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41 Fischer
Kunst nach Ordnung, Auswahl und System
Zweifellos war Joseph Rosa mit dem Sammlungserbe Leopold Wilhelms sowohl durch das
Inventar als auch das Theatrum Pictorium bestens vertraut, die ihm nicht nur als historische
Quellen zur Identifizierung der Gemälde dienen, sondern auch Einblick in die Strukturie-
rung der Sammlung Leopold Wilhelms geben konnten. Eine Fortsetzung dieser Samm-
lungstradition, die sowohl die Sammlungsschwerpunkte einzubinden wusste als auch Be-
zug auf den Sammlungsgründer nahm, wäre plausibel.
Jedoch legte nicht nur der Sammlungsaufbau mit seinen geographischen Schwer-
punkten, sondern auch die Architektur der Galerie den Spielraum für die Neuordnung im
Oberen Belvedere fest. Eine Aufstellung der großen Historiengemälde aus den Niederlan-
den, zum Beispiel der erwähnten Altartafeln von Rubens, hätte sich in den kleinen Räumen
im zweiten Stock nicht bewerkstelligen lassen. Aufgrund der architektonischen Vorgaben
ist davon auszugehen, dass die großen Gemälde im Hauptgeschoß, im Piano Nobile auf-
gestellt, die kleinerformatigen Gemälde im zweiten Stock arrangiert wurden. Unter Um-
ständen ließe sich eine Trennung von großen und kleinen Formaten auf eine (Grob-)Grup-
pierung von (großen) Historienbildern und (kleinen) Genrebildern, diese wiederum auf
eine Zuordnung in hauptsächlich italienische (Historien-) und niederländische (Genre-)
Gemälde umlegen.
Es ist anzunehmen, dass Joseph Rosa sich am Ordnungssystem der Dresdner Galerie
Mitte des 18. Jahrhunderts orientiert hat, mit dem er von Grund auf vertraut war und in
dem eine konsequente Zweiteilung in italienische und nordeuropäische Malerschulen zur
Verwirklichung kam.67 Auch in Dresden hatten die Disposition der Sammlung und die Abb. 19
Kupferstich nach Tizian, Diana und Callisto,
in: David Teniers, Theatrum pictorium,
Brüssel 1660, Fol. 75, 76.
Wien, KHM, Bibliothek
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Band 1
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- Titel
- Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
- Untertitel
- Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837)
- Band
- 1
- Autor
- Gudrun Swoboda
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79534-6
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 312
- Kategorie
- Kunst und Kultur