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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Band 1
Seite - 63 -
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63 Fischer Kunst nach Ordnung, Auswahl und System basierte das Werk – in Anleh- nung an Christ – auf einer Sammlung von Künstlerbio- graphien. Der „Brief an einen Liebhaber der Malerei“ war den „eclairissemens“ nur als eine Einleitung vorangestellt und enthielt eine Auflistung der Gemälde der Sammlung Hagedorns und knappe An- gaben zu den in der Samm- lung vertretenen Künstlern. Den weit größeren und maß- geblicheren Teil der Publika- tion machten die „eclairisse- mens“ aus, die sich aus bio- graphischen Angaben zu Künstlern und stilkritischen Werkanalysen ihrer jeweili- gen Œuvres zusammenset- zen. In sogenannten „disgressions“ wurden auch zahlreiche Künstler beschrieben, die in Hagedorns Sammlung nicht vertreten waren, ihm aber für den Zusammenhang wichtig erschienen. Diejenigen Künstler, zu denen Hagedorn erstmals Auskünfte gab, wurden mit einem Sternchen versehen, jene, über die er Neues berichten konnte, mit zwei. Speziell zur Deutschen Schule finden sich die meisten „disgressions“ und Zusätze. Dem erkennbar zentralen Anliegen einer Aufwertung und Anerkennung deutschen Kunstschaffens versuchte Hagedorn in zweierlei Weise entgegenzukommen: zunächst durch die Ausarbeitung einer historischen Rekonstruktion der deutschen Schule, die – analog zur italienischen Kunst – eine Kontinuität in der Entwicklung von den ersten Anfängen neuzeit- licher Kunst bis in die Gegenwart aufweist. So stellt Hagedorn den eigentlichen „eclairisse- mens“ zu den meist zeitgenössischen deutschen Künstlern einen umfassenden Überblick über die „Anciens peintres allemands. Et principalement de ceux qui ont gravés en petit“182 voran und fügt ihnen gegen Ende seiner Studie ein kurzes Kapitel zu deutschen Kunst- akademien ein, wobei die Künstler der Wiener Kunstakademie besonders hervorgehoben wurden.183 Die historische Darstellung einer eigenständigen deutschen Malerschule stellte im spä- ten 18. Jahrhundert weitestgehend ein Desiderat dar, das sich mit dem Gemeinplatz be- gründete, die deutsche, insbesondere die alte deutsche Kunst mit dem sogenannten „goût gothique“ gleichzusetzen. Die Überwindung des „gotischen Geschmacks“ bildete daher das Kernproblem beim Versuch, die deutsche Kunst in ihrer Bedeutung zu heben. Zwar räumte Hagedorn den italienischen Künstlern eine schnellere Abkehr vom gotischen Geschmack ein, führte aber einige exemplarische Gegenbeispiele an: es hätten die Stiche von Georg Pencz den „vrai goût de Raphael“184, die profunde Kenntnis der Anatomie in der Zeichnung des Heinrich Aldegrever wiederum die Perfektion Michelangelos.185 Die Tatsache, dass viele der deutschen Künstler der kaiserlichen Sammlung bei Ha- gedorn entweder das erste Mal oder mit neuen Kenntnissen genannt worden sind, und der Umstand, dass das Werk in deutschen und Schweizer Künstlerkreisen große Reso- nanz gefunden hat,186 lassen vermuten, dass sich auch Mechel in seiner Eigenschaft als Verleger mit den eclairissemens auseinandergesetzt hat. Die beiderseitige Betonung des patriotischen Moments und die damit verbundene Hypothese einer deutschen Schule, Abb. 41 Grundriss des Oberen Belvedere, Detail: rechter Flügel, zweiter Stock mit der deut- schen Schule, in: Mechel 1783, Anhang Abb. 40 „Dritte Wand, dem Eingang gegenüber“ im vierten Zimmer („Gemälde Niederländischer Meister“) der niederländischen Schule im zweiten Stock des Oberen Belvedere. Digitale Rekonstruktion nach Mechel 1783 (Rekonstruktion: Autorin)
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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Band 1
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Titel
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Untertitel
Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837)
Band
1
Autor
Gudrun Swoboda
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79534-6
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
312
Kategorie
Kunst und Kultur
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