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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Seite - 573 -
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573 Josephinismus Josef II. wollte für die administrativ sehr unter- schiedlichen Gebiete der österreichischen Monarchie eine einheitliche Ordnung einführen und stärkte des- halb die Zentralgewalt. Die Einberufung der Land- tage wurde ausgesetzt, die Standesausschüsse wurden aufgehoben und ihre Buchführung in die Landgraf- schaften eingegliedert. Im Staatsapparat wurden die (bezahlten) Beamten zu den zentralen Beauftragten und Exekutoren des Herrscherwillens. Die im Jahre 1763 errichtete Guberniumsstruktur verdrängte 1782–1783 die ältere Verwaltungsordnung völlig und setzte sich durch. Die Länder mit slowenischer Bevölkerung wurden in das Grazer und das Tries- ter Gubernium eingegliedert (einerseits Steiermark/ Štajerska, Kärnten/Koroška und →  Krain/Kranjska sowie andererseits →  Trieste/Trst/Triest, Istrien/Istra und Görz-Gradiska/Gorica-Gradišče) (→  Innerös- terreich). 1784 proklamierte der Kaiser Deutsch als →  Amtssprache für die gesamte Monarchie, was die Unifizierung der Habsburgermonarchie weiter voran- trieb (→  Lingua franca). Im gleichen Rahmen verlief zur selben Zeit die Germanisierung des Schulsystems. Dieses wurde vollkommen den Erfordernissen und Bedürfnissen des Staates angepasst und untergeord- net. Deutsch wurde 1782 als einzige Unterrichtsspra- che an den Mittel- und höheren Schulen zugelassen (→  Schulwesen), deren Netz an Dichte einbüßte. In Ljubljana wurde 1785 zeitweilig das philosophische Studium abgeschafft. In vielen Ländern wurde der Weg zur höchsten Bildung schwieriger (die Universi- tät in Graz wurde 1782 zum Lyzeum). Der J. traf auch die Religion und die Kirche stark. Vom Kaiser wurde das Verhältnis zwischen Kirche und Staat neu defi- niert. Letzterer sollte alle Lebensbereiche beherrschen. Zu diesem Zweck war auch eine ständige Aufsicht über die Einwohner der österreichischen Monarchie und ihre Gesinnung geplant. Dazu wurden Polizeidi- rektionen und Zensur eingeführt. Josef II. hatte im Einklang mit seinen Idealen 1781 das Toleranzpatent erlassen. Mit diesem wurde den Lutheranern, Kalvi- nisten, Orthodoxen und Juden der freie Gottesdienst gestattet, eine Kontrolle der Ausbildung der Geistli- chen durch den Staat eingeführt. 1783 wurden die Di- özesangrenzen weitgehend den politischen Grenzen angepasst. Es wurden in Graz Generalseminare für die Länder mit slowenischer Bevölkerung gegründet. Der Kaiser war überzeugt, dass die bischöflichen Pries- ter – ähnlich wie die Staatsbeamten – Vollzugsorgane der Staatspolitik sein konnten. Für Ordensleute, vor allem für die Mitglieder kontemplativer Orden, hatte der Kaiser kein Verständnis. 1782–1790 kam es zu Klosteraufhebungen jener Orden, die nach Meinung Josefs  II. keine allgemein nützliche Tätigkeit zum Ziel und Zweck hatten. Auf dem Territorium, das von Slowenen bewohnt wurde, und in seiner näheren Umgebung wurden folgende Klostergemeinschaften aufgelöst : Stična, Kostanjevica ob Krki, Ljubljana, Bistra, Škofja Loka, Mekinje, Velesovo, Kranj, Novo mesto, →  Gorizia/Gorica/Görz, Solkan, Sveta Gora, Gradišče ob Soči, Fara, Trieste/Trst/Triest, Duino/ Devin, Grljan, Žiče, Olimje, Studenice, Radlje ob Dravi, →  Maribor, Ormož, Ptuj, Murek (Cmurek), Muta, Novi Klošter, Slovenska Bistrica, Sv.  Trojica, in →  Arnoldstein/Podklošter, →  Villach/Beljak, →  Os- siach/Osoje, →  Viktring/Vetrinj, Griffen/Grebinj, Sedelce und →  St.  Georgen am Längsee (Šentjurij ob Dolgem jezeru). Ihr Vermögen wurde in einen Religionsfonds eingebracht. Im slowenischen Raum wurde eine Vielzahl von Pfarren neu gegründet. Diese Tatsache aber konnte den großen kulturellen Verlust, den die Übersiedlung der jeweiligen Klosterbibliothe- ken nach Wien oder in Landeshauptstädte verursacht hatte, bei Weitem nicht wettmachen. Im ländlichen Raum war es infolge der schlechten Verwaltung des Religionsfonds zu großer Verarmung der kirchlichen Stiftungen gekommen. Auch die Auflösung fast aller Bruderschaften hatte großen Einfluss auf das religi- öse Leben. Die Priester, die Anhänger des J. waren, versuchten den bestehenden Gepflogenheiten der Volksfrömmigkeit entgegenzutreten. Unter ihnen war in der österreichischen Monarchie Fürstbischof Karl Johann →  Herberstein von Ljubljana der Promi- nenteste, der den Buchkorpus der Jansenisten aus dem Französischen ins Slowenische übersetzen ließ. Die rigoristischen Ansichten verbreiteten sie durch die Herausgabe von →  Liederbüchern und Bibelüber- setzungen (ins Slowenische 1784–1802, zuerst unter der Leitung von Jurij →  Japelj), was wesentlich zur Weiterentwicklung der slowenischen Schriftsprache beitrug. Die Lehre des →  Jansen hatte der Kaiser, soweit sie den Staatszwecken dienlich war, bei seinen Maßnahmen berücksichtigt. Die Gegner verwendeten den Begriff Jansenisten abwertend (→  Jansenismus, →  Spätjansenismus). Eine unmittelbare Kritik an den Verfechtern der Ideen des Kaisers war wegen der Zen- sur allerdings nicht möglich. Im slowenischen Raum behielten die aus dem Geist des J. hervorgegangenen Geistlichen ihre große Rolle bis in den Vormärz bei.
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Untertitel
Von den Anfängen bis 1942
Band
2 : J – Pl
Autoren
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
502
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 547
  2. Lemmata Band 2 J – Pl 549
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