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Barbara Tiefenböck, Maria
Teschler-Nicola348
onen sowie mehrere Foramina unterschiedlicher Größe
vorhanden. Bei den Foramina könnte es sich um stark
ausgeprägte Foveolae granulares handeln. Vor allem im Be-
reich der Ossa parietalia ist der Sinus sagittalis tief und gut
abgegrenzt. Diese Veränderungen lassen auf eine meningea-
le Reizung und/oder einen perisinuösen Prozess schließen.
Im Bereich des Confluens sinuum ist eine sogenannte „tor-
cular fossa“ (eine pränatale Sinus-Fehlbildung) ausgebildet.
Zähne und Alveolarbereich: Kariöse Destruktionen lie-
gen ausschließlich bei Zahn 47 vor (pfefferkorngroße dista-
le Zahnhalskaries). Aufgrund starker Abrasion ist Sekun-
därdentin an den Zähnen 31, 32, 41, 42 und 43 ausgebildet.
Die Schneidezähne des Unterkiefers zeigen an der Okklu-
salfläche von mesial nach distal verlaufende, eventuell durch
den Gebrauch der Zähne als „Werkzeug“ verursachte Ein-
kerbungen. Im Oberkiefer ist eine Zahnanomalie zu beob-
achten: Anstelle des dritten Molaren ist nur ein reduzierter
Zahnkeim ausgebildet. Des Weiteren ist ein rechter, oberer
erster Milchmolar (54) persistierend vorhanden (dieser ist
stark abradiert und durch eine pfefferkorngroße Karies ge-
kennzeichnet). Offensichtlich war der erste Prämolar (Zahn
14) im Oberkiefer nicht angelegt. Entlang des Alveolarkam-
mes sind im Unterkiefer (Alveole 31, 32, 41, 42) feine Kno-
chenneubildungen als Folge eines entzündlichen Prozesses
zu erkennen. Die Spina mentalis ist kräftig entwickelt.34
Post cranium: An den Ossa carpi der rechten Hand und
am linken Os triquetrum sind Lochbildungen zu sehen,
welche wahrscheinlich auf eine vermehrte Gefäßeinspros-
sung zurückzuführen sind. An den Femora und den Tibiae
finden sich entlang der Diaphyse längliche Striae. Der linke
Femur weist oberhalb der Facies patellaris poröse Auflage-
rungen und eine streifig-strähnig veränderte Oberfläche
auf. An beiden Fibulae ist unterhalb des Caput fibulae an
der Facies posterior ein knöcherner Fortsatz ausgebildet.
Da in diesem Bereich der Musculus soleus entspringt, kann
es sich um die Folgen einer Überbeanspruchung mit Ver-
knöcherung des Ansatzes handeln. Auch am rechten Femur
findet sich im Bereich des Überganges des Labium mediale
zur Linea supracondylaris medialis eine knöcherne Aufla-
gerung, die ebenfalls als Zeichen einer Überbeanspruchung
betrachtet werden kann. Auch am Trochanter minor beider
Femora ist eine Osteophytenbildung sichtbar. Die Muskel-
marken an oberer und unterer Extremität sind generell kräf-
tig entwickelt. Es ist allgemein eine deutliche Asymmetrie
34. Neugebauer, Neugebauer 1990.
Archäologische Bemerkung
Grabung BDA, 1990.
Starke Rötelstreuung um den Schädelbereich.34
Linksseitige lockere Hockerbestattung.
Pathologien und Besonderheiten
Cranium: Feine Porosierungen liegen auch hier am Os oc-
cipitale vor. An der Lamina interna sind die Sulci arteriosi
verstärkt ausgebildet. Entlang des Sulcus sinus sagittalis
sind Knochenauflagerungen und vermehrt Gefäßimpressi-
Fig. 45a: KH 69.
Fig. 45b: Zahnschema KH 69.
Objekt: KH 1 Grab-Nr.: 69 (Tafel 43)
Grabtyp:
Körpergrab Geschlecht:
männlich Archäolog. Geschlecht:
männlich Sterbealter:
40–60 Cranium:
tlw./stark erodiert Post cranium:
tlw. erodiert
Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
- Titel
- Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
- Autoren
- Christine Neugebauer-Maresch
- Eva Lenneis
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-7598-8
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 406
- Schlagwörter
- Neolithic, LBK, cemetery, archaeology, prehistory, Kleinhadersdorf, Lower Austria, Neolithikum, Linearbandkeramik, Archäologie, Urgeschichte, Gräberfeld, Kleinhadersdorf, Niederösterreich
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen