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432 | Empirische Analysen
Ansichten: Andersen/Stenström/Hasund (2002) halten in Bezug auf Jugend-
kommunikation im angloamerikanischen Raum fest, dass das Nachahmen
fremder oder fiktiver Stimmen („mimickry“) im Rahmen animierter Rede prinzi-
piell „more a male than a female adolescent phenomenon“ (Ander-
sen/Stenström/Hasund 2002: 114), egal ob mit oder ohne Quotativ-Marker, sei
und darüber hinaus eher in früh-adoleszenter Phase (in etwa im Alter von 14
Jahren)509 vorkomme. Mertzlufft (2013) vermutet dagegen,
dass Mädchen besonders häufig Gebrauch von so-Quotativkonstruktionen machen, da
diese ein narratives Mittel darstellen, das verschiedene Funktionen erfüllt und Mädchen
eher zu einem narrativen Gesprächsstil neigen als Jungen. (Mertzlufft 2013: 33)
Sie hält jedoch selbst einschränkend fest, dass eine tiefergehende Analyse hin-
sichtlich des Genderaspekts erst durchgeführt werden müsste. Aufgrund der
relativ geringen Beleganzahl an so-Quotativkonstruktionen kann auch im Hin-
blick auf die Osttiroler Jugendkommunikation diesbezüglich keine empirisch
abgesicherte Antwort gegeben werden.510 Weiterführende Untersuchungen an-
hand größerer Korpora könnten jedoch Aufschluss über einen möglichen Ein-
fluss des Faktors Gender geben.
4.4.3.4 Fazit
Die Grundlage für die Frequenzanalyse und die darauffolgende Analyse funkti-
onaler Zusammenhänge und der kommunikativen Kontexte der unterschiedli-
chen Quotativ-konstruktionstypen bildete die formale Beschreibung der Zitat-
markierung animierter Rede auf Basis der bestehenden Fachliteratur (vgl.
Kapitel 4.4.3.1.). Davon ausgehend wurden die zu untersuchenden Konstrukti-
onstypen für die Frequenzanalyse festgelegt. Zunächst zeigte sich hierbei, dass
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509 Zur Altersspezifizierung stellt Auer in Bezug auf Jugendkommunikation in Deutschland
folgende Überlegung an: „Es ließe sich vermutlich relativ präzise eine Altersgrenze finden, bis
zu der die Quotativ-Konstruktion mit so verwendet wird. Dazu liegen keine Untersuchungen
vor, ich denke aber, dass sie um die 30 liegt“ (Auer 2006: 298). Anhand der hier vorliegenden
Daten kann nun zwar keine konkrete Altersgrenze festgelegt werden (nicht in Bezug auf Ostti-
rol und noch viel weniger in Bezug auf Österreich oder den gesamten deutschen Sprachraum).
Zumindest ist aber empirisch nachgewiesen, dass die Sprecher/-innen bis 18 Jahre in Osttirol
diese Konstruktion verwenden, während sie in der Altersgruppe zwischen 40 und 60 der Ostti-
roler Proband/-innen nicht vorfindlich ist.
510 Es sei jedoch festgehalten, dass 12 der 13 Belege für Konstruktionstyp 1 (Person + so + x
(ich so x)) in Teilkorpus JD von Mädchen geäußert wurden. Die drei Belege für Konstruktions-
typ 4 (so + x) stammen ebenfalls aus (verschiedenen) Gesprächen unter Osttiroler Mädchen.
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Jugendkommunikation und Dialekt
Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Titel
- Jugendkommunikation und Dialekt
- Untertitel
- Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Autor
- Melanie Lenzhofer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-050330-2
- Abmessungen
- 14.8 x 22.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute