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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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664 Kopitar, Bartholomäus nerslowenisch > Slowenisch. Literaturüblich gibt es auch →  Glottonyme unklarer Bedeutung wie »Breonisch«, »Venetisch«, »Illyrisch«, ohne dass Spuren der so be- nannten Sprachen in den heutigen erkennbar wären. Es ist zu unterscheiden zwischen geschriebenen und gesprochenen Sprachen. Seit der Römerzeit wurde bis ins 19. Jh. Lateinisch geschrieben, sodass wir über die Volkssprachen (linguae barbaricae, linguae vulgares) wenig informiert sind. Was literaturüblich als »Alt- hochdeutsch« oder »Mittelhochdeutsch« bezeichnet wird, waren (später wieder aufgegebene) vereinzelte Versuche, im jeweiligen Dialekt etwas mit lateinischen Buchstaben zu schreiben (→  Altbairisch). Die heutigen standardisierten, genormten Literatursprachen sind re- lativ spät entstanden. Deutsch entstand als neue Dach- sprache vieler Dialekte im 16. Jh. durch den prägenden Einfluss der Luther-Bibel (→  Bibel), Slowenisch (als Schreib- und Schriftsprache) ebenso im 16. Jh. durch die krainisch orientierte Sprache der →  Dalmatinbibel. Die Bibelübersetzungen waren für die meisten europä- ischen Sprachen der Anfang der heutigen Literatur- sprachen (Nationalsprachen). Die Freisinger Denk- mäler (8. Jh.) waren der erste slawische Versuch, im Dialekt des karantanischen Raums Texte (→  Karan- tanerslowenisch) zu schreiben. Solche Texte wurden in Karantanien und Kärnten/Koroška als Kirchensprache (→  Liturgiesprache, →  Sprachgattungen) bis ins 16. Jh. benützt. Die Kirche hatte bis zum Entstehen allgemei- ner Literatursprachen eine oft unterschätzte Funktion. K. gibt es in allen Bereichen der einheimischen Bevöl- kerung : bei →  Rechtsinstitutionen, in der Namenge- bung, im jahreszeitlichen →  Brauchtum, in der Musik (→  Lieder), in der Küche (→  Küchensprache), in der Tierhaltung, in der Architektur, im Handwerk und vor allem in der gesprochenen Sprache (→  Dialekt). Lit.: O. Kronsteiner : Das romanische Erbe in den slawischen Sprachen auf dem Territorium des Imperium Romanum. In : Die Slawischen Spra- chen 12 (1987) 35–73 ; O. Kronsteiner : Die Verfremdung unserer ge- meinsamen Vergangenheit. In : Die Slawischen Sprachen (Europa und die fremden Nachbarn) 57 (1998) 275–287 ; O. Kronsteiner : Nichts als Namen. Kulturwissenschaftliche Wahrnehmungen aus Österreich und Umgebung. Ljubljana 2003. Otto Kronsteiner Kopitar, Bartholomäus (Jernej, * 23. August 1780 Repnje [Vodice, Gorenjska], † 11. August 1844 Wien), Slawist, Bibliothekar. Nach Abschluss des Gymnasiums in →  Ljubljana war K. dort Sekretär bei Baron Sigismund/Žiga →  Zois, dem Mentor der slowenischen →  Aufklärung. 1808 ging er zum Jusstudium nach Wien, wurde Zen- sor für slawische, neugriechische und rumänische Bü- cher. Von 1810 bis zu seinem Tod war K. Bibliothekar an der Wiener Hofbibliothek, zuletzt im Rang des 1. Custos mit dem Titel eines Hofrats. Im Sinne seiner austroslawischen Orientierung setzte er sich zum Ziel, von Wien aus die sprachlich-kulturelle Entwicklung der unter habsburgischer Herrschaft lebenden Slawen voranzutreiben (→  Austroslawismus). Das bedeutendste Ergebnis seines Wirkens war das von ihm initiierte und betreute sprachreformatorische Lebenswerk des Serben Vuk St.  Karadžić. Als Spiri- tus Rector der (noch voruniversitären) Wiener slawis- tischen Schule hat K. durch seinen wissenschaftlichen Erben und Nachfolger im Amt, Franz →  Miklosich, weitergewirkt. Seine weit gespannten Fachkontakte machten K. zum Gesprächspartner und Informanten in slavicis der bedeutendsten Philologen und Historiker seiner Zeit, wie Wilhelm v. Humboldt, Jacob Grimm (der ihm den Beinamen monstrum scientiarum gab) und Leopold v. Ranke. Seinem hohen Rang in der wissen- schaftlichen Welt entsprechend wurde er als erster Ge- lehrter Österreichs mit der Verleihung des preußischen Ordens »Pour la mérite« geehrt. K.s Ruhm begründete früh seine Grammatik der Slavischen Sprache in Krain, Kärnten und Steyermark, die erste moderne, wissen- schaftliche slowenische (deskriptive) Grammatik. Für die argumentative Absicherung von K.s →  Pannoni- scher bzw. Karantanischer Theorie war der (anfangs über Janez Nepomuk →  Primic laufende) langjährige Kontakt mit Urban →  Jarnik von Bedeutung, der in einer umfangreichen Korrespondenz dokumentiert ist. Jarnik sah in K. seinen Mentor, der ihn zu philolo- gischen und ethnografischen Studien anregte und sich für sein berufliches Fortkommen einsetzte. K. hatte u. a. Kontakte zum Redakteur der Zeitschriften →  Carin- thia und Kärntnerische Zeitschrift, Johann Gottfried Kumpf sowie mit dem Kärntner Landeshistoriker Carl-Franz Suntinger. Ein bekannter Aufenthalt K.s in Kärnten/Koroška fällt in das Jahr 1811, als ihn eine große Europareise über Salzburg nach Ljubljana führte. Am St.  Marxer Friedhof in Wien wurde ihm ein Denk- mal mit folgender Inschrift gesetzt : »Bartholomaeus Ko- pitar / Carantanus / natus in pago Repnje ad Aemonam / die 23 M. Augusti 1780 / in slavicis literis augendis / magni Dobrovii / ingenius aemulator / obiit Vindobonae d. 11. M. Augusti 1844.«
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Untertitel
Von den Anfängen bis 1942
Band
2 : J – Pl
Autoren
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
502
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Alphabetische Liste der AutorenInnen/BeiträgerInnen im vorliegenden Band 547
  2. Lemmata Band 2 J – Pl 549
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