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Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
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Seite - 88 - in Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf

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Christine Neugebauer-Maresch, Eva Lenneis88 die nahezu überall als ausschließlich männliche Beigabe di- agnostizierte Dechsel kommt im sächsischen Derenburg „Meerenstieg“ zweimal in allerdings unsicheren Frauengrä- bern vor144, in den beiden thüringischen Gräberfeldern so- gar je einmal bei zwei sicheren Frauengräbern145. Die quer- schneidigen Pfeilspitzen scheinen hingegen ausschließlich zur Ausstattung von Männern (und männlichen Kindern) gehört zu haben146. Von den in Kleinhadersdorf nur selten aber ausschließlich bei Männern nachgewiesenen Beigaben haben das Paar gelochter Eberhauer aus Verf. 81 (Tafel 50 – Verf. 81/12 a, b) keine Entsprechungen in der LBK, gelten aber in der nachfolgenden Lengyel-Kultur als „charakteris- tischer Schmuckgegenstand“, der – soweit anthropologi- sche Bestimmungen vorliegen – auf Gräber von Kindern und von erwachsenen Männern beschränkt sein dürfte147. Die in Kleinhadersdorf zweimal belegten Fleischbeigaben sind in der LBK allgemein selten. Während diese in Bayern ebenfalls zur signifikanten Ausstattung von Männern gehö- ren, sind sie im thüringischen Sondershausen nur bei Frauen zu finden148. Die in Kleinhadersdorf festgestellte, bedeutend höhere Frequenz der Beigabe von Reibplatten bei Männern als bei Frauen ist auch in anderen LBK-Nekropolen festzustel- len149, in Niedermerz mangels erhaltener Skelette durch eine markant häufigere Kombination mit Dechseln150. Aller- dings dürfte auch das keine Regel ohne Ausnahme sein, denn in den bayerischen Gräberfeldern sind Reibplatten 144. Fritsch et al. 2011, 44, Abb.  11. 145. Kahlke 2004, 60 SO/5 und 111 BR/42. 146. Podborský 2002b, 334. – Pavúk 1972, 74 f. Tabelle  I. – Richter 1969, 178. – Kahlke 2004, 58. – Nieszery 1995, 110. – Brink-Kloke 1990, 436. 147. Zalai-Gaál 2010, 157, Tabelle  17. 148. Nieszery 1995, 110. – Kahlke 2004, 60 Tabelle  6. 149. Kahlke 2004, 58. – Podborský 2002b, 332. 150. Dohrn-Ihmig 1983, 69. platte, Klopfstein und Keramikfragmente). Der erste war wohl sicher, der zweite vielleicht ein Bursche, während das dritte Grab ohne erhaltene Beigabe (G. 18) vermutlich das eines Mädchens war. Unter den Erwachsenen, deren Geschlecht anthropolo- gisch nicht bestimmbar war, verbergen sich nach den eben angewandten Kriterien vermutlich mindestens zwei oder drei Männer, von denen zwei eine Dechsel (G. 4, Verf. 91–2) aufweisen, die dritte Person (G. 6 – Tafel 7) ein wohl sekun- där als Reibplatte verwendetes Mahlsteinfragment (Tabel- le  12). Alle diese Gräber zeichnen sich durch einen extrem schlechten Erhaltungszustand aus, weswegen der Umkehr- schluss, dass alle nicht mit Dechsel und/oder Reibplatte ver- sehenen Toten weiblichen Geschlechtes gewesen wären, si- cher unzulässig ist. Bei den vier Brandgräbern gibt es nur Gefäßfragmente in größerer Anzahl als Beigabe, und zwar bei zwei der vier Grä- ber. In einem der beiden Gräber fand sich überdies eine Dech- sel (Verf.  37), in dem zweiten eine Reibplatte und das Frag- ment eines Knochengerätes (Verf. 54). Die anderen beiden Gräber enthielten keine Beigaben (Tabelle  13). Aufgrund der angeführten Ausstattung der beiden Brandgräber mit erhal- tenen Beigaben sind darin wohl Männergräber zu vermuten. Die für die Männergräber von Kleinhadersdorf aufge- zeigten Charakteristika entsprechen den Beobachtungen in vielen, aber nicht allen LBK-Gräberfeldern. Der größte Reichtum und die größte Vielfalt an erhaltenen Beigaben wurde in ähnlicher, ja sogar noch stärker ausgeprägter Form in Vedrovice, in Nitra, in den bayerischen Nekropolen und in Stuttgart-Mühlhausen festgestellt142, während dies in Sondershausen und Bruchstedt nicht so deutlich und in sächsischen Gräberfeldern gar nicht zu sehen ist143. Selbst 142. Podborský 2002b, 334 f. – Pavúk 1972, 71. – Nieszery 1995, 110. – Price et al. 2003, 28. 143. Kahlke 2004, 60 Tabelle  6, 111 Tabelle  13. – Fritsch et al. 2011, 86 f. 37 n.b. 4 1 46 n.b. 54 n.b. 3 1 1 82 n.b. Summe Gräber  0 0 0 2 1 0 1 0 1 0 0 Tabelle  13: Kleinhadersdorf: Erhaltene Ausstattung der Brandgräber.
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Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
Titel
Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
Autoren
Christine Neugebauer-Maresch
Eva Lenneis
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-7001-7598-8
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
406
Schlagwörter
Neolithic, LBK, cemetery, archaeology, prehistory, Kleinhadersdorf, Lower Austria, Neolithikum, Linearbandkeramik, Archäologie, Urgeschichte, Gräberfeld, Kleinhadersdorf, Niederösterreich
Kategorien
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