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en der Regierung in hohem Grade; er wurde von derselben bei vielen Gele-
genheiten zu Rath gezogen.“ Und so kam es, dass Raimanns Meinung auch
zu Projekten eingeholt wurde, die in von Wien weit entfernten Gegenden
geplant wurden: „Als man in Triest ein grosses Krankenhaus für die Civilbe-
völkerung errichten wollte, wurde er aufgefordert, über den Bauplan und die
Einrichtung desselben ein Gutachten abzugeben.“30 Und so kam Raimann
dem kaiserlichen Hof immer näher; im Jahr 1826 wurde er zum Edlen und
damit in den Adelsstand erhoben. 1829 dann legte Raimann die Direktion
des Allgemeinen Krankenhauses nieder; erneut stieg er eine Stufe auf der
Karriereleiter hinan: Kaiser Franz I. ernannte ihn in diesem Jahr „zum K.
Leibarzt mit 6000 fl. Gehalt.“ Er blieb des Kaisers Leibarzt bis zu dessen
Tod im Jahr 1835 – und darüber hinaus, denn auch Franz I. Nachfolger, Kai-
ser Ferdinand I., ernannte ihn zunächst zum Wirklichen Hofrath und hernach
zu seinem Leibarzt. Und auch auf universitärer Ebene bekleidete er neue
Würden: „Im J. 1837 wurde ihm auch die bis dahin von Stifft bekleidete
Würde des ersten Directors und Präses der medicinischen Facultät zu Wien
übertragen.“31 Mit zunehmendem Alter stiegen auch Rang und Würden von
Johann Nepomuk Raimann: Er wurde 1840 in den Ritterstand erhoben und
übernahm „1844 noch das med. Referat bei der Studien-Hofcommission“.32
Zu Beginn des Jahres 1847 aber legte er seine Ämter freiwillig nieder, um
sodann am 8. März 1847 zu versterben.
Raimanns ganzes Leben war ein berufliches und gesellschaftliches Empor-
streben. Gewiss konnte er stolz auf seine Leistungen und auf sein Können
blicken, es war ohne Zweifel vor allem seine Qualifikation, die diese außer-
gewöhnliche Karriere als Mediziner ermöglicht hatte. Vor allem – aber nicht
ausschließlich: Auch seine Beziehungen zu maßgeblichen Leuten hatten
wohl ihre Rolle gespielt. Der im obigen Absatz genannte Stifft, dem er als
Direktor und Präses der medizinischen Fakultät an der Wiener Universität
nachfolgte, hat Raimann den Weg zum kaiserlichen Leibarzt und in die
höchsten universitären Würden geebnet, und dies aus Gründen, die – zumin-
dest für Menschen mit ausgeprägtem Familiensinn – leicht nachvollziehbar
sind: Raimann war nämlich Stiffts Schwiegersohn, und dies gleich zweimal,
hatte er doch zwei Töchter von Stifft geehelicht. Raimanns erste Frau starb
30 Puschmann, Die Medicin in Wien, S. 143. Von dem Krankenhausprojekt in Triest
berichtet Raimann ja auch in dem hier vorgestellten Reisebericht aus dem Jahr 1832.
31 Puschmann, Die Medicin in Wien, S. 143.
32 ADB, Bd. 27, s.v. Raimann: Johann Nepomuk, S. 178.
Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832