Seite - 674 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
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Koroško Korošcem
stellt werden. Nachdem im Jahre 1919 die Druckerei
der → Mohorjeva in den Wirren des Abwehrkampfes
nach Prevalje geschafft und so vor der Zerstörung ge-
rettet worden war, war in Kärnten/Koroška und auch
darüber hinaus keine Druckerei bereit, eine slowe-
nische Zeitung zu drucken. Erst mithilfe der Wiener
Tschechen war es möglich, den KS herauszugeben. Bis
1923 mussten die Beiträge an die tschechische Dru-
ckerei »Lidová knihtiskárna« geschickt werden, die
redaktionelle Betreuung und Korrektur übernahmen
slowenische Studenten in Wien. Erst 1924 war die Re-
daktion und Verwaltung des Blattes offiziell in Kärnten/
Koroška. Als Verleger, Herausgeber und verantwortli-
cher Redakteur wurden im KS bis November 1935
der Wiener Tscheche und Typograf Josip Žinkovský
und bis Mitte 1936 Jaroslav Malý genannt, obwohl
sie eigentlich nur die Aufgaben von verantwortlichen
Redakteuren erfüllten. Danach übernahm diese Tätig-
keit Vinko Zwitter in Klagenfurt/Celovec. Ab 1923
wird das Politično in gospodarsko društvo za Slovence na
Koroškem als Inhaber des Blattes geführt.
Ziel des KS war es, die nationalen und wirtschaft-
lichen Interessen der Kärntner Slowenen zu vertreten
sowie das den Kärntner Slowenen zugefügte Unrecht
aufzudecken. Die Leser sollten im KS über Gesetze
und Rechte, im Besonderen die Minderheitenrechte,
der Staatsbürger aufgeklärt werden (→ »Minderheit«).
Neben nationalen und internationalen Neuigkeiten
legte der KS besonderen Wert auf Beiträge zu politi-
schen, wirtschaftlichen und kulturellen Themen, die
vorwiegend die Kärntner Slowenen betrafen, sowie auf
die lokale Berichterstattung aus →
Südkärntner Ge-
meinden und Orten mit slowenischsprachiger Bevöl-
kerung. Der Kreis der örtlichen Berichterstatter und
Mitarbeiter war dementsprechend groß. Die lokalen
Berichte drückten dem KS den Stil einer Chronik der
Ereignisse im slowenisch- bzw. zweisprachigen Gebiet
in Kärnten/Koroška auf. Regelmäßig veröffentlichte
der KS literarisch-unterhaltende Feuilletons, zum Teil
von bekannten slowenischen Literaten.
Der KS war vor allem Sprachrohr des Politično in
gospodarsko društvo za Slovence na Koroškem [Politischer
und wirtschaftlicher Verein für Slowenen in Kärnten]
sowie dessen wahlwerbender Partei, der → Koroška
slovenska stranka [Kärntner slowenische Partei]. Diese
artikulierte regelmäßig ihre politische Meinung und
slowenisch-konservative Linie im KS. Breiten Raum
fanden Kommentare zu aktuellen politischen Themen,
vor allem anlässlich von Gemeinderats- und Land- tagswahlen. Die Zeitung berichtete ausgiebig über die
Arbeit der beiden slowenischen Landtagsabgeordneten
(→ Abgeordnete), über die Tätigkeit von slowenischen
→ Kulturvereinen und verteidigte oftmals vehement
die Rechte der Kärntner Slowenen. Zweifellos trug
der KS entscheidend zur politischen Mobilisierung
des slowenisch-konservativen Lagers nach der Volks-
abstimmung 1920 und zum erfolgreichen Auftreten
der Kärntner slowenischen Partei bei den Wahlen in
der Ersten Republik bei. Insbesondere zu Beginn des
autoritären Ständestaates (1933–1938) in Österreich
zeigte der KS Sympathien für die neue Staatsform und
veröffentlichte zahlreiche Leitartikel, die der Ideologie
des Ständestaates sehr nahestanden bzw. mit ihr de-
ckungsgleich waren, später ist jedoch auch gegenüber
dem Ständestaat eine stärkere Distanz spürbar. Der KS
setzte sich mit den immer bedrohlicher werdenden to-
talitären Systemen, vor allem dem Nationalsozialismus
und Bolschewismus, auseinander und lehnte beide ve-
hement ab.
Nach dem → »Anschluss« Österreichs an das Deut-
sche Reich im März 1938 konnte der KS weiter er-
scheinen, wurde jedoch der NS-Zensur unterzogen
und wegen dieser seit 1939 in Klagenfurt/Celovec
gedruckt. Zwangsläufig hielt sich die Zeitung bei po-
litischen Kommentaren zurück, trotzdem erschienen
Beiträge, die eindeutig als früher Widerstand gegen das
NS-Regime zu werten sind bzw. eine oppositionelle
Haltung dokumentieren.
Am 2. April 1941 erschien die letzte Nummer des
KS. Nach dem Überfall Hitlerdeutschlands auf → Ju-
goslawien am 6. April 1941 wurde die Zeitung vom
NS-Regime eingestellt.
Quellen : KS 1921–1941 ; 1921 – 23. marec – 1931. In : KS (25. 3.
1931) 1 ; Nekaj spominov ob desetletnici »Koroškega Slovenca«. In : KS
(25. 3. 1931) 1–2 ; »Koroški Slovenec« – desetletnik. In : KS (25. 3. 1931)
2–3 ; Moji spomini k desetletnici. In : KS (25. 3. 1931), 3 ; Glas pravice,
in : KS (25. 3. 1931) 4 ; Slike iz življenja in sveta. Jubilejna priloga
»Koroškemu Slovencu«. In : KS (25. 3. 1931).
Lit.: ES (A. Malle).
Web : www.mindoc.eu (Edition) (7. 8. 2014).
Hanzi Filipič
Koroško Korošcem [Kärnten den Kärntnern], V Ce-
lovcu bzw. Celovec, 15. Oktober 1919 – 13. November
1920, gedruckt bei Leon, Klagenfurt/Celovec. Erschei-
nungsweise nicht immer regelmäßig, laut Aufdruck ab
22. Juni 1920 »einmal wöchentlich«, ab 1. September
1920 »zweimal wöchentlich«. Herausgeber : National-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur