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Kirchenlied
Greutschach/Krčanje,
slowenischer Kirchenchor
vor 1953
Achomitzer SängerInnen vor
der Pfarrkirche in Feistritz im
Gailtal/Bistrica na Zilji, Archiv
Milka Kriegl
erung des Kirchenliedes auf der Basis des Volksgesan-
ges ein. Seine Haltung und sein pädagogischer Ansatz
übten nachhaltigen Einfluss auf die nachfolgenden Ge-
nerationen von Kirchenlieddichtern nicht nur in Kärn-
ten/Koroška aus. Slomšek selbst dichtete eine Reihe
von Liedern für den kirchlichen Gebrauch, die eine
explizite Nähe zum geistlichen Volkslied aufweisen (V
nebesih sem doma [Im Himmel bin ich daheim], Musik :
G. Zafošnik ; Glejte že sonce zahaja [Seht, schon geht
die Sonne unter], Musik : H. J. Žirovnik).
Mit der Gründung der Cäcilien-Vereine auch in der
Diözese → Gurk/Krška škofija (1876) und der Diö-
zese → Lavant/Lavantinska škofija (1887) wurde die
Etablierung eines an klassischen Mustern des 16. Jh.s
orientierten A-cappella-Gesangs forciert. Diesen Be- strebungen war in Kärnten/Koroška trotz massiver Un-
terstützung durch die Bischöfe kein Erfolg beschieden.
Bedeutung beansprucht das Gesangbuch Cecilija von
Anton Foerster, welches 1883 in der → Mohorjeva
erschien. Es erfuhr eine starke Verbreitung (21884) und
findet sich noch heute auf den Choremporen. Auch
trug das wichtigste Organ des Cäcilianismus, die ab
1878 in Ljubljana erscheinende und mit Notenbeilagen
versehene Zeitschrift Cerkveni glasbenik [Der Kirchen-
musiker], zur Verbreitung des slowenischen Kirchenlie-
des in Kärnten/Koroška bei. Sie war die einzige Quelle,
die über die kirchenmusikalische Situation in Kärnten/
Koroška um die Jahrhundertwende berichtete.
Von der 1910 an der Akademie für Musik und dar-
stellende Kunst in Wien eingerichteten Abteilung für
Kirchenmusik, aus welcher bedeutende slowenische
Komponisten wie Stanko Premrl und France Ki-
movec hervorgingen, gingen auch nach dem Zerfall
der Monarchie wichtige Impulse für die slowenische
Kirchenmusik aus. Neben Matija Tomc studierte hier
1927–1931 der Kärntner Slowene Anton → Nagele.
In den Kärntner Pfarren wurde in der Zwischen-
kriegszeit neben dem Chorgesang aber weiterhin über-
wiegend der slowenische Volksgesang gepflogen. Das
Verbot des slowenischen Kirchengesangs unter den Na-
tionalsozialisten wurde in einem gewissen Maß durch
die Eindeutschung slowenischer Kirchenlieder unter-
laufen. Diese Schöpfungen sind nach dem Zweiten
Weltkrieg bis auf wenige Ausnahmen aber wieder aus
dem Gottesdienst verschwunden.
Ein besonderer Meilenstein für den Kirchgesang, für
welchen das K. ja entstanden ist, ist das im Jahre 1980
erschienene Gebet- und Gesangbuch Slavimo gospoda.
Nach dem Vorbild des deutschen Gotteslob ist das Buch
eine Sammlung gängiger geistlicher Gesänge für alle
katholischen Christen slowenischer Sprache in der
ganzen Welt.
Die Diözese Gurk/Krška škofija hat sich in der Gur-
ker Diözesansynode 1975 als offizielle zweisprachige
Diözese erklärt. Für die immer häufiger werdenden
zweisprachigen Gottesdienste hat die Diözese im Jahre
2006 das Buch Gloria herausgegeben. Es ist dies eine
(von manchen auch kritisierte) mutige Tat, die schluss-
endlich den Gläubigen in den zweisprachigen Got-
tesdiensten einen großen Dienst erwiesen. Das Ge-
bet- und Gesangbuch Gloria ist ein Schnitt erprobter
Gesänge aus dem deutschen Gotteslob (1970) und dem
slowenischen Slavimo gospoda (1983) mit Zusätzen aus
den neueren Strömungen (wie z. B. Taizé-Bewegung)
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur