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Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
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Christine Neugebauer-Maresch, Eva Lenneis134 55/2, 672/10) oder langschmaler (79/5, 81/10) Form. Ein Stück ist nur als kleines Fragment vorhanden (G. 7), es ist die einzige vermutlich aus Geweih gefertigte Spitze. Ein zweites Stück ist im Bereich des Gelenkes beschädigt (17/4), eine Spitze war in zwei anpassende Teile (intentionell?) zer- brochen (79/5). Die übrigen vier Spitzen sind vollständig und in gebrauchsfähigem Zustand. Die in Kleinhadersdorf vorhandenen Knochenspitzen fügen sich völlig unauffällig in das allgemein aus der LBK bekannte Formenspektrum, das allerdings vor allem in den Siedlungen bedeutend vielfältiger und reichhaltiger ist285. In den Gräberfeldern ist die Formenvielfalt deutlich geringer, am häufigsten kommen die auch in Kleinhadersdorf vertre- tenen Pfrieme/Ahlen vor. Am eindrucksvollsten ist diesbe- züglich die Gegenüberstellung des Gerätebestandes aus den Gräberfeldern und der Siedlung von Vedrovice286. Elf Pfrie- me/Ahlen gibt es aus Aiterhofen sowie je einen aus Mangol- ding und Sengkofen. Letztere sind bis auf eine Ausnahme aus den Mittelfußkochen von Ovicapriden hergestellt, wäh- rend in Kleinhadersdorf – ebenso wie in Vedrovice287 – mehrfach Wildtierknochen verwendet wurden. Neben die- sen Pfriemen gibt es in den bayerischen Gräberfeldern auch noch Knochenpfeilspitzen und zylindrische Stäbe288. Aus dem Gräberfeld Nitra liegen nur zwei oder drei Knochen- pfrieme vor289. Allein aus einer Siedlungsbestattung in Böh- men ist die Kombination eines Knochenpfriems mit einem abgebrochenen Wildschweinzahn bekannt290. Letzteres stellt eine beachtliche Parallele zu dem Grab Verf. 81 dar, wo allerdings die beiden Eberhauer vollständig und mit auf- wendiger Durchlochung versehen sind. Einfach gelochte Anhänger aus Eberzähnen sind jeweils paarweise aus meh- reren Gräbern von Zengövárkony und anderen Lengyel- Gräbern nachgewiesen und werden als typischer Männer- schmuck angesehen291. Bei den beiden so vielfach gelochten Eberzähnen aus Kleinhadersdorf ist hingegen allein durch die Lage der Objekte neben dem Kopf bzw. vor dem Ge- sicht des Toten eine Schmuckfunktion eher auszuschließen (Tafel 50). Der unmittelbar daneben liegende Knochen- pfriem und der Silexbohrer stehen vielleicht in funktiona- lem Zusammenhang mit dem Eberzahnpaar, doch bleibt dessen Verwendung dennoch völlig rätselhaft. 285. z.  B.: Fehlmann 2011. – Ganslmeier 2001, 120–124. – Pavúk 1994, 126–130. 286. Berkovec et al. 2004, 174, Table 8. 287. Berkovec et al. 2004, Table 9. 288. Nieszery 1995, 195. 289. Pavúk 1972, 41 Abb.  24 Grab 4/10; 42 Abb.  25 Grab 14/7, 8(?). 290. Zápotocká 1998, 21, Tafel 22: Praha-Vokovice, 7f. 291. Zalai-Gaál 2010, 157. Bestimmung erstmals anhand von Siedlungsfunden aus dem etwa 80  km westlich gelegenen Mold bei Horn gelang282. 5.2.3.5 Gerölle (Klopfsteine) und mineralische Rohstoffe (Eva Lenneis) Aus den Gräbern von Kleinhadersdorf gibt es 14 Gerölle, die aufgrund der Schlagmarken zunächst als Klopfsteine be- zeichnet wurden und sich so auch unter Kapitel 5.2.1 und 5.2.2 finden. Eine genauere Analyse dieser Steine machte aber klar, dass diese neben den Schlagspuren, deren intenti- onelle Herkunft in einzelnen Fällen unsicher ist, mehrfach Schleifflächen aufweisen (Tabelle  28 und Abb.  45). So resul- tiert die Form von sechs dieser Stücke aus den Schleifflä- chen, von denen zweimal nur eine (7/3, 43/3), dreimal zwei (44/5, 79/2, 87/2) und einmal drei (71/1) festzustellen wa- ren. Auf zwei Objekten fanden sich noch Rötelspuren (7/3, 22/6), was wohl ein Hinweis auf die Verwendung dieser Steine zum Zerreiben und Zerklopfen des Hämatits auf den zahlreichen Reibplatten sein dürfte. Obwohl der Rötel/Hämatit überdies mehrfach als Spur auf den Reibplatten und gestreut um die Köpfe der Skelette festzustellen war, gibt es kein einziges Stück des Rohmate- rials aus den Gräbern. Rohgraphit ist hingegen in drei Stücken vertreten. Der Charakter dieser Graphitstücke ist verschieden und weist möglicherweise auf die Gewinnung an verschiedenen Ab- baustellen hin. Dennoch kann man als Herkunftsgebiet nur allgemein die Böhmische Masse angeben, da die Stücke zu wenig typisch sind, um sie einem bestimmten Vorkommen zuzuordnen. Gerölle/Klopfsteine kommen ebenso wie Farbminerali- en nur in einigen LBK-Gräberfeldern und immer in gerin- gen Zahlen vor. So kennt man einige „Geröllsteine“, deren Rohmaterial ähnlich wie in Kleinhadersdorf lokalen Ur- sprungs ist, aus den Gräberfeldern von Vedrovice283. Einige Klopfsteine gibt es auch aus den bayerischen Gräberfeldern, wo überdies nur Graphit als mitgegebener Farbstein nach- gewiesen ist und Rötel/Hämatit nur als Farbstreuung erhal- ten blieb284. 5.2.3.6 Geräte aus Tierknochen, Geweih oder Zahn und unbearbeitete Tierknochen (Eva Lenneis) Die Anzahl der aus Tierknochen, Geweih oder Zahn gefer- tigten Geräte ist in Kleinhadersdorf mit insgesamt acht Ob- jekten sehr gering (Tabelle  29 und Abb.  46). In sieben Fällen handelt es sich um einfache Spitzen von kurzbreiter (G. 1a, 282. Götzinger et al. 2010, 195. 283. Mateiciucová 2002, 232. 284. Nieszery 1995, 161  ff.
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Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
Titel
Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
Autoren
Christine Neugebauer-Maresch
Eva Lenneis
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-7001-7598-8
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
406
Schlagwörter
Neolithic, LBK, cemetery, archaeology, prehistory, Kleinhadersdorf, Lower Austria, Neolithikum, Linearbandkeramik, Archäologie, Urgeschichte, Gräberfeld, Kleinhadersdorf, Niederösterreich
Kategorien
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