Seite - 667 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Bild der Seite - 667 -
Text der Seite - 667 -
667
Koroška domovina
Dr. Anton Korošec Landtagswahlen. Erst 1906 gelang ihm als Abgeord-
neter der Allgemeinen Kurie der Einzug in den Wiener
Reichsrat, dem er bis zum Zerfall der Monarchie an-
gehörte. Dies ermöglichte seine Wahlsiege 1907 und
1911. Seit 1909 gehörte er auch dem steirischen Land-
tag an.
Im Sommer 1906 trat K. beim 3. Katholikentag in
→
Ljubljana erstmals neben Ivan Šusteršič und Janez
Evangelist → Krek als Redner in der breiteren slowe-
nischen Öffentlichkeit auf. Er betonte seine Sorge um
den Bauernstand, der »Staat, Thron und Altar« erhält.
Im selben Jahr erfolgte in der Untersteiermark/Spodnja
Štajerska die parteipolitische Trennung in Liberale und
Klerikale. Für die Letzteren gründete K. die Slovenska
kmečka zveza za Štajersko [Slowenischer Bauernver-
band für die Steiermark], die zur führenden politischen
Kraft unter den steirischen Slowenen wurde und sich
1909 in die Vseslovenska ljudska stranka [Allslowenische
Volkspartei] integrierte.
Im Wiener Parlament war K. zunächst stv. Vorsit-
zender des Slovenski klub [Slowenischer Klub], 1911
der Hrvatsko-slovenska zajednica [Kroatisch-sloweni-
sche Gemeinschaft] bzw. im März 1914 Obmann des
Hrvatsko-slovenski klub [Kroatisch-slowenischer Klub]
mit 29 Abgeordneten. Im Mai 1917 erfolgte seine
Wahl zum Vorsitzenden des neu gebildeten Jugoslo-
vanski klub [Südslawischer Klub] im Wiener Reichsrat.
Als solcher verlas K. am 30. Mai 1917 die als → Mai-
deklaration bekannte staatsrechtliche Erklärung, wo-
rin man »auf Grund des nationalen Prinzips und des
kroatischen Staatsrechtes die Vereinigung aller von
Slowenen, Kroaten und Serben bewohnten Gebiete
der Monarchie zu einem selbständigen, von jeder na-
tionalen Fremdherrschaft freien, auf demokratischer
Grundlage aufgebauten Staatskörper« forderte. Damit
begann ein mehrmonatiger Prozess der Loslösung von
der Habsburgermonarchie, der mit der Konstituierung
des Narodno vijeće Slovenaca, Hrvata i Srba [National-
rat der Slowenen, Kroaten und Serben] am 6. Oktober
1918 beendet wurde. Die formale Proklamation vom
29. Oktober 1918 schuf sodann einen unabhängigen
Staat, die Država SHS [Staat der Slowenen, Kroaten
und Serben]. Als sein Präsident fuhr K. unverzüglich
nach Genf und Paris, um internationale Anerkennung
und Kontakte zu finden.
Erst nach der Ausrufung der Kraljevina SHS [König-
reich SHS] am 1. Dezember 1918 in Beograd kehrte K.
in seine neue Heimat zurück und beteiligte sich sofort
am politischen Leben (→
Jugoslawien). Er wurde stell- vertretender Ministerpräsident und übernahm in der
Folge 14 Regierungsämter, wovon seine Funktionen
als Ministerpräsident (27. Juli 1928–6. Jänner 1929)
und Innenminister (24. Juni 1935–21. Dezember 1938)
hervorzuheben sind. Daneben war K. bis zu seinem Tod
Vorsitzender des genossenschaftlichen Hauptverbands
Jugoslawiens.
Ende 1932 deckte K. nach außen die von seinen
Parteigängern entworfene Slovenska deklaracija, auch
Koroščeve punktacije genannt, worauf er Ende 1932 in
Vrnjačka Banja und Tuzla, zuletzt aber auf Hvar inter-
niert wurde (28. Jänner 1933–14. Oktober 1934).
K. war als Pragmatiker Meister der politischen Tak-
tik. Obwohl er als »einziger Nichtklerikaler unter den
Klerikalen« bezeichnet wurde (Anton Trstenjak), war
er innenpolitisch ein prinzipieller Gegner liberaler und
kommunistischer Bewegungen sowie außenpolitisch
Hitler-Deutschlands. Sein Hauptziel, ein autonomes
Slowenien, erreichte er nur de facto, nicht de jure.
Lit.: ÖBL ; ES ; OVSBL. – F. Freund : Das österreichische Abgeordne-
tenhaus. Ein biographisch-statistisches Handbuch. 1907–1913. XI. Le-
gislaturperiode (XVIII. Session). Wien [o. J.] ; A. Farkaš : Dr. Anton
Korošec. Ljubljana 1941 ; S. Kranjec : Koroščevo predavanje o postanku
Jugoslavije. In : ZČ 16 (1962) 218–229 ; P. Vodopivec : Parlamentarna
dejavnost Jugoslovanskega kluba od septembra 1917 do marca 1918 in
nastanek januarskega memoranduma. In : ZČ 27 (1973) 55–90 ; V. Me-
lik : Slovenci v državnem zboru. In : ZČ 33 (1979) 49–66 ; F. J. Bister :
Anton Korošec, državnozborski poslanec na Dunaju. Življenje in delo
1872–1918, Prevedel J. Moder. Ljubljana 1992 ; J. Prunk : Slovenski
narodni vzpon, Narodna politika (1768–1992). Ljubljana 1992 ; F. J.
Bister : »Majestät, es ist zu spät …« Anton Korošec und die slovenische
Politik im Wiener Reichsrat bis 1918. Wien [e. a.] 1995 ; V. Melik : Wah-
len im alten Österreich am Beispiel der Kronländer mit slowenischsprachi-
ger Bevölkerung. Aus dem Slowenischen von I. Vilfan-Bruckmüller (=
Anton Gindely Reihe zur Geschichte der Donaumonarchie und Mit-
teleuropa 3). Wien [e. a.] 1997 ; B. Godeša, E. Dolenc : Izgubljeni spo-
min na Antona Korošca. Iz zapuščine Ivana Ahčina. Ljubljana 1999 ; A.
Rahten : Slovenska ljudska stranka v dunajskem parlamentu. Slovenska
parlamentarna politika v habsburški monarhiji 1897–1914. Celje 2001.
Feliks J. Bister
Koroška domovina [Kärntner Heimat], erschien
erstmals 1920 mit dem Untertitel : Neodvisni tednik za
koroške Slovence [Unabhängiges Wochenblatt für die
Kärntner Slowenen]. Später bekam die Zeitung zusätz-
lich den entsprechenden deutschen Titel Kärntner Hei-
mat, mit (ab 7. November 1924) geändertem Unterti-
tel : Neodvisni list za domoljubne Korošce [Unabhängiges
Blatt für heimatliebende Kärntner].
Anfangs erschien die Zeitung lediglich auf Slowe-
nisch, in weiterer Folge veröffentlichte sie auch Bei-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur