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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Band 1
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64 Fischer Kunst nach Ordnung, Auswahl und System die nach der Überwindung des gotischen Geschmacks kontinuierlich zur Meisterschaft aufsteigt, verweisen auf analoge Interessen, die in der Aufstellung der deutschen Schu- le durch Mechel zur Anwendung kamen. Es wird die deutsche Kunst im zweiten Stock des Belvedere mit den Worten eingeführt: „Hier sind die Beweise was unsere fleißigen unermüdeten Väter in der Kunst gethan ha- ben.“185 (Abb. 42, 43) Diese „Beweise“ liefert Mechel auf bemerkenswerte Weise: Er stellt an den Beginn der Chronologie der deutschen Schule ein Altar-Triptychon eines gewissen Thomas von Mutina, heute als der italienische Künstler Tommaso da Modena (1325–1379) bekannt, und datiert es auf 1297. Seinem Dafürhalten nach war das Werk das erste Beispiel für Ölmalerei. Mechel übersetzt irrtümlicherweise die lateinische Ortsbezeichnung „Muti- na“ mit Muttersdorf, einer Ortschaft in Böhmen.186 In Zusammenhang mit dieser produk- tiven Fehleinschätzung steht Gotthold Ephraim Lessings bekanntes Werk Vom Alter der Oel- malerey aus dem Theophilus Presbyter (1774), der in der mittelalterlichen Handschrift eben des Theophilus Presbyter eine Anleitung zur Herstellung von in Leinöl aufgelösten Farben fand.187 Wie Alice Harnoncourt rekonstruieren konnte, untersuchte – angeregt durch Lessings Schrift – der Professor für Universal- und Literaturgeschichte Franz Lothar von Ehe- mant dieses Bild aus Schloss Karlstein bei Prag und weitere Gemälde von Theoderich von Prag sowie Nikolaus Wurmser und kam mittels eines „Geheimrezepts“ eines gewissen Restaurators Kastner zum Schluss, dass es sich um „wahre Oelgemälde“ handle. Nicht nur Mechels Interesse war damit geweckt; Kaiser Joseph II. ordnete – wohl aufgrund der An- regung von Kaunitz – die Überführung der Bilder nach Wien an.188 Nach einer ersten offizi- ellen Untersuchung in der Akademie, die die These Ehemants zu bestätigen schien, kamen die Bilder 1780 unter großer Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit in die Galerie. Hilchenbach berichtete 1781 enthusiastisch: „In keiner Galerie sah man noch diesen Pinsel; in keinen älteren Kunstnachrichten las man die Nahmen Mutina, Wurmser und Theodoricus; nirgends redete man noch in unserem Vaterland entschieden von wirklich vorhandenen Oelgemälden aus dem dreyzehnden und vierzehnden Jahrhundert. – Hier sind nun die Proben, hergeschafft vom Schlosse Karlstein aus Böhmen, beurkundet aus den Archiven des Landes; und wie die von mehreren Künstlern in Gegenwart des Fürsten von Kaunitz gemachten Proben es zeigten – wie der Augenschein jeden es lehren kann, unwidersprech- liche Anwendung des Oels.“189 Dass in der ausführlichen Beschreibung der vermeintlichen Ölmalereien in der französi- schen Fassung des Galeriekatalogs Franz Lothar von Ehemant von Mechel mit keiner Silbe erwähnt wurde, ist wohl darauf zurückzuführen, dass Mechel vor allem eigene Interessen Abb. 42 Tommaso da Modena, Maria mit Kind, hl. Wenzel und hl. Palmatius, 1355–1359. Schloss Karlstein bei Prag
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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Band 1
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Titel
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Untertitel
Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837)
Band
1
Autor
Gudrun Swoboda
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79534-6
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
312
Kategorie
Kunst und Kultur
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