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Nach Pompino-Marshall (1995: 233) wird der für die prosodische Realisie-
rung so zentrale Faktor Akzent definiert als:
Hervorhebung einer bestimmten Silbe gegenüber anderen Silben eines Wortes bzw. der
Intonationsphrase. Das erfolgt durch mehrere phonetische Parameter: Änderung der
Grundfrequenz, der Lautstärke, der Dauer und der Artikulationsgenauigkeit.
Die Akzentuierung einer Silbe im Redestrom „funktioniert [allerdings] immer
relational, d.h. eine Silbe kann immer nur im Vergleich zu einer oder mehreren
anderen Silben als akzentuiert wahrgenommen und beschrieben werden“
(Bergmann 2013: 79). Zu unterscheiden ist hier zwischen dem im Deutschen
festgelegten Wortakzent und dem je nach inhaltlichem Kontext variablen Satz-
akzent (in Bezug auf gesprochene Sprache besser: Fokus- oder Primärakzent).
Nach Birkner (2008: 84) hat sich der Begriff des Satzakzents in seinem Bezug
zum schriftsprachlichen Satzbegriff v.a. deshalb in Bezug auf phonetische Ana-
lysen lange Zeit gehalten, da „prosodische Untersuchungen häufig an schrift-
sprachlichen, vorgelesenen Sätzen in Laborsituationen vorgenommen wurden
und werden […]“. Wie bereits in Kapitel 3.2. näher erläutert wurde, ist die Kate-
gorie Satz jedoch nur unter bestimmten theoretischen Vorbedingungen für die
Auseinandersetzung mit gesprochener Sprache geeignet, weshalb im Folgenden
die Begriffe Primär- und Fokusakzent in der Beschreibung der prosodischen
Realisierung der erhobenen diskursiven Daten verwendet werden sollen.161
Für die in der vorliegenden Untersuchung vorzunehmende Analyse syntak-
tischer Besonderheiten des Sprachgebrauchs der Osttiroler Jugendlichen gilt es,
das Zusammenspiel von Prosodie und Grammatik in den Blick zu nehmen. Mar-
gret Selting weist ausdrücklich auf die zentrale Rolle prosodischer Mittel in der
Verknüpfung von Lexik, Grammatik und semanto-pragmatischer Inhalte in der
Interaktion hin:
Because prosody is always co-occuring with grammar (morpho-syntax) and lexis in utter-
ances in their sequential contexts, it is always co-constitutive in the expression and
achievement of interactional meaning. (Selting 2010: 6)
Diese zentrale Rolle der Prosodie in der Konstitution kommunikativer Einheiten
zeigt sich besonders im Vergleich ein und desselben Lexems in unterschiedli-
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intonation group (Cruttenden 1997) u.a. (vgl. Birkner 2008: 84 und Gilles 2005: 5 für weitere
Termini).
161 In diesem Zusammenhang sei mit Bergmann (2013: 78) erneut darauf hingewiesen, dass
„Einheiten der geschriebenen Sprache (wie Wort und Satz) nicht mit denen der gesprochenen
(wie phonologisches Wort und Intonationsphrase) gleichzusetzen [sind].“
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Jugendkommunikation und Dialekt
Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Titel
- Jugendkommunikation und Dialekt
- Untertitel
- Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Autor
- Melanie Lenzhofer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-050330-2
- Abmessungen
- 14.8 x 22.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute