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nenwärme verdunsten.“136 In nördlicheren Gegenden wie etwa England hin-
gegen, wo die Sonnenwärme zur Salzgewinnung nicht ausreichte, musste das
„Salz aus Seewasser gekocht“ oder gesiedet werden,137 ein Verfahren, das
doch um einiges aufwändiger war, aber dafür vom Wetter recht unabhängig.
In Südeuropa war die Menge des gewonnenen Salzes von der Witterung
abhängig: „In heißen Jahren wird das meiste Salz gemacht, und in den hei-
ßesten Tagen auch des Nachts, bei windigem Wetter jedoch mehr, als bei
stillem.“138 Auch die von Raimann geschilderte Vermengung des Salzes mit
Erde, die in Istrien nachträglich durch Auflösung (also Auswaschung und
wohl auch Aussieben) behoben wurde, findet in Krünitz’ Enzyklopädie bei
der Schilderung der Meersalzgewinnung in Südfrankreich Erwähnung: „Man
muß durch zu starkes Aufrühren nicht die Erde der Gruben mit dem Salze
vermischen. Das Tischsalz ist vollkommen weiß und gleichsam geläutert,
weil es das zuerst oben anschießende Salz ist, welches fünf Stunden eher, als
das übrige, herausgezogen wird.“139
Den Kaiser dürfte der Anblick der Salzgärten sehr erfreut haben, stellten
doch die Gewinnung und der Verkauf des Salzes für die Staatskasse seit
Jahrhunderten bedeutende Einnahmequellen dar. Zu der Zeit, da Raimann
mit dem Kaiser durch Istrien reiste, oblag die Gewinnung des Seesalzes
„sog. Salinen-Consortien (Salinen-Vereinen)“, und die Salzgärten standen
unter „gefällsämtlicher Aufsicht“ (in Stagno in Dalmatien hingegen war eine
Staatssaline am Werk). 140 Wie wichtig die Einnahmen aus dem Salzhandel
für den Staat, der das Salzmonopol innehatte, waren, wird aus dem folgen-
den Zitat augenscheinlich:
„In den Ländern Österreich-Ungarns war seit Jahrhunderten sowohl die Er-
zeugung als auch der Verkauf des Salzes, u. zw. in den meisten dieser Länder
nicht allein dessen Verkauf ‚aus erster Hand‘, sondern auch dessen weiterer
en gros- und en detail-Verkauf fast ausschließlich dem Staate als ‚Regal‘ vor-
behalten. […] Die Einnahmen aus dem Salzverschleiße des Aerars, dem
‚Salzgefälle‘, – welches in den amtlichen Quellen der vorigen Jahrhunderte
wiederholt als ‚das vornehmste Kammerkleinod‘ bezeichnet wird – bilden ei-
136 Krünitz, Oekonomisch-technologische Encyklopädie, Bd. 132, S. 217.
137 Krünitz, Oekonomisch-technologische Encyklopädie, Bd. 132, S. 221.
138 Krünitz, Oekonomisch-technologische Encyklopädie, Bd. 132, S. 217.
139 Krünitz, Oekonomisch-technologische Encyklopädie, Bd. 132, S. 217f.
140 Ernst Mischler, Josef Ulbrich (Hrsg.), Oesterreichisches Staatswörterbuch. Handbuch
des gesammten österreichischen öffentlichen Rechts, 2 Bde., Bd. 2, 2 (N-Z) (Wien
1897), s.v. Salzmonopol, S. 1018-1028, 1021.
Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832