Seite - 676 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Bild der Seite - 676 -
Text der Seite - 676 -
676
»Korotan«, Slovensko akademsko ferialno društvo
Slovenski pevski zbor Koro-
tan, O Podjuna
Studentenheim (und Hotel) Korotan in Wien Josef-
stadt oder der gleichnamige Yachtklub. K. (so belegt in
Hippolytus’ Dictionarium trilingue Latino-germanicum-
sclavonicum […] 1715, bei →
Gutsmann 1789 kora-
tan), und ist wohl die lautgesetzliche Fortsetzung von
lat. carantanus ›karantanisch‹ im Slowenischen, die zur
Zeit des karantanischen Fürstentums ins Frühsloweni-
sche gelangt ist. Der Wortstamm *kar- ist zu indoeu-
ropäisch *(s)kar- ›hart (sein)‹ zu stellen (auch gekreuzt
mit *ker(ə)-/*kor(ə)- ›Oberstes am Körper ; Kopf, Horn ;
Gipfel‹ mit zahlreichen Ableitungen und Varianten).
Dieses Wort kommt in der Alpen-Adria-Region (mit
der Semantik ›Fels, felsige Gegend‹ usw.) mehrmals vor,
z. B. romanisch Carnia, slow. Kranj (aus *kărń-) usw., so-
dass ein Mons carentanus (983 in monte Carentano, heute
›Ulrichsberg‹) mit seinem markanten felsigen Gipfel als
›Steinberg‹ zu interpretieren ist, zumal an seinem Fuße,
am Rande des Zollfeldes auf einem kleinen felsigen Pla-
teau die althochdeutsch *Charantapurch ›Kärntenburg‹
(1201 Chaerenpurch), heute Karnbúrg, lag. Urkundlich
ist diese Örtlichkeit 888 Carentano, curtem Corontanam,
927 in civitate Carantana usw. bezeugt. Diesen Formen
liegt ein keltoroman. *karant- ›Felsen‹ zugrunde, das
über slawisch *korǫt- + -ьsk- im Slowenischen Koroško
bzw. Koroška ›Kärnten‹ usw. ergab (so schon bei Guts-
mann 1789). – Wenig wahrscheinlich ist ein Zusam-
menhang mit dem keltischen karant- ›Freund‹.
Lit.: F. Bezlaj : Etimološki slovar slovenskega jezika II. Ljubljana 1982
(sub Koroška) ; E. Kranzmayer : Ortsnamenbuch von Kärnten I–II. Kla-
genfurt 1956–1958 ; H.D. Pohl : Kleines Kärntner Namenbuch. Orts-,
Gewässer- und Bergnamen. Klagenfurt 2013, 33.
Heinz-Dieter Pohl
»Korotan«, Slovensko akademsko ferialno društvo
[Slowenischer akademischer Ferialverein »Korotan«]
mit Sitz in Klagenfurt/Celovec, → Mišič, Dr. Franc.
Korrelationsmodell, → Inkulturation.
Korytko, Emil (1813–1839), Sammler von Volkslie-
dern, → Lied, → Volkslied ; Gregor → Krek.
Kos, Franc (* 24. Dezember 1853 Selca [Železniki,
Gorenjska], † 14. März 1924 Ljubljana), Historiker.
Nach der Volksschule in Selce und dem Gymnasium
in Kranj und Ljubljana ging K. nach Wien, um Ge-
schichte, Geografie und Slawistik (bei Fran → Miklo-
sich) zu studieren. 1881 promovierte er aus dem Fach Geschichte. Er wirkte als Lehrer in Ljubljana, → Go-
rizia/Gorica/Görz und Koper/Capodistria, wo er auch
Schulaufseher war. Die Jahre zwischen Kriegsausbruch
und -ende verweilte er wieder in Wien. 1919 kehrte
ernach Ljubljana zurück und verbrachte hier seinen
Lebensabend.
K. gilt als Koryphäe auf dem Gebiet der modernen,
pragmatisch systematisierenden slowenischen → Ge-
schichtsschreibung. Er war auch der Erste, der seine
historischen Analysen auf das slowenische ethnische
Gebiet als Einheit und nicht als Konglomerat einzelner
staatlicher Verwaltungssysteme bezog (→ Kontinu-
ität). Der Historiograf beschäftigte sich überwiegend
mit dem frühen Mittelalter, mit der Kolonisierung
des südslawischen Raumes (→ Karantanien) und der
Urgeschichte der Slowenen, woraus sich seine Ableh-
nung der autochthonen Theorien ergab, welche die
Slowenen zur Urbevölkerung im heutigen sloweni-
schen Siedlungsraum der Vorgeschichte deklarierten.
Er bestätigte die Existenz der → Slawen/Slowenen
im Alpen-Adria-Gebiet ab dem 6. Jh. und interes-
sierte sich u. a. für das slowenische Heimatgebiet zur
Zeit der → Christianisierung im 8. und 9. Jh., die er
in seiner Arbeit Spomenica tisočletnice Metodove smrti
[Denkschrift ob des 1000-jährigen Todestages Me-
thods] (1885) beschrieb. Die geplante Erscheinung
eines Sammelbandes zur slowenischen → Kulturge-
schichte (Zeitraum 500–1269) wurde vom ursprüng-
lichen Herausgeber → Slovenska Matica [Slowenische
Gesellschaft für Literatur und Kultur] aufgrund des
immensen Umfangs des Bandes, hervorgerufen durch
dessen besondere Genauigkeit, nach drei Jahren Arbeit
annulliert. Schließlich fand sich ein Verleger für K.s
Forschungsmaterial : das Verlagshaus Leon veröffent-
lichte sein Lebenswerk Gradivo za zgodovino Slovencev
v srednjem veku [Material zur Geschichte der Slowe-
nen im Mittelalter] (1902–1928) in fünf Bänden, die
die Jahre 501 bis 1246 umfassten. Der letzte Teil ging
posthum und unter der redaktionellen Leitung seines
Sohnes Milko → Kos in Druck. In seinem Œuvre bet-
tete K. den slowenischen Raum zunächst in den kultur-,
geo- und teils kirchenpolitischen Kontext in der betref-
fenden Zeitspanne. Danach verwies er auf diverse Ori-
ginalquellen (Chroniken, Kodizes u. Ä.), teilweise auch
auf Archive. Im Hauptteil führte er eine chronologi-
sche Zeittafel an, die er mithilfe von Zitaten aus dem
jeweiligen Urtext untermauerte. Für seine systemati-
sche geschichtliche Rekonstruktion verarbeitete er an
die 4.000 Regesten, versah sie mit Erläuterungen und
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 2 : J – Pl
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 2 : J – Pl
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 502
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur