Seite - 570 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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Johann, Paul
Anton Jobst
veni glasbenik schrieb. J. wurde die treibende Kraft des
musikalischen Lebens in Žiri und leitete alle Gesang-
schöre, war Kapellmeister und Musiklehrer, vor allem
aber war er zeit seines Wirkens Komponist. Im Ersten
Weltkrieg wurde J. einberufen, aus dem Krieg kehrte
er erst Ende 1919 mit vier Auszeichnungen zurück.
Nach dem Krieg übernahm J. wieder den Dienst als
Organist in Žiri und ging verschiedenen Beschäf-
tigungen nach. Im Jahr 1922 heiratete er die Sopra-
nistin des Domchores in Ljubljana, Marija (Minka)
Kathern, und gründete mit ihr eine Familie, in der
fünf Kinder geboren wurden. Die Zwischenkriegs-
zeit war in seinem Schaffen am fruchtbarsten : in
Musikpublikationen Cerkveni glasbenik, Pevec, Zbori
und im Eigenverlag erschienen zahlreiche Werke für
Männerchöre und gemischte Chöre, für Gesang und
Klavier. Aus noch immer nicht erforschten Gründen
wurde er 1945 für mehr als ein Jahr aus seiner neuen
Heimat Žiri nach Klagenfurt/Celovec verbannt. Seine
Zwangsaussiedlung dürfte am Heiligen Abend im
Jahre 1945 stattgefunden haben. Vom 1. April 1946
bis 10. Mai 1947 lehrte J. am Klagenfurter Konser-
vatorium Orgel, Klavier, Gesang, Musiktheorie und
Harmonie. Danach kehrte er nach Žiri zurück und
wirkte von 1947–1970 als Musiklehrer zunächst am
Unterstufengymnasium, danach an der Grundschule
und später auch an der Musikschule Žiri. J. war Kir-
chenmusiker, Komponist und Organist. Er setzte die
Kompositionsschule von Stanko Premrl fort. Das
schöpferische Opus ist umfangreich, es umfasst 203
evidentierte kirchliche Werke (Messen, Messlieder,
Werke für Chöre) und 438 weltliche Werke (Sing-
spiele, Instrumentalwerke und Werke für Chöre). Von
1963–1970 veröffentlichte J. vier Sammlungen für
die Orgel. Im Verein der slowenischen Komponisten
(Društvo slovenskih skladateljev) in Ljubljana gilt er
noch immer als Komponist, der die meisten solisti-
schen Orgelstücke veröffentlicht hat. Populär gewor-
den ist seine slowenische Messe Bog na svoj se rod ozri
[Gott blicke auf dein Volk] für Solosänger, gemischten
Chor und Orgel, die in der Zeitschrift Cerkveni glas-
benik im Jahr 1936 erschien. Stilistisch kann man J. zu
jenen Komponisten zählen, die sich zwischen der Ro-
mantik und der Spätromantik bewegten, jedoch nicht
immer. Im kirchlichen Opus blieb J. ein konsequenter
Anhänger der kirchlichen Lieder, die dem Kirchenjahr
folgen. J.s ausdruckvollste Lieder sind die Advent-
und Fastenlieder, die sich dem musikalischen Expres-
sionismus nähern. J. wurde für seine Arbeit mehrere Male ausgezeichnet. Am 29. September 1974 erhielt
er die höchste kirchliche Auszeichnung, die eine Zi-
vilperson in der röm.-kath. Kirche bekommen kann,
den Ritterorden Gregors VI., der ihm vom Vatikan-
Staat zu seinem 80. Geburtstag verliehen wurde. Im
Jahr 1981 erhielt er vom Verband der Kulturorganisa-
tionen Sloweniens (Zveza kulturnih organizacij Slove-
nije, ZKOS) die Gallus-Plakette. Anlässlich seiner
Pensionierung wurde von der damaligen slowenischen
Republikkommission für Künstler unter dem Vorsitz
des renommierten slowenischen Musikologen und
Akademikers Dr. Dragotin Cvetko anerkennend
hervorgehoben, dass J. einen hervorragenden Platz
unter den Komponisten »volkstümlichen« Charakters
einnehme.
Im Jahr 2011 wurde anlässlich seines 30. Todestages
an seinem Geburtshaus in Egg/Brdo eine zweispra-
chige Gedenktafel angebracht, die von der Gemeinde
Žiri, der Pfarre Egg/Brdo, vom Museumsverein Mu-
zejsko društvo Žiri, vom Slowenischen Volkskunde-
institut Urban Jarnik/Slovenski narodopisni inštitut
Urban Jarnik und vom → Klub koroških Slovencev v
Ljubljani in Mariboru [Klub der Kärntner Slowenen in
Ljubljana und Maribor] gestiftet wurde.
Lit./Web : SBL ; ES ; OVSBL. – F. Križnar : Anton Jobst 1894–1981.
Življenje in delo glasbenika in skladatelja. Ljubljana 1990 ; http://www.
rtvslo.si/mmc-priporoca/bojevit-organist-je-uspeval-kar-v-petih-
nic-kaj-prijaznih-rezimih/346847 (mit Liedbeispielen).
Martina Piko-Rustia
Johann, Paul, → Internierungen 1919.
Johann von Viktring (slow. Janez Vetrinjski, lat. Jo-
hannes abbas Victoriensis, * ca. 1270 Lothringen, † 12.
November 1345 (?) Viktring/Vetrinj), Zisterzienser,
Chronist.
J. war der bedeutendste Historiker des Spätmittelal-
ters, doch ist über sein Leben wenig bekannt. Geboren
ist er um 1270, sein Geburtsort ist nicht zweifelsfrei
identifiziert. Nach einer Deutung stammte er aus dem
französischsprachigen Gebiet Lothringens (Lorraine),
nach einer anderen aus dem bairisch-österreichischen
Raum. Spätestens ab 1307 lebte er im Zisterzienser-
kloster in → Viktring/Vetrinj, das 1142 vom Kärntner
Herzog Bernhard von Spannheim (1202–1256)
gegründet worden war. Am 15. Februar 1312 wurde
er zu dessen 23. Abt gewählt. Während seiner Amts-
zeit verkehrte er mit einigen der wichtigsten Akteure
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur