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Knez, Alojz
Alois Knez
Werke : Slovenska kuharica. Spisala in na svitlo dala Magdalena Plei-
weis. V Ljubljani, 1902. Založila »Katoliška Bukvarna«. Peti pomno-
ženi natis.
Lit.: I. Illich : Pomen in dediščina Slovenske kuharice Magdalene Pleiweis.
In : Magdalena Pleiweis, Slovenska kuharica. (Reprint) Ljubljana 2004.
Martina Piko-Rustia
Knez, Alojz (Knes, Kness, Alois, * 18. Juni 1918 Pros-
sowitsch/Prosoviče [Maria Gail/Marija na Zilji], † 27.
Juni 1996 Puch bei Gummern [Weißenstein]). Wider-
standskämpfer gegen den Nationalsozialismus, auch
der »Kärntner James Bond« genannt (Earle).
K. war wahrscheinlich ausgelernter Maler. Danach
verbrachte er fünf Monate im Arbeitsdienst in Sach-
sen und in der Steiermark. Im November 1938 wurde
er in die Wehrmacht einberufen. Während der Weih-
nachtsfeiertage desertierte er als Schütze des Inf.-Ers.-
Battailons 499 in Pongau/Salzburg, da er nach der
Auffindung eines kommunistischen Flugblattes von der
Gestapo gesucht wurde.
K. entstammte einer slowenischen linksgerichteten
Familie (sprach den slowenischen → Soziolekt) und
war in seiner Heimat schon seit 1935 Mitglied geheimer
antinationalsozialistischer Organisationen. Nach seiner
Desertion verhalf ihm der ehemalige sozialdemokrati-
sche → Bürgermeister von → Maria Gail/Marija na Zilji,
Anton Tuder, zur Flucht nach → Jugoslawien und stellt
die Verbindung mit dem Vertreter der slowenischen ge-
heimen, bewaffneten volksverteidigenden Organisation
→ TIGR (Trst-Istra-Gorica-Reka), Ferdo Kravanja,
in Jesenice her (→ Widerstandsbewegung). Jesenice er-
reichte er, versteckt unter einer Kohlenladung, mit ei-
nem Güterzug. Zusammen mit Kravanja, dem Leiter
der Gruppe, und Anton Ivančič war er ein halbes Jahr
lang das aktivste Mitglied von TIGR in Nordslowenien.
Die Gruppe arbeitete auch mit anderen Gruppen, die
gegen den Nationalsozialismus kämpften, zusammen
(dem britischen Geheimdienst, der das Sabotagemate-
rial besorgte, mit Mitgliedern des jugoslawischen Anti-
spionagedienstes, mit der Gruppe um Ivan Rudolf und
um einen Angestellten des jugoslawischen Konsulates in
Klagenfurt/Celovec, Karl Širok, usw.).
K. verteilte illegal antinationalsozialistische Schrif-
ten und war die Verbindungsperson zum Reich, und
zwar sowohl zu den Gesinnungsgenossen in Kärn-
ten/Koroška und in der Steiermark als auch in Mün-
chen, Wien und Graz. Er war äußerst aktiv, körperlich
durchtrainiert und verwegen. Erstmals entging er dem
Tode, als ihn auf seinem illegalen Weg zwei bewaffnete Wächter ertappten. K. packte den auf ihn gerichteten
Gewehrlauf, der Wächter, der abdrückte, durchlöcherte
so seine Hand. K. schlug beide Wächter nieder und
floh. Am bekanntesten ist seine Teilnahme an den da-
mals größten Sabotageakten im Deutschen Reich. Im
Frühjahr 1940 überbrachte er den englischen Spreng-
stoff Franz, dem Bruder von Anton Ivančič, der in
Judenburg lebte, und dessen Mitarbeiter Engelbert
Glitzner, die in der Nacht vom 15. auf den 16. April
1940 zwei Sabotageakte auf der Südbahnstrecke in der
Nähe von Judenburg durchführten (den Sprengstoff
legte Glitzner). Als die Güterzüge einfuhren und der
Sprengstoff losging, war der Schaden allerdings mini-
mal. Darauf übergab K. neuen Sprengstoff an Glitz-
ner. Am 19. Mai wurde der dritte Sabotageakt durch-
geführt, es kam aber wieder zu keiner Entgleisung des
Zuges. Trotz des Misserfolges fanden die Aktionen bei
den höchsten deutschen Stellen großes Echo, die dar-
aufhin mit den politischen und polizeilichen Organen
in Italien und Jugoslawien in Verbindung traten. Nach
einer erfolgreichen Untersuchung verhaftete die Ge-
stapo im Juni 1940 mehr als 20 Menschen. Wegen des
scharfen Protestes gegen Jugoslawien musste der In-
nenminister Stanoje Mihaldžić zurücktreten, meh-
rere Beamte wurden versetzt und das jugoslawische
Innenministerium schrieb einen Preis von 100.000
Dinar für denjenigen aus, der Anton Ivančič, Ferdo
Kravanja und K. bei den Behörden anzeigen würde,
um diese verhaften zu können. Ivančič und Kravanja
wurden bald gefasst, K. aber wurde von TIGR recht-
zeitig zuerst nach Novo mesto und dann nach Beograd
gebracht, wo er bis zum deutschen Überfall auf Jugos-
lawien in den Kreisen von TIGR lebte. Das Gericht für
Staatssicherheit in Beograd verurteilte am 16. August
1940 Ivančič zu 3 Jahren und Kravanja zu 4 Jahren,
K. aber in Abwesenheit zu 5 Jahren Haft.
Nach der Okkupation Jugoslawiens konnte Kra-
vanja fliehen, Ivančič kam in deutsche Haft.
Das Reichskriegsgericht in Klagenfurt/Celovec ver-
urteilte am 25. Juli 1941 sechs Angeklagte zum Tode
und sieben zu Gefängnisstrafen. Daraufhin wurden am
4. November 1941 K.s Vater Franz Knez, sein On-
kel Martin Čemernjak, Engelbert Glitzner sowie
Anton und Franc Ivančič und Konrad Lipuš (Lip-
pusch) in Brandenburg enthauptet. K.s Mutter Tere-
zija (Theresia) wurde zu zehn Jahren, seine Schwester
Ana (Anna) zu fünf Jahren Haft verurteilt. Beide über-
lebten die Gefängnis- und Lagerhaft. In den Jahren
1941 und 1942 folgten noch weitere Prozesse gegen
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur