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16 | Einleitung
exemplarischer Ebene und sind nicht ausreichend empirisch fundiert.31 Insge-
samt können seine Ergebnisse auch nicht unhinterfragt für mündliche Kommu-
nikation Jugendlicher gelten, basieren seine Analysen doch hauptsächlich auf
geschriebenen Texten Postadoleszenter.32
Aus Sicht der Jugendsprachforschung ist nicht nur der Fokus auf Syntax in
mündlichen Äußerungen Jugendlicher, sondern v.a. die Beschreibung von Ju-
gendkommunikation in Österreich bisher desiderat. Während v.a. in Deutsch-
land, aber auch in der Deutschschweiz die Erforschung mündlicher Kommuni-
kation Jugendlicher einen großen Stellenwert innehat33, wurde sie in Österreich
bislang nur ausschnitthaft in Diplomarbeiten (z.B. Kampl 1999; Nöbauer 2004;
Angerer 2005; Hieble 2010; Windhaber 2012) und in zwei Aufsätzen von Manf-
red Glauninger (2008; 2009) behandelt. Mit der Auseinandersetzung mit Ju-
gendkommunikation in Österreich geht auch der Fokus auf die Rolle, die dialek-
taler Sprachgebrauch im Ausdrucksrepertoire der Jugendlichen spielt, einher.
Doch besonders in Bezug auf die Untersuchung der Syntax von jugendlichen
Dialektsprechern ist die Forschungslage mehr als unbefriedigend. Die einzige
umfassendere Auseinandersetzung mit der dialektalen Sprechweise Jugendli-
cher von Ehmann (1992) konzentriert sich v.a. auf lexikalische Besonderheiten
und gilt als linguistisch unzureichend (vgl. Dürscheid/Neuland 2006: 28). Be-
merkenswert ist jedoch seine These von der „Nord-Süd-Diskrepanz“ (1992: 63),
der zufolge jugendliche Dialektsprecher/-innen im Süden des deutschen
Sprachraums dialektale Elemente verstärkt als Kennzeichen ihrer Jugend zur
Abgrenzung gegenüber den Erwachsenen nutzen, während norddeutsche Ju-
gendliche v.a. aus Fremd- und Sondersprachen schöpfen. Ob diese These für
den Sprachgebrauch Jugendlicher in Osttirol, oder allgemeiner in Österreich
||
31 Auf einzelne Ergebnisse seiner Ausführungen und das Desiderat empirischer Analysen in
Bezug auf einzelne in Androutsopoulos‘ Publikation genannte Phänomenbereiche syntakti-
scher Variation in Jugendkommunikation wird in Kapitel 4 näher eingegangen (vgl. v.a. Kapitel
4.2.).
32 Die mangelnde empirisch-methodische Umsetzung zeigt sich v.a. am Korpus, das zum
überwiegenden Großteil aus von jungen Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren
verfassten Fanzines (Musik-Magazinen) und damit eigentlich aus geschriebener Sprache be-
steht, Androutsopoulos aber dennoch laufend Rückschlüsse auf mündliche Kommunikation
Jugendlicher macht. Zur diesbezüglichen Kritik vgl. auch die Rezension von Hartung (2001: 14-
15).
33 Dies zeigt sich auch an bereits durchgeführten Großprojekten, z.B. zum „Kiezdeutschen“
an der Universität Potsdam (online unter: http://www.kiezdeutsch.de/ (13.10.2014)), zur „Ju-
gendsprache im Längsschnitt“ an der FU Berlin (online unter: http://www.geistes-
wissenschaften.fu-berlin.de/v/jugendsprache/ (13.10.2014)) oder zur „Jugendsprache in der
Deutschschweiz“ in Zürich (vgl. Werlen 2002).
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Jugendkommunikation und Dialekt
Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Titel
- Jugendkommunikation und Dialekt
- Untertitel
- Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Autor
- Melanie Lenzhofer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-050330-2
- Abmessungen
- 14.8 x 22.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute