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niedrig, so daß ich in der / untersten und niedrigsten gerade nur ohne mich
zu bü- / ken gehen konnte. Die Offiziere insbesondere der Capitain / hatten
reinliche und sogar zierlich eingerichtete Zimmerchen. / Auf dem Verdecke,
dann in der 1.t Abtheilung wurde in / Gegenwart J.J.M.M. einige Kanonen
gelöst, um deren / stoßende und erschütternde Wirkung auf ein solches
Schiff, / die fast nicht gefühlt wird, zu beobachten. Sie wurde fast nicht
empfunden, während dagegen der Knall außeror- / dentlich stark war, u ein
Wiederhall sich lange (ich zählte / 14 Sekunden) auf dem Meere, immer
schwächer hörbar, gleich- / sam fortrollte. Nur beym Abstoßen der Barke
wankte / ich, u da ich mich sogleich setzte, hatte ich weder im Hin - / noch
Zurück-Fahren auf dem Meere, noch nachträglich / die mindeste
unangenehme Empfindung. – In Pirano / ist der Sardellenfang sehr
beträchtlich, 4-5000 Stücke wäh- / rend einer Nacht. Ich sah senkrecht
aufgespannte Fischer- / netze mit eingehängten Sardellen, von weiten wie
mit / silberglänzenden lanzenförmigen Blättern geziert, / zur Schau
ausgestellt, welche einen überraschend artigen //
Anblick gewährten. Der dortige Arzt D.r Varini sprach von zahl- / reichen
Wechselfiebern, sonst aber von keiner andern herrschen- / den Krankheit
unter der etwa 2000 Seelen betragenden Bevöl- / kerung. Ich wohnte bey
Hrn Vesta, welcher sich nach dem Papa, / der im J. 1816 bey ihm gewohnt
habe, sogleich erkundigte. N. 396.
Am 26. – fieng es früh um 6 Uhr stark zu regnen an, / wodurch ein
kleines militairisches Manoeuver mehrerer / Schiffe vor den Fenstern Ihrer
M.M. fast ganz vereitelt / wurde; dabey gieng der Wind stark u kühl. Nach 7
Uhr er- / folgte die Abreise bey mäßigerem Regen, milderer Tem- / peratur,
aber auf sehr kothigen Straßen; eine halbe Stun- / de von Pirano wurden die
kais. Magazine des durch Ver- / dunstung des Meerwassers gewonnenen,
dann gereinigten / Salzes im Vorüberfahren besichtigt, eben so auch der sehr
/ gut u fest seyn sollende porto roseo in Augenschein / genommen; und erst
um 11 ½ Uhr Mittags langten wir / nach einer sehr unangenehm langsamen
Fahrt in / Buje an, beynahe unausgesetzt von Regen begleitet. / Auf dem
Wege, welcher immer höher und höher steigt, ver- / lieren sich nach und
nach die Oehlbäume, die Mandel- und / Feigenbäume etc., nur Nussbäume
gewahrt man an- / statt derselben hie und da, und vor dem Städtchen / Buje
viele, jedoch keinen dichten Wald bildende Eichen. / Der Weg war sehr
kothig, die Straße aber grundfest; / nirgends begegneten uns Wagen,
nirgends Reisende; / man sieht nur Männer, zuweilen auch Weiber, auf bela-
Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832