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Kiewer Blätter
Kiewer Blätter
Kiewer Blätter (Glagolica-
Schrift), Universität Bamberg
1936 ; Prešeren 1800–1838. Življenje pesnika in pesmi. Ljubljana 1938 ;
Osnove za Kollárjev vpliv pri Slovencih do 1852. In : Slovanská vza-
jemnost 1836–1936. Praga 1938, 126–145 ; Zoisova korespondenca. 2
Bd. (Hg.) Ljubljana 1939, 1941 ; Prešernov album 1949. Ljubljana
1950 (Hg.; fertiggest. v. A. Gspan in M. Rupel) [Nachdr. 1980.]
Primož Trubar. (Hg. M. Rupel). Ljubljana 1951 ; Izbrani spisi. 3 Bd.
(Hg. D. Dolinar ; mit Bibliografie und Kommentar.). Ljubljana 1978.
Lit.: SBL ; EJ ; ÖBL ; LPJ ; ES ; OVSBL. – A. Ocvirk : Dr. France
Kidrič. In : Letopis SAZU 4 (1952) 86–100 ; F. Petre : France Kidrič v
tokovih literarne zgodovine. In : Sodobnost 23 (1975) 500–509 ; D. Do-
linar : Literarna umetnost v delu Franceta Kidriča. In : SR 24 (1976)
103–118, 267–278 (auch in : D. Dolinar : Med književnostjo, narodom
in zgodovino, Celje/Ljubljana 2007, 255–280) ; J. Koruza : Pomen
Franceta Kidriča v slovenski literarni vedi. In : JiS 25 (1979/80) 186–
191 ; Kidričev zbornik (Hg. J. Lipnik). Maribor 2002 ; Pisma Franceta
Kidriča Franu Ramovšu (Hg. D. Dolinar). Ljubljana 2002 ; K. Sturm-
Schnabl : France Kidrič (1880–1950), njegov študij in njegovo delovanje
na dunajski univerzi. In : Kidričev zbornik. Zora 16. Gradivo s simpo-
zija v Rogaški slatini. Maribor 2002, 28–35 und 131–181.
Darko Dolinar ; Üb.:Katja Sturm-Schnabl
Kiewer Blätter. 7 kleinformatige, zweiseitig in runder
→ Glagolica beschriebene Pergamentblätter mit slawi-
schen Texten. Im 19. Jh. befanden sich die Blätter in
Jerusalem und wurden von dort in die Bibliothek der
Duchovnaja Akademija von Kiew gebracht, wo sie der
russische Slawist I. I. → Sreznevskij 1874 entdeckte.
Der Text besteht aus Fragmenten einer slawischen
Übersetzung eines römisch/lateinischen Missale (Or-
dinarium, Proprium : mišě, prěfaciě, po visoNdě »nach der
Kommunion«) und wird seit 150 Jahren literaturüblich
für das »allerälteste erhaltene Denkmal in irgendeiner
slawischen Sprache« gehalten. Viele namhafte Slawis-
ten haben sich mit diesen Texten beschäftigt und dazu
ihre meist kontroversiellen Ansichten geäußert.
Die K. B. sind mit den → Freisinger Denkmälern
die am meisten studierten alten Texte der Slawistik,
ohne dass man die Thematik → Karantanerslowenisch
wahrgenommen hätte. Nur → Kopitar und → Mik-
losich haben vor 150 Jahren folgenlos angefangen, in
dieser Richtung zu argumentieren. Wegen einiger pho-
netisch »tschechischer« Merkmale (dazi, podazi, z statt
zu erwartendem j, dj oder žd) und »epenthetischem« vl/
ml statt vj/mj werden sie für tschechischen oder kroati-
schen Ursprungs bzw. für »westslawisch« oder »südsla-
wisch« gehalten. Manche vermuten in den K. B. eine
Abschrift aus dem 10. Jh. eines von einem Method-
schüler angefertigten »Originals«.
Durch die in der Slawistik literaturübliche Gleich-
setzung von Handschrift und Text kam es zu unrealisti-
schen Datierungen, die insbesondere mit der damnatio
der 100-jährigen Missionstätigkeit →
Salzburgs vor Kyrill/Method in Karantanien und seinen pan-
nonischen confines zusammenhängt. Im Streit um das
Alter der Freisinger Denkmäler und der K. B. ist zu
beachten, dass sie, so wertvoll sie auch sind, erst nach
Erfindung der → Glagolica durch Kyrill (also nach
863) entstanden sein können. Die Freisinger Denkmäler
im Missionshandbuch des Freisinger Bischofs → Ab-
raham († 994) ihrerseits sind als Abschrift des 10. Jh.s
eine Kopie älterer Vorlagen aus dem 8. oder 9. Jh. Daher
sind sie textologisch und vor allem kontextologisch ein-
deutig die älteren bzw. ältesten Textdenkmäler in einer
slawischen Sprache. Nur im slowenischen Karantanien
war seit dem 8. Jh. Lateinisch und der römische/latei-
nische Ritus in der Kirche üblich. Das geht aus dem
Papstbrief (→ Methodvita Kap. VIII) an Method
hervor : diesen einen Brauch aber bewahrt : bei der Messe
lest den Apostel und das Evangelium zuerst römisch (= la-
teinisch) dann slawisch (= altslowenisch/karantanerslo-
wenisch) [Übersetzung O. Kronsteiner]. Durch die
K. B. ist erwiesen, dass es neben Evangelientexten auch
ein slowenisches Missale (Messtexte) gegeben hat. Me-
thod hatte in seinem Übersetzerteam auch Mitarbeiter
učenici aus → Karantanien, die Latein konnten und mit
Übersetzungen aus dem Lateinischen (bzw. → Altla-
dinischen, → Altbairischen) ins Slawische/→
Altslo-
wenische vertraut waren. Nach Methodvita Kap. XVII
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur