Seite - 46 - in Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Band 1
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Fischer
Kunst nach Ordnung, Auswahl und System
Rosa aus der Stallburg in das Belvedere gebrachten Gemälde verzeichnet und beschrie-
ben, jedoch entstand im Zuge dieser Arbeit wohl „der Plan zu weiteren Vermehrungen
und mancherley Abänderungen in ihrer damaligen Einrichtung, welcher zum Theil eine
Folge dieser Vergrößerungen war, theils auch dem Ganzen einen vortheilhaften und lehr-
reichen Anblick verschaffen konnte.“89 Zu diesem Zeitpunkt, Ende 1778, stand noch nicht
fest, dass Mechel neben der Genehmigung zur Abfassung eines Katalogs den Auftrag zur
Neugestaltung der Gemäldegalerie erhalten würde, obwohl man – zumindest dem Ver-
nehmen Mechels nach – bei besagter Audienz bereits von der Verschönerung des Belve-
dere und einer neuen, von Direktor Rosa unabhängigen Hängung sprach.90
Bis zum April 1779 setzte Mechel die bereits von Maron und Rosa begonnene Be-
standsaufnahme fort; er besichtigte die Kunstsammlungen in den kaiserlichen Schlössern
in Österreich, Böhmen und Mähren. Eigentliche Intention dieser erweiterten Inventur war
es – wie bei Rosa und Maron zuvor –, die besten Gemälde des „Malereyen-Vorraths“91 aus
den Schlössern in die Wiener Galerie zu bringen. Während Mechels Basel-Aufenthalt von
Ende Mai bis Mitte Oktober 1779 verzeichnete ein Schreiber auch die Gemälde auf den
Böden der Galerie.92
Seit Jänner 1780 war Mechel mit der Aufstellung der Galerie im Belvedere beschäftigt,
gleichzeitig verfolgte er auch das Katalogprojekt. Der Verfasser eines 1780 in den Miscella-
neen artistischen Inhalts erschienenen Artikels wusste zu berichten: „Die Bilder selbst sind
meistens wohl erhalten, oder doch ziemlich gut gereinigt und ausgebessert. Von ihrem in-
neren Wert wird uns ein doppelter Katalog belehren, ein blos verzeichnender, und ein rä-
sonnirender, in teutscher, französischer und italiänischer Sprache. Man erwartet ihn sehn-
suchtsvoll: aber er wird wohl so bald nicht erscheinen.“93
Damit sollte der Rezensent Recht behalten. Denn obwohl Mechel bereits im Oktober
1780 von dem erfolgreichen Abschluss seiner Arbeiten berichten konnte, „welches den
Beyfall + die ganze Zufriedenheit des Hofes + der Liebhaber erhalten hat,“94 verzögerte
sich der Abschluss der Arbeiten. Zum einen konnte Mechel kein ausreichendes Übernah-
meverzeichnis, also kein Gesamtinventar der Bestände vorlegen,95 zum anderen kamen
neue und bedeutende Zuwächse an Gemälden in die Sammlung: aus dem Nachlass Karls
von Lothringen in den Niederlanden und – in Folge der Übersiedelung Herzog Alberts
von Sachsen-Teschen von Pressburg nach den Niederlanden – aus Pressburg.96 Am 14.
August 1781 besah sich „Mutter Theresia mit ihren erhabenen Kindern alles“97 und am
14. September 1781 stellte Joseph II. endlich formell die Fertigstellung der Einrichtung
der Galerie im Belvedere fest. Mechel wurde reichlich belohnt; man erwartete nun den
Katalog.98
Vom Katalog 1783 zur (virtuellen) Aufstellung der kaiserlichen Galerie
„[…] wo alle Wände mit Schätzen von Kunst nach Ordnung,
Auswahl und System bedeckt sind.“99 (Christian Mechel 1781)
Der 1783 vorliegende deutschsprachige Katalog und die französische Fassung von
1784 bildeten den konsequenten publizistischen Abschluss zur Neuaufstellung der kaiser-
lichen Galerie im Belvedere.100 (Abb. 25) Im Überblick beginnt die deutsche wie die
französische Edition, das Verzeichniß der Gemälde der Kaiserlich Königlichen Bilder Gallerie
in Wien wie der Catalogue des Tableaux de la Galerie Impériale et Royale de Vienne, mit
einem Vorwort, dem der eigentliche Katalogteil mit Einträgen zu den Gemälden und
ein alphabetisches Künstlerregister mit Geburtsort, Lebensdaten und Faksimiles einiger
Künstlermonogramme folgen. Ergänzt wurden die beiden Fassungen um Grund- und Auf-
risse des Oberen und Unteren Belvedere.
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
- Untertitel
- Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837)
- Band
- 1
- Autor
- Gudrun Swoboda
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79534-6
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 312
- Kategorie
- Kunst und Kultur