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Des Kaisers Leibarzt auf Reisen - Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
Seite - 159 -
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159 der Meinung war, dass zumindest die Einwohner des Landesinneren „in keiner Hinsicht etwas Ausgezeichnetes darbiethen“, so fand er, wohl vom Küstenstädtchen Capodistria milder gestimmt, für die küstennah lebenden Istrier positivere Worte. Auffallend ist, dass Raimann die Armut der Binnen- istrier mit ihrem seines Glaubens mehr stumpfen und wenig moralischen Charakter in unmittelbaren Bezug setzt. Scheinbar war er, in Umkehrung des Sprichworts „Geld verdirbt den Charakter“ und in Anlehnung an Bert Brechts „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“, der Auffassung, dass es eines gewissen Wohlstands bedürfe, um moralisch sein zu können. Ethnische Zugehörigkeiten bringt Raimann hier nicht ins Spiel. Dabei wäre dies einfach gewesen, bestand doch der Großteil der Bevölkerung der von Raimann bereisten Westküste Istriens aus Italienern, während das Innere Istriens hauptsächlich von Slawen bevölkert wurde.206 Raimann aber argu- mentierte nicht mit der Beschaffenheit von Nationalcharakteren und führte den seiner Auffassung nach höheren Stand von Moral und Kultur der Küs- tenbevölkerung nur auf einen höheren Grad an Wohlstand zurück: „Was nun die physische und moralische Beschaffenheit der Istrianer, in so- weit ich diese Provinz kennen gelernt habe, betrifft, so macht wohl große Armuth und Dürftigkeit, welche in dem von der Küste mehr entfernten mittle- ren, sehr gebirgigen wenig fruchtbaren und wenig bebauten Theile angetrof- fen wird, dass die Bewohner dieses Theiles in keiner Hinsicht etwas Ausge- zeichnetes darbiethen; an den fruchtbaren, mehr kultivirten, und ein warmes beständiges Klima genießenden Küsten aber ist das männliche Geschlecht in der Regel groß, stark, gut gebaut, von regelmäßiger, ausdrucksvoller u Verstand andeutender Gesichtsbildung, munter und lebhaft in Gebärden und Reden, leicht aufzuregen, und heftig in Aeußerungen, aber guten Gemüthes und wie das weibliche Geschlecht religiös. Letzteres ist nicht so hübsch ges- taltet, denn Schultern, Hände u Füße sind breit und stark, als vielmehr haupt- sächlich von regelmäßiger, oft schöner Gesichtsbildung mit dunklem Haar, frischen Gesichtsfarben, u großer Lebhaftigkeit im Sprechen, wobey alle Ge- sichtsmuskeln, die Arme u nicht selten auch die Beine, ja der ganze Leib zugleich mit in Thätigkeit versetzt zu werden pflegen; in Pirano, Parenzo, Rovigno, Buje u Capo d’Istria bemerkte ich Höflichkeit, und Gastfreundlich- keit sowohl gegen mich als auch gegen das übrige Gefolge Sr. Majestät. Der Anzug war meistens buntfarbig, minder geschmackvoll, doch reinlich, aber wahrscheinlich nicht auch so zu anderen Zeiten, als jetzt während der Anwe- senheit Ihrer Majestäten.“ 206 Zur ethnischen Zusammensetzung der Bevölkerung Istriens vgl. Schneider, Imendörf- fer, Mein Österreich, mein Heimatland, Bd. 2, S. 168-170.
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Des Kaisers Leibarzt auf Reisen Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
Titel
Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Untertitel
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832
Autor
Christian Bachhiesl
Verlag
LIT VERLAG
Ort
Wien
Datum
2008
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7000-0843-9
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
242
Kategorie
Medizin
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