Jugendarbeiter bietet Ziele und Bedingungen an, wenn es darum geht, für Roxane berufliche Chancen zu wahren oder zu eröffnen. Roxane leitet aus ihren persönlichen Erfahrungen ab, für ein berufliches Engagement in der Sozialen Arbeit geeignet zu sein. Durchaus stellt sich dabei die Frage, in- wieweit sie dabei persönliche Hilfsbereitschaft mit dem professionellen An- satz Sozialer Arbeit relativ undifferenziert gleichsetzt.
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Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
Titel
Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Untertitel
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
Autor
Hemma Mayrhofer
Verlag
Verlag Barbara Budrich
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-8474-1130-7
Abmessungen
14.8 x 21.0 cm
Seiten
378
Schlagwörter
Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
Kategorie
Geisteswissenschaften
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