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69 Fischer
Kunst nach Ordnung, Auswahl und System
der Tauschverhandlungen eine Klausel vereinbart worden war, nach der solche Bilder zu-
rückgeschickt werden konnten, die den geforderten Ansprüchen nicht genügten.
Unter diesen Voraussetzungen wurde im Mai 1792 in Wien der sogenannte Bilder-
tausch in die Wege geleitet, in dessen Verlauf – nach einem Austausch von Wünschen – in
je zwei Lieferungen, zwei Rück- und Gegenlieferungen mehr als 50 Gemälde ihre Samm-
lung wechselten. Von den 14 in erster Lieferung aus Florenz nach Wien gelieferten Gemäl-
den (sechs Bilder aus der Galleria degli Uffizi, acht aus dem Palazzo Pitti und den Villen des
Großherzogs) wurden aufgrund des Rückgaberechts sechs Bilder abgelehnt und mit der
ersten Wiener Lieferung von zwölf Gemälden nach Florenz retourniert. Von der Möglich-
keit „daß Wenn im Fall beyderseits nichts anständiges in diesem Dausch wäre, zurückge-
schückt werden solle“211 wurde vor allem von Wien aus reger Gebrauch gemacht und da-
mit die Gegenseite in die Verlegenheit gebracht, ,besseren‘ Ersatz heranzuschaffen. Die
zweite Florentiner Lieferung, auf Kompensation der ersten missglückten Sendung be-
dacht, enthielt zehn Bilder; die Gegenlieferung aus Wien zwölf Stück. Da vorerst beider-
seits auf jede weitere Rücksendung von Gemälden verzichtet wurde, setzte der Tausch im
Februar 1793 aus. Nach zwei Tauschrunden standen einander 18 in die Wiener Galerie
aufgenommene und 27 in die Florentiner Sammlung gelangte Tauschbilder gegenüber.
Trotz des zahlenmäßigen Ungleichgewichts und des zumindest quantitativ günstigen Ver-
hältnisses für Florenz eröffnete der mit Jahresbeginn 1793 neu installierte Galeriedirektor
Tommaso Puccini mit einer 1794 angekündigten und 1796 durchgeführten Rücksendung
von zwei Gemälden nach Wien den Tauschvorgang von Neuem. In Folge, nach Florenti-
ner Ansprüchen auf Ersatz und einer Reihe von diesbezüglichen Vorschlagsvarianten Puc-
cinis, einigte man sich schließlich 1796 auf die Entsendung von vier Gemälden aus der
Wiener Galerie. Aber erst 1821, nach dem Ende der napoleonischen Kriege, kam der Bil-
dertausch mit der dritten Sendung dieser vier Bilder aus Wien nach Florenz zum Abschluss.
Aus sammlungssystematischer Sicht ist vor allem die Idee der Komplettierung relevant
– die dann nicht umgesetzt werden konnte beziehungsweise mehr und mehr unterlaufen
wurde. Als frühestes überliefertes Dokument gilt eine von Joseph Rosa verfasste, nur in ei-
ner Florentiner Abschrift erhaltene, knappe und präzise Auflistung von Malernamen mit
der Anzahl der gewünschten Gemälde, ohne bestimmte Bildtitel dieser Meister zu nennen:
„Quadri di Autori Italiani che mancano nella Imperiale Galleria in Vienna:
Di Fra Bartolommeo di S. Marco quadri N° 1
Andrea del Sarto ,,1
Alessandro Allori ,,1
Agnolo Bronzino ,,1
Lodovico Cigoli ,,1
Francesco Salviati ,,1
Baldassar Franceschini d.o il Volterra ,,1
Francesco Vanni ,,1
Federigo Barocci ,,1
Pietro Berrettino da Cortona ,,1
Benedetto Castiglione ,,1
Salvator Rosa: Paesi ,,2
Claudio Lorenese: dette ,,2
Gasparo Pussino: dette ,,2
Nicolò Pussino ,,1
Carlo Dolci ,,1
Francesco Furini ,,1
Francesco Albano ,,1“ 212
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837), Band 1
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- Titel
- Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
- Untertitel
- Die Kaiserliche Galerie im Wiener Belvedere (1776–1837)
- Band
- 1
- Autor
- Gudrun Swoboda
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79534-6
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 312
- Kategorie
- Kunst und Kultur