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124 | Theoretische Voraussetzungen
298 Mar: [(-) jo-]
299 Fel: [non ] kriag i GLEICH viel.
‘Fel: Das ist das Geilste. – Mar: Wurstsemmel. – Fel: Das Geilste ist beim Fleischhauer, da gehst
du hinein, der hat einen Euro dreißig gekostet, ge? – Mar: mh- Fel: Wenn ich hineingehe und
sage um einen Euro- Mar: Ja- Fel: Dann kriege ich gleich viel.‘
Die Rezeptionssignale von Mar in diesem Ausschnitt unterbrechen Fels Ausfüh-
rungen zum Kauf einer Wurstsemmel nicht, sondern sie begleiten sie. Dieser
Unterschied ist in aller Regel auch prosodisch erkennbar: Will ein Sprecher
seinen Kommunikationspartner tatsächlich unterbrechen, ist eine größere
Energie im Sprachsignal als bei Aufmerksamkeits-signalen, die das Rederecht
des Gegenübers bestätigen, gegeben. Dabei ist auch von Bedeutung, an welcher
Stelle der Äußerung von Sprecher A das Simultansprechen von Sprecher B ein-
setzt. Findet die Überlappung zeitgleich zum Nukleus der Intonationsphrase
von Sprecher A oder – wie in Beispiel (5) – vor der Realisierung des Nukleusak-
zents statt, so strebt Sprecher B gemeinhin die Übernahme des Rederechts an.
Findet das Simultansprechen von B jedoch im Bereich des Nachlaufs der Äuße-
rung von Sprecher A oder wie in Beispiel (6) im Vorlauf der nachfolgenden Äu-
ßerung desselben Sprechers statt, so führt dies in der Regel nicht zum Spre-
cherwechsel. Mit Bergmann (2013: 80) soll daher zwischen der „kompetitiven
Überlappung“, die zum Abbruch der Konstruktion führt, und der „nicht-
kompetitiven Überlappung“, die keine turn-segmentierenden Konsequenzen
hat, unterschieden werden.
Insgesamt ist festzuhalten, dass von den oben genannten initialen und fina-
len Grenzsignalen eines, aber auch mehrere in Kombination und Ergänzung
zueinander auftreten können. Intuitiv zunächst einleuchtende und als ver-
meintlich verlässlich eingestufte Grenzsignale wie etwa (Atem-)Pausen können
aber auch innerhalb einer Phrase vorkommen, ohne deshalb den Beginn oder
das Ende einer Intonationsphrase anzuzeigen. Das folgende Beispiel soll dies
veranschaulichen:
Beispiel 7: und DER (-) hot so (.) Urolte trAktar; [JD 2, Z. 803]
'und der hat so uralte Traktoren'
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Buch Jugendkommunikation und Dialekt - Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol"
Jugendkommunikation und Dialekt
Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Titel
- Jugendkommunikation und Dialekt
- Untertitel
- Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Autor
- Melanie Lenzhofer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-050330-2
- Abmessungen
- 14.8 x 22.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute