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Des Kaisers Leibarzt auf Reisen - Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
Seite - 149 -
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149 der Gefangenen, wie sie im GefĂ€ngnis von Rovigno vorgesehen war, sollte zu einer wahren Isolation gesteigert werden. Das Vorbild hierfĂŒr lieferte das vom EnglĂ€nder Jeremy Bentham ausgearbeitete Konzept des sogenannten Panopticons, eines GefĂ€ngnisses, in dem alle HĂ€ftlinge (am besten von ei- nem zentralen Punkt aus) bei all ihren Verrichtungen zu beobachten sind. Dieses Konzept wurde im GefĂ€ngnis von Pentonville 1842 verwirklicht,183 und in Amerika machte das „Philadelphische System“ von sich reden; diese und Ă€hnliche Vorbilder bewogen auch die österreichischen Strafrechts- und Strafvollzugsreformer, die Isolation der StrĂ€flinge zu verschĂ€rfen: „Ausge- hend von der ĂŒbereinstimmenden grundsĂ€tzlichen Forderung, jegliche Kommunikation unter den HĂ€ftlingen möglichst zu vermeiden, stritten vor allem die BefĂŒrworter des absoluten Vereinzelungssystems – beim ‚Phila- delphischen System‘ wurde auch in der Zelle gearbeitet – gegen diejenigen des Stillschweigens bei Tag und der Zellenseparierung bei Nacht (‚Auburn- sches System‘).“184 Dabei war aber recht bald offensichtlich, dass die völlige Isolation der psychischen Gesundheit der HĂ€ftlinge ausgesprochen abtrĂ€glich war. Aus dem fĂŒr strenge Isolierung sorgenden ModellgefĂ€ngnis von Pen- tonville wurden erschreckende Zunahmeraten von psychischen Erkrankun- gen gemeldet: „The records for the first eight years, 1842-50, showed an incidence of insanity of 62.0, instead of the national average of 5.8, cases of lunacy in every 10.000 prisoners: ten times the normal rate.“185 Dennoch schien so Manchem der Grad der Isolation der HĂ€ftlinge noch gesteigert werden zu mĂŒssen. Metternich etwa, der ja das ganze Land so lĂŒckenlos wie möglich zu ĂŒberwachen trachtete, machte sich diesbezĂŒglich Gedanken. „Bis zu welchen verstiegenen Ideen die Erörterung der Disziplinartechniken verleiten konnten, zeigt das Faktum, dass Metternich, ein BefĂŒrworter des I- solierungsystems, der Wiener Obersten Justizstelle ein MĂ©moire des Weima- rer Medizinalrates Froriep zur Kenntnisnahme ĂŒbersandte, in welchem dieser zur Vermeidung der hohen Kosten fĂŒr den Bau von ZellengefĂ€ngnissen – die auch die Wiener Kommission stark bedauerte – vorschlug, die Isolierung der Gefangenen durch ein völlig anderes System zu erreichen, nĂ€mlich durch die Funktionsausschaltung der Augen (durch Masken und Binden), des Mundes (durch Heftpflaster) und der Ohren (durch Verstopfen).“186 183 Zum Panoptischen System und zum GefĂ€ngnis von Pentonville vgl. Hall, Cities in Civilization, S. 657-683. 184 Ammerer, Zucht- und ArbeitshĂ€user, S. 44. 185 Hall, Cities in Civilization, S. 672. 186 Ammerer, Zucht- und ArbeitshĂ€user, S. 45.
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Des Kaisers Leibarzt auf Reisen Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
Titel
Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Untertitel
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
Autor
Christian Bachhiesl
Verlag
LIT VERLAG
Ort
Wien
Datum
2008
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7000-0843-9
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
242
Kategorie
Medizin
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