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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Seite - 663 -
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663 Kontinuität Der Fürstenstein, Sinnbild für karantanisch-slowenisch- Kärntner-kärntnersloweni- sche Kontinuität, Foto Zalka Kuchling wird auch in der räumlichen Anordnung der Vergan- genheit in Museen so dargestellt. Die Etymologie der Völkernamen (→  Ethnonyme) wird dementsprechend so erklärt, dass alle immigriert (»eingewandert«) sind : die Baiern aus Böhmen, die Slowenen aus der »Urhei- mat« nördlich der Karpaten, − und zu siedeln begon- nen haben (daher auch der beliebte deutsche Terminus Siedlungsnamen). Der »Rest« der einheimischen Altbe- völkerung wurde als »Volkssplitter« absorbiert. Neue Verhältnisse entstehen durch »Völkerwanderung« in »menschenleere Räume« : Meist ohne Frauen, daher die Erklärung für die Baiern als »Männer aus Böhmen«. Vieles ist heute deutsch, ohne dass »völkergewandert« wurde. Woher die »Österreicher« kommen, ist bisher noch nicht thematisiert. Den nationalen Universitäts- philologien kommt entgegen, dass alle geografischen Namen möglichst aus der eigenen (heutigen) Staats- sprache erklärt werden : Millenniumsmuster Ostarrichi = Ostreich. Die Ansichten der heutigen Nationalphilologie und Nationalgeschichte beherrschen durch das allgemeine Verlags- und Meinungsmonopol den Diskurs. Sie zei- gen jedoch im interkulturellen Bereich erkenntnisthe- oretische Grenzen, weil sie gerade im Hinblick auf die K. wesentliche Antworten schuldig bleiben. So weist eine weithin rezipierte Kärntner Geschichtsauffassung beachtliche Inkongruenzen auf, wenn nach der Un- terordnung der karantanisch/karantanerslowenischen Fürsten (→  Duces Carantanorum) unter die bairische Oberhoheit eine sofortige →  Germanisierung des ka- rantanischen Raums suggeriert wird (→  Geschichts- schreibung und kognitive Dissonanzen). Dies lässt wesentliche Erkenntnisse außer Acht, die die sprach- liche und rechtliche K. nicht gebührend berücksichti- gen, auch hinsichtlich der Ungermanität des Bairischen. K. ermöglicht überhaupt erst das Verständnis für die →  Freisinger Denkmäler, die Bibelübersetzung durch →  Dalmatin, die gesellschaftlichen Strömungen des 19. Jh.s (→  Inkulturation, →  Dalmatinbibel, →  Prepo- rod) und das Bestehen der slowenischen Volksgruppe in Kärnten/Koroška. K. wird oft als historische Einbahn verstanden : Wenn man »deutschsprachigen« Adelshäu- sern eine ethnische K. zuschreibt, die sich in →  Orts- namen, die auf »deutsche« Herrschaften zurückgehen, widerspiegelt, wird den Ortsnamen mit eindeutig slo- wenischem Ursprung (Stifter-, Besitzerpersönlich- keiten) hingegen keine slowenische ethnische K. zu- geschrieben. So werden Toponyme (→  Ortsnamen) slowenischen Ursprungs zu historischen Zufällen, die nicht der K. unterliegen (→  »Entethnisierung«). Ge- rade das Konzept der K. wäre angetan, gesellschafts- politische Fragen einem integrativen Verständnis zu öffnen (→  Akkulturation, →  Kulturgeschichte). Dem Völkerwanderungskonzept steht das der K. ge- genüber, nach dem die einheimische Bevölkerung seit Jahrhunderten am Ort/daheim geblieben ist und nur die Herrschaften (Besitzverhältnisse) und damit auch die Sprache (→  Sprachwechsel) sich geändert haben, nicht die Völker. Dies wird von der Namenforschung durch das Weiterleben uralter Namen eindeutig bestä- tigt. Alte Namen bleiben nur erhalten, wenn es eine re- levante K. der Bevölkerung gibt. Ortstafeln, von denen die »Völkerwanderer« die alten Namen hätten ablesen können, gibt es erst seit der allgemeinen Straßenver- kehrsordnung. Die Namen des Alpenraums (→  Namenkunde), der Baivaria und Carantania gehen überwiegend auf alte Sprachen (→  Sprachwechsel, →  Sprachmischung, →  Zweisprachigkeit) in der Abfolge zurück : Alteuro- päisch (oft noch erkennbar im Baskischen) > Keltisch > Lateinisch > Ladinisch (→  Altladinisch) und als Kreol aus Ladinisch und Alemannisch > Bairisch (→  Alt- bairisch), oder aus Ladinisch und Slawisch > Karanta-
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Untertitel
Von den Anfängen bis 1942
Band
2 : J – Pl
Autoren
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
502
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 547
  2. Lemmata Band 2 J – Pl 549
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