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Klub koroških Slovencev
slawiens als Aufgabe bestimmt, sowie jegliche Aktivi-
tät für die kulturelle Einheit der Slowenen beiderseits
der → Karawanken/Karavanke. Beschlossen wurde
von den Gründerpersönlichkeiten Julij → Felaher,
Anton →
Brandner, Ivan →
Hochmüller, An-
ton Müller, Zvonko Janežič, France Uršič, Franc
→ Štaudeker und Anton Urbanc, den Slowenen
in Österreich die Organisation ihres Lebens selbst zu
überlassen und sich in keiner Weise darin einzumi-
schen, da diese selbst am besten wissen müssten, wie sie
ihr Bestehen gewährleisten können. Der Klub sollte die
ethnischen Interessen verteidigen, doch war es auch der
Wunsch einiger führender Funktionäre, auf eine neue
»gerechte Grenze in Kärnten/Koroška« hinzuwirken.
Vorsitzender des überparteilichen Vereins war bis
1941 Dr. J. Felaher, namhafte Stellvertreter waren
Dr. Janko → Arnejc, Dr. Ángela →
Piskernik und
der Senator Dr. Valentin → Rožič. Der Vorsitzende
des Vereins in Maribor war die zuvor treibende Kraft
des Villacher Kreises Ivan Hochmüller (→ Beljaško
omizje).
Der Klub sorgte für die ständige Präsenz der »Kärnt-
ner Frage« in der slowenischen Öffentlichkeit, für die
kulturelle Zusammenarbeit der Minderheit mit dem
Mutterland, für die finanzielle Unterstützung der slo-
wenischen → Kulturvereine usw. Während der »Ära
Felaher« gab es wenige entsprechende staatliche
Einrichtungen, weshalb das Wirken des KKS ganz
besonders bedeutend für die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit der Kärntner Slowenen und für die
ihnen zukommende Hilfe war. Mit all seinen Kräften
versuchte er die Wünsche seiner Kärntner Landsleute
zu verwirklichen. Es sammelte bedeutende Mittel, die
er als Stipendien Schülern, Studenten und Priesterse-
minaristen zukommen ließ. Bis 1938 organisierte und
finanzierte er Ferienreisen von Kärntner slowenischen
Maturanten und Studenten durch Slowenien und das
übrige Jugoslawien und unterstützte Ausflüge von
Schülern aus Slowenien nach Kärnten/Koroška. Über
150 Kärntner slowenischen Schülern, die aus ärmeren
Verhältnissen und/oder kränkelnd waren, ermöglichte
der KKS einen drei bis vier Wochen dauernden Auf-
enthalt in Jugendkolonien am Meer oder am Pohorje.
Er unterstützte kärntnerslowenische Landwirtschafts-
schüler und Haushaltsschülerinnen sowie die Schüler
aus Kärnten/Koroška, die die Genossenschaftsschule in
Ljubljana besuchten.
Der KKS versorgte mit seinen Publikationen zahl-
reiche slowenische Vereinsbibliotheken in Kärnten/ Koroška, unterstützte die Gründung von mehreren
Tamburizzachören (→ Tamburizzamusik), denen er
Instrumente und Notenmaterial zukommen ließ, un-
terstützte über 40 Chöre (→ Chorwesen) und insbe-
sondere Kirchenchöre in den am stärksten bedrohten
slowenischen Pfarren (→ Pfarrkarte der Diözese Gurk/
Krška škofija 1924). Über 150 Familien besorgte er
slowenische Jugend- und Kulturzeitschriften sowie
Zeitungen, unterstützte materiell und finanziell pri-
vate Sprachkurse und gab die illustrierten Beilagen
der Zeitung → Koroški Slovenec heraus (→ Publizis-
tik). Wissenschaftler und Kulturaktivisten aus Slowe-
nien ermöglichte er Reisen nach Kärnten/Koroška, die
Erforschung der Klagenfurter Archive und ethnogra-
fische Studien vor Ort. Der KKS organisierte sieben
große Gastspiele slowenischer Chöre in Slowenien
(von denen nach den Ovationen und dem Empfang die
Tournee unter der Leitung von Vinko → Poljanec
im Jänner 1933 hervorsticht) sowie unzählige weitere
Propagandaveranstaltungen mit Vorträgen, Gesang usw.
Alle angeführten Aktivitäten finanzierte der KKS selbst
aus den jährlichen Mitgliedsbeiträgen und Schenkun-
gen der Freunde von Kärnten/Koroška. Dazu gehörten
auch die Förderungen seitens einiger staatlicher Or-
gane, die anonym bleiben wollten.
Sofort nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges
wurde die Tätigkeit des KKS fortgesetzt, doch unter
neuen Rahmenbedingungen und unter dem Vorsitz des
Schriftstellers Lovro Kuhar – → Prežihov Voranc.
Das Wirken für die Minderheit, das vor dem Krieg
noch vom KKS getragen wurde, übernahm in großem
Maße der Staat, womit auch der Tätigkeitsbereich des
KKS eingeschränkt wurde. Die Mitglieder des KKS
verfolgten weiterhin mit großer Aufmerksamkeit die
Lage in Kärnten/Koroška, machten auf das Unrecht
aufmerksam, sorgten für regelmäßige grenzüberschrei-
tende Kontakte, organisierten und besuchten Kultur-
veranstaltungen beiderseits der Grenze, unterstützten
materiell und finanziell die slowenischen Kulturvereine
in Kärnten/Koroška, wirkten bei der Herausgabe von
Fachpublikationen über und für die Kärntner Slowenen
mit, veranstalteten »propagandistisch« ausgerichtete
»Kärntner Abende«, organisierten Buchaktionen und
Sommerferiencamps am Meer usw.
Die Zusammenarbeit des KKS mit den beiden zen-
tralen Kulturorganisationen der Kärntner Slowenen
(Krščanska kulturna zveza, KKZ und Slovenska pros-
vetna zveza, SPZ) wandelte sich in Form und Inten-
sität, so dass er bereits ab 1955 die ursprünglichen po-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur